Stiepel. . Regelmäßig nimmt Diplom-Kräuterfachfrau Ursula Stratmann Menschen mit auf Führungen an die Ruhr. Sie erklärt Pflanzenarten und deren Wirkung.

Was gibt es Essbares im Grünen direkt vor der Haustür? Das wollen 30, zumeist weibliche Besucher wissen, als sie mit Diplom-Kräuterfachfrau Ursula Stratmann auf Tour an die Ruhr gehen. Mit festem Schuhwerk versehen starten sie an der Dorfkirche in die heimische Wildnis. Bei Beifuß, Lindenblättern, Spitzwegerich und mehr werden sie schnell fündig.

„Wir haben heute rund 20 Pflanzenarten kennengelernt, 100 hätte ich auf dem Weg zeigen können“, zieht Stratmann Bilanz nach der fast dreistündigen Tour, die wie im Flug vergeht. „In Bochum gibt es nach Untersuchungen des Botanischen Vereins 779 Pflanzenarten.“

Zum Einstimmen verteilt Stratmann Notizheftchen und Wildkräuterbrote mit Stiefmütterchen-Blütenblättern . „Eigentlich viel zu schade zum Essen“, schmunzelt Nina Werkhäuser bei der schönen Deko. Sie macht gleich ein Erinnerungsfoto mit ihren Jungs Jonte (5),Rasmus (8) und Lasse (9). Wenig später finden sich alle im Halbschatten mitten im Klettenlabkraut wieder.

Besondere Pflanzen zu jeder Jahreszeit

„Im Frühjahr lohnt es sich, das Kraut zu essen, weil es die Nierentätigkeit anregt und den Körper von all den leckeren Keksen und fettem Essen im Winter entgiftet“, erklärt Stratmann. Das geht roh im Salat, als Smoothie mit Obst oder auch ausgepresst als Kaltgetränk. Und das Kraut hilft gegen Pickel und Schuppenflechte. Einheimischer Bärenklau und Taubnessel folgen am Wegesrand. Beide kommen ebenfalls in den Salat.

Auf Kräuter-Schatzsuche: Nina Werkhäuser mit (v.l.) ihren Jungs Rasmus (8) Jonte (5) und Lasse (9).
Auf Kräuter-Schatzsuche: Nina Werkhäuser mit (v.l.) ihren Jungs Rasmus (8) Jonte (5) und Lasse (9). © FUNKE Foto Services | Gero Helm

Allerdings mit unterschiedlicher Wirkung. So unterstützt die Taubnessel mit den Vitaminen B1 und B2 Augen und Gehirn, Bärenklau bei Männern die Potenz. „Kräuter-Papst Wolf-Dieter Storl schreibt dazu: Er gibt Männern die Kraft eines Donnergottes“, sagt die Kräuterexpertin. Alle lachen verschmitzt.

Beifuß vertreibt böse Geister

Beifuß und Ruhr-Rhabarber folgen in den Ruhrauen. Auch hier hat Stratmann Geschichten parat. „Beifuß vertreibt böse Geister, wenn man ihn verräuchert“, erzählt sie zum Kraut, dessen Bitterstoffe die Verdauung anregen. In die Schuhe gepackt, erfrischt er die Füße und hilft gegen Fußpilz. Der zugereiste Ruhr-Rhabarber (Japanischer Staudenknöterich) lässt sich zu Kompott verkochen. In der Hausapotheke wirkt er entzündungshemmend und blutdrucksenkend.

Klein und Groß sind begeistert. „Das war spannend“, erklären Jonte, Lasse und Rasmus: „Wir wussten nicht, dass man Brennnesseln essen kann und der Spitzwegerich gegen Jucken und Entzündung hilft.“ „Ich war überrascht, was alles in der Umgebung wächst“, sagt Dieter Niedermowe. Er ist begeistert von Stratmanns Geschichten und Wissen.