Essen./Gelsenkirchen. Brutal soll ein Gelsenkirchener seine Essener Freundin misshandelt und vergewaltigt haben. Jetzt steht er vor Gericht.

Äußerlich wirkt der 32 Jahre alte Jetmir R. gar nicht so kräftig. Laut Anklage ist er aber fähig zu brutaler Gewalt - gegen eine Frau. Opfer soll seine Essener Lebensgefährtin gewesen sein, die er misshandelt und vergewaltigt haben soll. Seit Mittwoch muss der Gelsenkirchener sich vor der XVI. Essener Strafkammer verantworten.

Acht Punkte listet die Anklage auf. Ob sie zutreffen, ist am ersten Verhandlungstag schwer zu beurteilen, denn Jetmir R. schweigt zunächst, will sich vielleicht später einmal äußern. Seine frühere Freundin wird unter Ausschluss der Öffentlichkeit gehört.

Mit der Faust auf sie eingeschlagen

Er wohnt in Gelsenkirchen in der Altstadt, war dort verheiratet, hat Kinder. Sie kommt aus Niedersachsen. Im Essener Südviertel bezieht sie eine Wohnung, in der sie zeitweise mit ihm zusammenlebt. Aber schnell kommt es zu Konflikten. In der ersten Jahreshälfte 2020 eskaliert ein Streit zwischen ihnen, obwohl sein Bruder zu Gast ist. Es geht um finanzielle Fragen. Laut Anklage schlägt er ihr mehrfach mit der Faust auf den Hinterkopf. Auch Tritte sollen sie getroffen haben. Weil sein Bruder sich einschaltet, soll er sich schnell beruhigt haben.

Am 20. Juli 2020 kommt es laut Anklage zu einer ganzen Reihe von Straftaten. Mit schlechter Laune soll er morgens ihr Handy ergriffen haben, um es nach Kontakten mit fremden Männern zu durchsuchen. Eine Rufnummer schien ihm verdächtig. Da soll er sie an den Haaren gezogen, sie geschlagen und getreten haben. Zwischendurch soll der Angeklagte sich zwar immer wieder beruhigt haben, kurz danach sei es aber weitergegangen.

Mit Schere bedroht

Zuerst soll er ihr mit einem Schirm auf den Kopf geschlagen und sie danach mit einer Schere bedroht haben. So habe er erreicht, dass sie eine Kollegin anrief und dieser versicherte, es sei alles in Ordnung. Auf einem anschließenden Spaziergang soll er sie auf einem Spielplatz geohrfeigt haben.

Zurück in der Essener Wohnung soll es zum Höhepunkt der Gewalt gekommen sein. Laut Anklage schüttete er ihr zunächst Eistee ins Gesicht und schlug ihren Kopf gegen die Wandfliesen. Dann habe er ihre Kleidung zerrissen und sie vergewaltigt. Ihr Weinen habe ihn nicht weiter gestört. Erst als es klingelte, soll er aufgehört haben.

Blutende Wunde in die Stirn geritzt

In den nächsten beiden Monaten kommt es laut Anklage wieder zu Streitereien. Einmal kratzt er ihr eine blutende Wunde in die Stirn, heißt es, als die beiden an einer Haltestelle stehen. Ein anderes Mal wirft er in seiner Gelsenkirchener Wohnung mit einem Küchenmesser nach ihr, trifft sie aber nicht.

Sie ist es wohl leid, zieht zurück nach Niedersachsen. Dort bedrängt er sie weiter, allerdings mit Text- und Sprachnachrichten. Staatsanwältin Laura Zdarta zitiert in der Anklage eine dieser Nachrichten mit vulgären und beleidigenden Ausdrücken. Und einer Drohung: "Warte bis ich da bin. Ich werde das schlimmer als letzte Mal machen, dass du nicht mehr laufen kannst." In einer anderen Nachricht heißt es, er werde den Freund ihrer Mutter "abstechen". Dem hatte er zuvor schon mit seinen "albanischen Kumpels" gedroht.

Ein wenig Ärger gibt es, weil der erfahrene Gelsenkirchener Strafverteidiger Heinz-Walter Lindemann nicht damit zufrieden ist, dass die Familie des Angeklagten kurzfristig den Dülmener Rechtsanwalt Benedict Heiermann als weiteren Anwalt engagiert hat. Lindemann will deshalb raus aus dem Verfahren, hat kein Vertrauen mehr zu seinem Mandanten. Gegen Mittag darf er gehen.

Heiermann geht erst einmal mit einem Antrag das Opfer an. Er beantragt, die Zeugin psychiatrisch untersuchen zu lassen, weil sie psychisch krank sei und Kokain konsumiere. Im Ermittlungsverfahren hatte die Frau angegeben, dass der Angeklagte Jetmir R. Drogen zu sich nehme. Drei weitere Tage sind geplant.