Altenbochum. Früher Kaugummiautomat, heute befüllt mit Saatgutkapseln. Die Stadtteilfreunde bringen Bienenfutterautomaten nach Altenbochum

Blaue, grüne, gelbe, rote - bunte Kaugummikugeln könnten einst sein Inhalt gewesen sein. Vielleicht aber auch Flummis oder Brausebonbons. Heute aber erstrahlt der einstige Kaugummiautomat - original aus den 1960er bis 1980ern in einem knalligen gelb, verziert mit Wildblumen. Drin sind: Kapseln mit bienenfreundlichen Blumensamen. Umgebaut und in den Stadtteil gebracht wurde der Automat auf Initiative der Stadtteilfreunde Altenbochum.

"Wegen der Pandemie konnten wir keine großen Veranstaltungen planen, deshalb haben wir uns etwas anderes überlegt", sagt Lars Wickenburg von den Stadtteilfreunden Altenbochum. Vor seiner Bäckerei ist bereits einer der zehn Automaten installiert. Neun weitere sollen in den nächsten vier Wochen folgen: Zum Beispiel am Neuen Gymnasium, an der evangelischen Kirche oder am Opelring. "Wir haben zentrale und frequentierte Orte gewählt, an denen man vielleicht auf einem Spaziergang vorbeikommt", sagt Sandra Krauskopf.

50 Cent pro Kapsel

Aktuell befindet sich eine bunte Wildblumenmischung in den kleinen Kapseln, die man für 50 Cent pro Stück erwerben kann. Eine Anleitung gibt es ebenfalls mit dazu. "Die Samen kann man noch gut bis Ende Juli aussähen - im Garten und im Balkon", erklärt Wickenburg. Im Herbst würde der Automat dann mit einer anderen Samensorte bestückt - zum Beispiel Krokussen. 

"Man darf die Samen allerdings nur auf privaten Flächen aussähen, die Stadt möchte nicht, dass ihr Biotop auf öffentlichen Flächen zerstört wird", merkt Victoria Weber an. Mehrere Hundert Euro hat der Bienenfutterautomat gekostet, umgebaut von Erfinder Sebastian Everding. Der hatte den Bienenfutterautomat im Herbst 2019 zunächst als Einzelstück in Dortmund erdacht, später aber die Produktion gestartet.

Mehrere gute Zwecke

"Wir haben die Automaten durch Mitgliedsbeiträge finanziert", sagt Wickenburg. Zuvor mussten sie mit Fotos und Zeichnungen Genehmigungen für die Installation an öffentlichen Plätzen bei der Stadt Bochum einholen. "Die Kapseln werden in Werkstätten von Menschen mit Behinderungen befüllt. Das Ganze hat also auch noch einen sozialen Zweck", sagt Weber.

"Außerdem muss der alte Automat nicht weggeschmissen werden und der Stadtteil wird aufgewertet", ergänzt Krauskopf. Am meisten aber dürften sich aber die Bienen über den Futterautomaten freuen - wenn denn die Samen ausgesät werden. "Wir hoffen auf rege Beteiligung der Altenbochumer Bürger, denn es gibt zu wenig Futter für Bienen", so Wickenburg.

Bedrohte Wildbienen 

Die Insekten haben es - auch in Bochum - aufgrund von Flächenversiegelung und Monokulturen auf vielen Grünflächen immer schwerer zu überleben. "Wir würden uns freuen, wenn uns Bürger Bilder von ihren Wildblumenwiesen, die aus der Mischung entstanden sind, zuschicken", sagt Krauskopf. Sind die Kapseln einmal ausgestreut, kann man sie in einer Recycling-Kiste direkt unter dem Futterautomaten wieder zurückgeben. 

Ein "Monopol" wollen die Altenbochumer Stadtteilfreunde, die rund 60 Mitglieder zählen, nicht auf die Bienenfutterautomaten beanspruchen. "Wir würden uns freuen, wenn auch in anderen Stadtteilen solche Automaten aufgestellt werden", sagt Krauskopf. Vielleicht könne der umfunktionierte Automat außerdem Anlass sein, über weitere Umwidmungen von Automaten nachzudenken. Vogelfutter oder Hundekotbeutel - sie könnten beispielsweise in Zigarettenautomaten Einzug halten. 

Mögliches Fest im Winter

"Es wäre auch schön, wenn man an den Automaten mit Bürgern aus dem Stadtteil ins Gespräch kommt", meinen die Stadtteilfreunde. Dazu fehlten in der Vergangenheit etablierte Anlässe: "Wir hatten Schwierigkeiten, das Jahr langfristig zu planen", gibt Krauskopf zu.

Eine Weihnachtsallee auf dem Freigrafendamm, bestehend aus 100 geschmückten Tannenbäumen, soll es auch dieses Jahr wieder geben. Auch ein Fest im Park auf der "Sternenwiese" könnte wieder möglich sein. Bis dahin summen aber hoffentlich erst einmal reichlich Bienen durch Altenbochum. 

Infobox: Fotos von Blumen gesucht

Die Stadtteilfreunde wollen das Zusammenleben im Stadtteil verbessern, sowie Netzwerke pflegen und fördern.

Wer ein Foto seiner Wildblumenwiese mit der Initiative teilen möchte, kann es an hallo@stadtteilfreunde-altenbochum.de senden. 

Die zehn Standorte der Futterautomaten sind am Eingang Springorumweg (Holzhandlung Keespe), Friemannplatz/Aldi, Opelring (Heideparkeingang), Indianerspielplatz/ Glockengarten/Springorumzugang, Evangelische Fachhochschule, Freigrafendamm (Ende), Ev. Kirche, Neues Gymnasium Bochum, Wickenburg Haus und Kettler Straße /Wasserstraße