Ruhrgebiet. Frost und Schnee haben Autofahrer und Hobbygärtner mitten im Frühling eiskalt erwischt. Was uns in den kommenden Tagen erwartet.
Noch in der vergangenen Woche konnte man im T-Shirt in der Sonne sitzen, die ersten Würstchen landeten mancherorts auf dem Grill und die warme Winterkleidung haben viele längst weit hinten im Kleiderschrank verstaut. Nun hat ein erneuter Kälteeinbruch den Frühling noch einmal ausgebremst. Vor allem im Südosten des Ruhrgebiets sind viele Menschen trotz warnender Vorhersagen am Morgen von schneebedeckten Straßen überrascht worden.
„Es ist der April“, sagt Malte Witt, Meteorologe beim Deutschen Wetterdienst in Essen. Dass wir nun wieder im Wintermantel den Schnee vom Auto fegen, liege an den kalten Luftmassen, die aus den Polarregionen zu uns strömten. Luft aus dem Mittelmeer- und nordafrikanischen Raum habe dagegen Ende März für T-Shirt-Wetter und Temperaturen bis zu 25 Grad gesorgt.
Wechselhaftes Wetter ist laut dem Meteorologen nicht ungewöhnlich für den April. Auch die Ostereiersuche im Schnee sei kein Phänomen, das es noch nie gegeben habe. Aber: „Die Regel ist es nicht“, sagt Malte Witt. Sowohl die sehr milden Temperaturen in der letzten Märzwoche als auch der Wintereinbruch Anfang April seien „schon außergewöhnlich“.
Autofahrer sagen Termine für Reifenwechsel ab
Schnee und Eis sorgten am Dienstag für Staus und Unfälle auf den Straßen und Autobahnen in Nordrhein-Westfalen. So meldete die Polizei in Dortmund zum Beispiel für die Autobahnen in Richtung Kassel (A 44) und ins Sauerland (A 445) zahlreiche Unfälle. Auf der A 45 staute es sich zwischen Hagen und der hessischen Grenze auf mehreren Abschnitten kilometerweit. Schneebedeckte und glatte Straßen machten am Morgen aber vor allem denjenigen Sorgen, die die freien Tage rund um Ostern für den Reifenwechsel genutzt hatten.
Von „O“ bis „O“, also von Oktober bis Ostern, ist Winterreifenzeit – so lautet zumindest die Faustregel, an die sich viele Autofahrer halten. Und so seien nicht wenige seiner Kunden bereits seit einigen Tagen mit Sommerreifen unterwegs, sagt ein Mitarbeiter des Reifenservice Engelhardt in Essen. Doch für ein paar Tage wieder die Winterreifen aufziehen lassen? Das machten die allerwenigsten. Nur ein einziger Kunde, der sich noch in dieser Woche auf den Weg in den Schwarzwald machen wolle, habe die frisch aufgezogenen Sommerreifen wieder gegen solche für den Winter tauschen lassen.
Sehr viele Kunden, die in dieser Woche einen Termin zum Reifenwechsel gehabt hätten, hätten am Morgen allerdings angerufen und abgesagt, erzählt der Kfz-Mechaniker. Denn wer bei Schneefall mit Sommerreifen unterwegs sei und einen Unfall verursache, habe schlechte Karten: „Man muss sich immer an die aktuelle Wetterlage anpassen.“
Hobbygärtner sind vom Frost eiskalt erwischt worden
Und auch Balkon- und Gartenbesitzer sind von dem Frost eiskalt erwischt worden, weiß Peter Hartwig von der Baumschule Wilms in Bottrop. Um sie vor den eisigen Temperaturen zu schützen, sollten Ranunkeln oder Geranien, die im Frühling die Töpfe und Kästen vieler Terrassen und Balkone schmücken, nun mit einem Schutzvlies abgedeckt oder in die Garage gestellt werden, rät der Gärtner. Auch Exoten wie Zitronenbäume dürften bei Minusgraden nicht draußen stehen.
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Frisch gepflanzte Apfelbäumchen, die jetzt gerade anfangen zu blühen, würden kurze Frostperioden dagegen gut überstehen. Durch die Nässe bilde sich um die zarten Pflänzchen eine Eisschicht, die die Blüten und Knospen schütze. Nur bei anhaltenden Temperaturen zwischen -8 und -10 Grad würde es den Obstbäumen zu kalt. Auch Kräuter wie Rosmarin, Salbei und Liebstöckel seien winterfest, sagt Hartwig. Aufpassen müssten Hobbygärtner dagegen bei Salatpflanzen. Sie seien bei Frost und Schnee im wärmeren Gewächshaus besser aufgehoben.
Meteorologen rechnen mit Schneefall auch im Flachland
Auch wenn die Sonne am Dienstagvormittag mancherorts den Schnee schmelzen lässt: Mit Schnee und Glatteis müssen Autofahrer im Ruhrgebiet auch in den kommenden Tagen rechnen, sagt Malte Witt vom Deutschen Wetterdienst. In der Nacht zum Mittwoch erwarten die Meteorologen in NRW Schneefall bis in tiefe Lagen und einen Temperaturrückgang auf -1 bis -4 Grad, im höheren Bergland bis -6 Grad.
Auch in Städten wie Recklinghausen und Gelsenkirchen, die am Dienstag noch recht wenig von dem Schneetreiben mitbekommen hätten, müssten die Menschen dann mit schneebedeckten Straßen rechnen, so der Wetterexperte. Im Bergland seien zwischen fünf und zehn Zentimeter Neuschnee möglich. Mit einem deutlichen Anstieg der Temperaturen ist laut dem Deutschen Wetterdienst erst in etwa zwei Wochen zu rechnen.