Duisburg/Essen. Forscher der Universität Duisburg/Essen können vorhersagen, welche Menschen mit höherer Wahrscheinlichkeit mit Corona infiziert sind als andere.
Forscher der Universität Duisburg/Essen haben ein Verfahren entwickelt, um schnell vorhersagen zu können, welche testwilligen Menschen wahrscheinlicher mit Corona infiziert ist als andere. In einem standardisierten Interview fragen sie Risikofaktoren ab, die unterschiedlich gewichtet sind. Anschließend errechnet ein Programm die Wahrscheinlichkeit in Prozent.
Bei den noch sehr begrenzten Testressourcen könnte man „zunächst die Personen testen lassen, für die das Modell eine höhere Wahrscheinlichkeit für ein positives Ergebnis ermittelt“, sagt der Epidemiologe Dr. Bernd Kowall von der medizinischen Fakultät der Universität. Man könne dann alle, die den Test benötigen, in eine zeitliche Reihenfolge bringen. „Ausdrücklich geht es aber nicht darum, jemanden auszusortieren“, sagt der 57-Jährige.
Abstriche, Bluttests oder andere körperliche Eingriffe sind nicht nötig
Angewendet wird das Verfahren noch nicht. Denkbar sei, dass Telefonzentralen alle Testwilligen kurz abfragen: Das dauere „weniger als eine Minute“. Abstriche, Bluttests oder andere körperliche Eingriffe seien nicht nötig.
Das Interview erkundet Faktoren wie Alter, Geschlecht, allgemeiner Gesundheitszustand, Rauchen, Störungen von Geschmack und Geruch sowie Kontakt zu infizierten Menschen. Dabei ergab sich, dass Einschränkungen beim Schmecken und Riechen eine deutlich höhere Wahrscheinlichkeit für ein Corona-Positiv-Ergebnis aufweisen.
Zugrunde liegt eine Erhebung an über 2000 Essener Bürgern
Wer dagegen angab, mehr als zehn Zigaretten am Tag zu rauchen, bei dem ist die Wahrscheinlichkeit deutlich geringer. Der Zusammenhang sei „relativ spekulativ“, aber „wir sind auch nicht die ersten, die das gesehen haben“, sagt Kowall. Den Zusammenhang hätten schon eine Untersuchung in Frankreich sowie die Heinsberg-Studie festgestellt.
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Die Ergebnisse beruhen auf einer Erhebung an 2234 Essenern, die während der Corona-Welle im Frühjahr einen PCR-Test gemacht haben oder in Quarantäne waren. Sie bekamen damals einen Fragebogen, in dem sie unter anderem Angaben zu Alter, Geschlecht und gesundheitlichen Beschwerden machen sollten. „Das haben wir damals schon gemacht, um so eine Studie aufbauen zu können“, sagt Kowall. Die Forscher hatten damals Zugriff auf die betreffenden Bürger, weil die Stadt Essen ihre Daten zentral erfasst hatte.