Düsseldorf. Ihr Getränk ist keine Limo: Statt ungesunder Zuckerplörre entwickelten drei Düsseldorfer mit Erfolg eigene Getränke – und eine freche Kampagne.
Das Unheil für die Getränkedose kommt von oben. Eine Glasflasche drückt sie zusammen. Die Büchse ist chancenlos, ihre Flügel hängen schlaff herunter. Zu diesem Kampagnenmotiv gibt es den Slogan. „Keine Limo verleiht keine Flügel!“, steht dort in schwarzer Schrift. Dieser freche Seitenhieb gilt natürlich dem Getränkehersteller mit dem Bullenlogo. Aber das Unternehmen „Keine Limo“ will sich nicht mit den Großen anlegen. Das Freche gehört bei den Düsseldorfern dazu.
Und eine Geschichte haben die Gründer auch zu erzählen: Sie beginnt mit Freddy Seidel (34) und seiner Abneigung gegen die klassischen „Neunzigerjahre-Limonaden“. Diese ungesunden Zuckerplörren wollte er aus seinem Kühlschrank verbannen. Seine Freunde Kai Winkelmann (36) und Florian Mühlenberg (38) dachten genauso. Die Düsseldorfer machten sich auf die Suche nach Alternativen. In den Getränkemärkten fanden sie nichts, was ihnen gut schmeckte. Limetten- oder Zitronenwasser war ihnen zu fad. Also entwickelten sie ihre eigene Marke.
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Seitenhieb auf den Bullen-Drink
Der gelernte Koch Seidel überlegte sich gemeinsam mit seinen Kumpanen Rezepte und experimentierte mit den Zutaten. Schließlich entstanden in seiner Küche drei Sorten – für den eigenen Kühlschrank und auch für den Handel. Mit den Geschmacksrichtungen Mango-Kürbis, Süßkartoffel-Rhabarber und Gurke-Zitronengras wollen er und seine Freunde einen Beitrag zur zeitgenössischen Trinkkultur leisten.
Auf den Flaschen mit den poppigen Etiketten prangt nun der Schriftzug „Keine Limo“. Wie es zu dem Namen kam? „Um sich Limonade nennen zu dürfen, muss das Getränk einen bestimmten Zuckeranteil enthalten“, erklärt Mühlenberg. Die Neuerfindung aus Düsseldorf unterschritt den Wert. „Wir sind mit dem Thema offensiv umgegangen und haben es im Firmennamen untergebracht.“
Seit März 2020 ist „Keine Limo“ am Markt. Winkelmann arbeitet mittlerweile in Vollzeit für das Unternehmen. Seidel verdient nebenbei noch als Getränkegroßhändler. Sein Herzblut widmet er seinem eigenen Durstlöscher. Das Marketing liegt in Mühlenbergs Händen. Das bot sich an, schließlich ist er Inhaber einer Kreativagentur.
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Aus seinem Haus stammen auch die witzigen Grafiken für den Social-Media-Auftritt. Neben des Dosenangriffs gibt es auch noch das Motiv mit Glasflasche, die die Frisur von Donald Trump trägt. „Wir haben dieses Jahr mehr Flaschen verkauft als Coca-Cola“, sagte die Figur. Die Anspielung auf den Ex-Präsidenten der USA und seinen Hang zu falschen Fakten brachte viele „Gefällt mir“-Klicks ein. „Für sowas werden wir gefeiert“, sagt Mühlenberg, dessen Unternehmen im ersten Jahr rund 100.000 Flaschen und damit einen Bruchteil des Weltkonzerns abgefüllt hat.
Mit ihrer Ansprache kommen die Düsseldorfer an. Aber auch für die Getränke gibt es Lob. Nach Meinung der Gründer liegt es auch daran, dass die Rohmasse aus Südtirol stammt. „In Italien gibt es viel besseres Obst und Gemüse als hierzulande“, sagt Mühlenberg. Bevor es mit „Keine Limo“ losging, sprachen die Rheinländer mit Produzenten vor Ort und kamen auf den Geschmack. Für die Flaschenabfüllung haben sie einen Partner in Haan bei Düsseldorf gefunden.
Neue Sorte ist in Planung
Mit ihren zuckerarmen Getränken wollten die drei Männer Anfang 2020 eigentlich die Gastronomie bereichern. „Dann hat uns Corona einen Strich durch die Rechnung gemacht“, so Mühlenberg.
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Also klapperte er mit seinen Kollegen die Supermärkte in der Region ab – mit Erfolg. An rund 60 Standorten in Düsseldorf und Umgebung gibt es die 24er-Kästen mit den 0,33-Literflaschen zu kaufen. Auch in einigen Kiosken ist „Keine Limo“ zu finden. Mühlenberg denkt dabei sofort an ein Büdchen in Köln. „Der Betreiber hat unsere Flaschen ganz vorne stehen“, sagt der Marketing-Experte. „Die gehen dort noch besser als in manchem Supermarkt.“ Und als nach dem ersten Lockdown die Gastronomen wieder für einige Monate ihre Restaurants öffnen durften, konnte „Keine Limo“ davon profitieren. „Einige Sterneköche haben uns sogar auf die Speisekarte genommen“, erzählt Mühlenberg.
Aktuell planen die drei Männer, eine neue Sorte auf den Markt zu bringen. In wenigen Wochen soll es soweit sein. Um welche Geschmacksrichtung es sich handelt, will Mühlenberg noch nicht verraten. Eins steht aber fest: Es ist keine Limo.
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