Ruhrgebiet. Das Ruhrgebiet hat am Wochenende den Sommer gefeiert - ohne die Randale der letzten Wochen. Beim Public Viewing war es wie früher - ein bisschen.
Alles ist bereitet. „Der Rausch“ steht in riesigen Lettern an einem Kino im Kneipenviertel Bermuda-Dreieck; und auf den Transparenten an den Absperrgittern gegenüber heißt es: „Erstklassig!“
Das eine ist ein Filmplakat, das andere eine Gratulation zum Aufstieg des VfL Bochum, hier und heute sind beide Zufall - als Deko für ein Public Viewing wäre es vielleicht auch ein bisschen hoch gegriffen.
An reservierten Tischen, mit Abstand, und das Ordnungsamt schlendert vorbei
Am morgigen Montag beginnt der Sommer, aber gefeiert hat ihn das Ruhrgebiet schon am Wochenende. Hat um 14 Uhr mittags vielleicht den Grill angeworfen, hat sich um 16 Uhr großenteils mit Kühltasche, Plastikball und Geduld am Freibad angestellt. Und um 18 Uhr hat es beispielsweise Fußball geguckt.
Bochum also, die Wirte haben die Bildschirme angeschmissen, manche Menschen - nicht viele - tragen Trikots oder schwarz-rot-goldene Blütenkränze, einige hundert insgesamt schauen sich hier am Samstagabend Deutschland gegen Portugal an. An reservierten Tischen, mit Abstand, naja, mal so, mal so, und alle zehn Minuten schlendert das Ordnungsamt vorbei. Tore fallen auch noch, ein bisschen ist es dann wie früher, mit Betonung auf „ein bisschen“.
„Wir sind froh, dass das Zuhausesitzen vorbei ist“
Denn Fußball auf Leinwand vor 15 000 oder 20 000 Menschen, wie einst in Dortmund, Bochum oder Recklinghausen auf den großen Plätzen, das gibt es ja nicht mehr. Wegen Corona, aber auch, weil der Andrang schon bei den letzten Turnieren spürbar gesunken war. Und dass es keine Masken in Deutschlandfarben gibt, das sagt ja wohl schon alles.
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Die in Essen gemeinsam gucken, 1000 Leute, was schon Rekord ist in NRW, die haben aus gegebenem Anlass natürlich ihren Spaß; in Köln (400), in Dortmund (250) und sonstwo genauso. „Das richtige Feeling haben wir irgendwie noch nicht“, sagen Anja und Lorenz Kerwer in Bottrop vorher: „Allerdings sind wir froh, dass das Zuhausesitzen vorbei ist.“ Die beiden feiern Hochzeitstag: Und werden hinterher mit der kuriosen Folge nach Hause gehen, nie mehr den Hochzeitstag zu vergessen - an dem Deutschland Portugal geschlagen hat.
Die beruhigende Wirkung eines 4:2 kann man kaum überschätzen
Die beruhigende Wirkung eines solchen 4:2 kann man jedenfalls offenbar kaum überschätzen. Denn in Erwartung von Randale und Rausch hatte das Innenministerium vor dem Wochenende einige Einsatzhundertschaften bereit gestellt, im Fall des Falles einzugreifen. Nötig wurde es kaum.
An Straßenparty-Brennpunkten wie Essen-Rüttenscheid oder dem Umfeld des Bermuda-Dreiecks blieb es an diesem Wochenende vergleichsweise ruhig, auch im Dortmunder Westpark, wo sich zuletzt Kleinkriminalität angesiedelt hatte. Nein, die Dortmunder Polizei hatte - wie eigentlich an jedem Wochenende inzwischen - vor allem mit den Autoposern und potenziellen Rennfahrern auf dem Wall zu tun.
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Auch in Münster, letztes Wochenende noch Schauplatz einer lebensgefährlichen Messerstecherei unter jungen Männern, blieb es recht ruhig. „Die Feiern bei sommerlichen Temperaturen sind . . . durchweg friedlich verlaufen“, heißt es in Münster, aber im Großen und Ganzen gilt das für NRW.