Duisburg. Ein Speziallabor in Duisburg tüftelt am Streifenwagen der Zukunft. Er soll sich selbst den Weg freimachen können. Und das ist noch nicht alles.

Offiziell heißt es „Landesamt für Zentrale Polizeiliche Dienste“ (LZDP), Abteilung 3. LZDP-Direktor Thomas Roosen spricht an diesem Freitagmorgen allerdings in Anspielung auf den gleichnamigen James-Bond-Erfinder von „Abteilung Q“. Ganz falsch ist das nicht, denn tatsächlich tüfteln sie hier an vielen Neuheiten für die Beamten im Einsatz – Uniformen, Ausrüstung, Waffen und dem Streifenwagen der Zukunft. Um den einmal zu sehen, ist NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) vorbeigekommen.

Erster Ansprechpartner in Sachen Sicherheit

Die Treppe hinunter und nach rechts, dann einen langen Gang mit großen Rohren entlang und schon ist man da. In einer Tiefgarage. Hier beschäftigen sich die Experten mit dem Projekt KoMoD-Polizei (Kooperative Mobilität im digitalen Testfeld Düsseldorf). „Sperriger Name“, räumt Roosen ein aber ein wichtiges Thema. Denn es geht – vereinfacht gesagt - um automatisiertes und vernetztes Fahren. Nicht heute, nicht morgen aber auch nicht erst in ferner Zukunft.

„Dass es kommt ist sicher“, sagt Reul. Und die Bedürfnisse der Polizei, sagt er auch, „müssen dabei von Anfang an mitbedacht werden“. „Schließlich sind wir der erste Ansprechpartner, wenn es um die Sicherheit auf unseren Straßen geht.“ Deshalb gibt es in der Duisburger Tiefgarage der Polizei auch eine schwere, nur elektronisch zu öffnende Stahltür, hinter der sich ein Labor verbirgt.

„Grüne Welle“ auf Knopfdruck

Minister Reul auf dem Fahrersitz des Streifenwagens. Foto: Lars Heidrich / FUNKE Foto Services
Minister Reul auf dem Fahrersitz des Streifenwagens. Foto: Lars Heidrich / FUNKE Foto Services © FUNKE Foto Services | Lars Heidrich

Darin steht der Streifenwagen der Zukunft, aber der sieht aus wie der Streifenwagen der Gegenwart. Kein Aston Martin ist dort zu sehen, sondern ein Ford S Maxx. Und wenn Herbert Reul im Cockpit einen Knopf drückt, dann fliegt nicht etwa das Dach weg und der Beifahrer aus dem Auto, sondern eine Ampel springt von Rot auf Grün.

Das ist auf den ersten Blick wenig spektakulär, im täglichen Einsatz des Wach- und Wechseldienstes aber weitaus wichtiger als Maschinengewehre hinter den Scheinwerfern oder ausfahrbare Reifenaufschlitzer. Denn es ermöglicht den Beamten, auf einer „grünen Welle“ schneller und sicherer zum Einsatz zu kommen. „Die Straßen selbst einsatzbereit machen“, sagt Reul.

Nachrichten an Autofahrer in der Nähe

Es ist zudem erst der Anfang. Viel mehr soll irgendwann möglich sein. Bussen und Bahnen ein Stoppsignal zu senden etwa oder den Autofahrern in der Nähe in Sekunden-Bruchteilen eine Nachricht auf das Display. „Fahren sie rechts ran.“ Mehr noch. Technisch ist es bereits jetzt möglich, ein Auto gegen den Willen des Fahrers zu stoppen, wenn er sich der Anweisung widersetzt. Aber dazu halten sie sich noch recht bedeckt im LZDP.

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In den vergangenen Wochen hat der Streifenwagen erst einmal im Labor gestanden, um zu testen, ob sich neue Geräte auch nicht gegenseitig stören und auch von außen nicht gestört werden können. Und ob sie keine Strahlung abgeben, die die Insassen gefährden könnte. Was entwickelt wird, soll noch in diesem Sommer auch getestet werden: und zwar auf Teilstrecken der Bundesautobahnen A 57 und A 52 sowie auf einem Testfeld im Stadtgebiet Düsseldorf.

Datenschutz wird ausgiebig beleuchtet

Natürlich gibt es nicht nur technische, sondern auch rechtliche Fragen. Speziell beim Schutz der Daten, die mit zunehmender Automatisierung in ganz neue Dimensionen steigen. Beleuchtet werde, so Roosen, „ob man den Datenfluss der voll automatisierten Fahrzeuge mit der Infrastruktur sichern und auswerten“ dürfe.

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Völlig offen ist derzeit noch, ob die Beamten und Beamtinnen sich selbst irgendwann in automatisch fahrende Streifenwagen setzen dürfen. Weil noch unklar ist, ob eine Technik, die grundsätzlich darauf programmiert ist, sich genau an die Regeln der Straßenverkehrsordnung zu halten, auf Knopfdruck auch gezielt dagegen verstoßen kann, um eine wilde Verfolgungsjagd aufzunehmen. Oder ob in solchen Fällen dann doch weiterhin menschliche Hände ans Lenkrad fassen und Füße aufs Gas und auf die Bremse treten. Muss man nicht sofort klären, irgendwann schon. „Es gibt“, hat auch Armin Helzer, Leiter der Abteilung 3, längst festgestellt, „viele Fragen, die noch zu beantworten sind.“