Bochum. Ein Polizeiauto ist in Bochum gegen einen Baum geprallt. Vier Abiturienten zogen die Beamten aus dem brennenden Auto, in dem Munition platzte.

Mit einem Schutzengel unterwegs waren zwei Polizisten in Bochum in der Nacht von Donnerstag auf Freitag. Nach einem Unfall um 3.25 Uhr zogen fünf Passanten, darunter vier Abiturienten, die Beamtin (24) und ihren Kollegen (30) aus dem brennenden Einsatzfahrzeug.

Einsatzfahrt mit Blaulicht und Martinshorn

„Ohne die fünf Helfer wären wir wahrscheinlich jetzt zwei weniger“, sagt Polizeisprecher Volker Schütte. „Ich weiß nicht, ob die beiden Kollegen ohne Hilfe rechtzeitig aus dem Auto rausgekommen wären.“ Die Beamten wurden bei dem Unfall schwer verletzt.

Vier Abiturienten, die in einem nur 100 Meter von der Unfallstelle entfernt gelegenen Garten das erfolgreiche Ende ihrer Schulzeit gefeiert haben, und ein vorbeikommender Autofahrer haben mit ihrer beherzten Rettungsaktion Schlimmeres verhindert.

Auch interessant

Die beiden verunglückten Polizisten waren von der Wache Wattenscheid aus unterwegs: der 30-Jährige saß am Steuer. Mit Blaulicht und Martinshorn fuhren sie zu einer etwa 1,5 Kilometer von der Unfallstelle entfernt gelegenen Tankstelle. Dort hatte sich „eine verdächtige Person an einer Tür zu Schaffen gemacht“, wie es heißt.

Feiernde Abiturienten hören lauten Knall

Auf der Hüller Straße kam der Streifenwagen dann in Höhe der Einmündung „Am Beisenkamp“ nach rechts von der Fahrbahn ab, prallte gegen einen Baum und ging in Flammen auf.

Am Tag nach dem Unfall kniet Tom Heß an der Stelle, an der der brennende Streifenwagen mit den beiden Polizeibeamten stand. Gemeinsam mit drei Freunden und einem Autofahrer hat der 18-Jährige spontane Hilfe geleistet.
Am Tag nach dem Unfall kniet Tom Heß an der Stelle, an der der brennende Streifenwagen mit den beiden Polizeibeamten stand. Gemeinsam mit drei Freunden und einem Autofahrer hat der 18-Jährige spontane Hilfe geleistet. © Olaf Ziegler

„Wir haben einen lauten Knall gehört und sind Richtung Straße gelaufen, um zu schauen, was passiert ist“, sagt Tom Heß. Der 18-jährige Abiturient der Maria-Sibylla-Merian-Gesamtschule hatte gemeinsam mit Freunden im elterlichen Garten „Am Beisenkamp“ den erfolgreichen Schulabschluss gefeiert. Tief in der Nacht hatten sich die Reihen gelichtet. Zu viert saßen sie noch draußen.

Erste-Hilfe-Ausbildung vor einem Jahr

Als Tom Heß als Letzter, wie er sagt, zur Unfallstelle kam, habe das Auto schon gebrannt. Gemeinsam mit jemand anderem („Ich weiß gar nicht mehr genau, wer es war. Es ging alles so schnell“) habe er die Polizistin, die neben dem Auto saß, von dem brennenden Wagen weggezogen. „Sie hatte sich offenbar die Hand gebrochen und auch andere Verletzungen zugezogen.“ Er sei bis zu dem Eintreffen der Rettungskräfte bei ihr geblieben und habe sie gestützt. Auch der Mann habe zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr im Auto gesessen. Seine Freunde hatten ihn herausgezogen.

Vor gut einem Jahr hat der Schüler erst die Erste-Hilfe-Ausbildung absolviert, um seinen Führerschein machen zu können. „Das hat bestimmt heute geholfen.“ Allerdings habe er zum Teil auch impulsiv reagiert und nicht über alles nachgedacht.

Nach der Erstversorgung vor Ort haben Rettungssanitäter die Verletzten in Krankenhäuser gebracht. Lebensgefahr besteht nach aktuellem Stand nicht. Dem Vernehmen haben sich die Beamten u.a. Knochenbrüche zugezogen, der 30-Jährige habe auch Brandverletzungen.

Auch interessant

Munition platzt – Besondere Gefahr für die Feuerwehr

Warum der Streifenwagen nach dem Aufprall auf den Baum so schnell in Brand geraten ist, werden die Ermittlungen ergeben müssen. Beim Löschen des brennenden Autos musste die Feuerwehr besondere Vorsicht walten lassen. Denn: Durch den Brand zerplatzte im Inneren Munition. Daher konnten die Einsatzkräfte nur aus sicherer Deckung vorgehen. Erst nach etwa 20 Minuten, so die Feuerwehr, konnte sich ein Trupp unter Atemschutz dem Fahrzeug gefahrlos nähern und den Brand vollständig löschen.

Die Helfer erwartet nun eine Auszeichnung der Polizei. „Natürlich werden wir uns noch bedanken“, sagt Sprecher Volker Schütte. Gesprächsstoff werden Tom Heß und seine Freunde in den nächsten Wochen jedenfalls reichlich haben. Die näheren Zukunftspläne des Wattenscheiders stehen. „Ich will Maschinenbau studieren, wahrscheinlich an der Ruhr-Uni.“

Auch interessant

Polizei Herne übernimmt Ermittlungen

Morgens bietet sich auf der Hüller Straße ein Bild der Zerstörung. Der völlig ausgebrannte Polizeiwagen steht mit eingedrückter Motorhaube vor einem Baum. Löschschaum und Sand zum Abbinden des auslaufenden Öls liegen um das Fahrzeug herum. Ein wenig Abseits ist noch ein Karosserieteil mit der typischen blau-signalgelben Farbe zu sehen; das einzige Teil, das offenbar nicht gebrannt hat. Auch der Baum hat offenbar Schäden davon getragen. Seine Rinde ist von dem Feuer schwarz gefärbt.

Um die Aufklärung des Unfallhergangs kümmert sich die Polizei in Herne. „Das geschieht aus Neutralitätsgründen“, so der Polizeisprecher.

Immer wieder Unfälle mit Polizeiautos

Über die näheren Umstände des Unfalls ist noch nichts bekannt. Ein anderes Fahrzeug war aber, so ein weiterer Polizeisprecher, nicht beteiligt. Am eigentlich Einsatzort der beiden Beamten, der Tankstelle an der Ückendorfer Straße, nahmen andere Beamte die Personalien einer Person auf,.

Dass es bei Einsätzen mit Polizeifahrzeugen zu Unfällen kommt, „kann passieren“, so der Sprecher. Zuletzt war im März in Bochum ein Polizeiwagen verunglückt. Zwei Polizistinnen stießen in einem Kreuzungsbereich auf der Wasserstraße mit einem anderen Auto zusammen. Dabei wurden die beiden Beamtinnen verletzt.

Wenige Tage davor wurde ebenfalls in Polizeiauto in Bochum in einen Unfall verwickelt – an der Kreuzung Oskar-Hoffmann-Straße/Steinring.