Ruhrgebiet. Blutsauger-Alarm: Warum es plötzlich so viele Mücken gibt, wen die kleinen Biester besonders gerne stechen und wie man sich schützen kann.
Es brennt, es juckt und es nervt. Die Mücken sind wieder unterwegs im Ruhrgebiet. Kann man schon von einer Plage sprechen oder ist es ein normales Jahr? Und wie kann sich vor den kleinen Blutsauger schützen?
Ich bin so zerstochen wie lange nicht mehr. Das ist doch eine Mückenplage, oder nicht?
Ist es nicht, sagen Experten. „Wir haben keine Mückenplage“, versichert Doreen Werner, Biologin am Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung und Herausgeberin des Mückenatlas. (mueckenatlas.com). Das Gefühl, von vielen Plagegeistern umschwärmt zu werden, habe eher mit der Erinnerung an die letzten Jahre zu tun. „Die waren sehr trocken und für die Vermehrung der Mücken daher ungünstiger.“
Und warum bin ich jetzt plötzlich so zerstochen?
Weil es im Frühjahr eher kühl war, hat sich das Schlüpfen verzögert. „Bei den wärmeren Temperaturen der vergangenen Tage sind dann viele Mücken auf einmal geschlüpft“, erklärt der Neusser Virologe Heinz Mehlhorn und spricht von „richtigen Wellen“. „Aber das ist nicht ungewöhnlich.“ Doreen Werner kann das nur bestätigen. „Im Grunde haben wir jetzt wieder ein ganz normales Mückenjahr“.
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Wo bin ich denn im Ruhrgebiet besonders gefährdet?
Schwierig zu sagen, weil das nichts mit der Stadt zu tun hat. „Es ist möglich, dass sich in dem einen Garten die Mücken ballen und nur eine Ecke weiter ist kaum etwas los“, sagt Thorsten Wiegers vom Naturschutzbundes (NABU) in NRW. Und er kennt auch den entscheidenden Faktor dafür: „Wasser.“ Stehendes Wasser, um genau zu sein. Das muss nicht gleich ein See sein, es reicht auch schon ein Teich im Garten oder eine gefüllte Regentonne auf dem Balkon. „Nach jedem Regen ausschütten“, sagt Wiegers. Die Tonne, nicht den Teich.
Was kann ich denn sonst tun, damit ich nicht gestochen werde?
Mit der Liste der (Haus)mittel kann man Bücher füllen. Und mit der Diskussion über deren Wirksamkeit sogar mehrere Bände. Klar, Kleidung mit langen Ärmeln und Hosenbeinen schützt, sorgt aber in warmen Sommernächten schnell für Schweißperlen, die dann wieder Mücken anlocken. Was man trägt, sollte allerdings möglichst hell sein, denn dunkle Farben ziehen Stechmücken eher an. „Körperschweiß abduschen“ und „auf Parfüm verzichten“ lauten weitere Tipps. Dass sich die kleinen Biester, die vom ausgeatmeten Kohlenmonoxid angelockt werden, durch Knoblauch-Geruch oder verstärkten Konsum von Vitamintabletten abschrecken lassen, fällt allerdings eher in die Kategorie Wunschdenken. Arme und Beine mit einschlägigen Mitteln oder ätherischen Ölen einreiben, wirkt da schon eher.
Stechen Mücken einige Menschen mehr als andere?
Ja. Mehreren Untersuchungen zufolge bevorzugen die Mücken-Weibchen (und nur die sind es, die stechen) offenbar Menschen mit der Blutgruppe 0, die sie wohl über ein chemisches Signal auf der Haut erkennen können. Am wenigsten gefragt ist Blutgruppe A. Doreen Werner hält das nicht für wirklich belegt, hat aber schlechte Nachrichten für Freunde von Bier, Wein und Schnaps. Wer an- oder gar betrunken ist, wird demnach häufiger gestochen. „Der Alkohol erhöht die Durchblutung, die Temperatur steigt, die Haut gibt einen Duft ab, der Mücken anlockt. Und bevor Sie jetzt fragen: Ja, Mücken können selbst betrunken werden, wenn sie einen Beschwipsten stechen.
Und wie schütze ich mich im Haus?
Indem sie Insektengitter vor den Fenstern anbringen oder Moskitonetze über die Betten spannen. Auch ein Ventilator kann helfen – Wind schätzen Mücken nicht besonders. Tomatenpflanzen auf dem Fensterbrett, den frischen Duft von Eukalyptus oder Katzenminze Geranien oder Lavendel in Balkonkästen angeblich auch nicht.
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Und wenn ich möglichst wenig Licht anmache?
Dann sparen Sie Strom, sonst nichts. Wir reden hier von Mücken, nicht von Motten. Und Mücken sind „Nasentiere“. Heißt: Sie reagieren nicht auf Licht, sondern auf Geruch, Wärme und Feuchtigkeit.
Was mache ich, wenn ich gestochen worden bin?
Kurzfassung: Spucke drauf, kühlen, zur Not Salbe auf den Stich schmieren oder einen Hitzestift ausprobieren. Bei ungewöhnlichen Schwellungen lieber zum Arzt.
Was ist mit der Kriebelmücke?
Sie sticht nicht, sie beißt. Und das macht sie auch nur draußen, denn ihr Lebensraum ist an fließenden Gewässern. Haben Sie besonders kleine Stiche, hat sie möglicherweise eine Gnitze erwischt, eine Unterart der Kriebelmücke.
Und die Grasmücke?
Da lehnen wir uns jetzt mal ganz weit aus dem Fenster und sagen: Von ihr werden Sie weder gestochen noch gebissen. Die Grasmücke ist nämlich - wie vielleicht nicht jeder weiß - ein Vogel