Bochum. Nach der Ankündigung eines neuen Lockdowns bleibt der Kundenansturm noch aus. Aber manche erwarten „die Hölle“ für die letzten geöffneten Tage.

Alles nur noch Altpapier, was da an an Schildern und Plakaten an den Geschäften hängt. „Wir haben wieder geöffnet“ an der Sportwettenbude. „Persönlich für Sie vor Ort“ an der Bank. „Wir freuen uns auf Sie“ beim Juwelier. Einzig am Union-Kino, das in der Bochumer Fußgängerzone schon eher schließen musste, hängt schon die neue Zeit: „Hier kein Eingang.“

Der Lockdown kommt zurück, irgendwann nächste Woche. Doch der kluge Mann kauft vor: Mit elf Rollen Geschenkpapier steht Jürgen Hockling am Straßenrand. „Scheiße“, sagt der 69-jährige Bochumer: „Sollen jetzt alle heute und morgen ihre Weihnachtsgeschenke kaufen?“

„Wer weiß, ob ich die Uhr Montag noch abholen kann?“

Deutlich voller ist es beispielsweise in Düsseldorf auf der Königsallee (unser Bild) oder in der Schadowstraße.
Deutlich voller ist es beispielsweise in Düsseldorf auf der Königsallee (unser Bild) oder in der Schadowstraße. © FUNKE Foto Services | Kai Kitschenberg

Hockling selbst hat vorgesorgt, ist durch mit dem Geschenkekauf. „Nach den Erfahrungen vom Frühjahr konnte man das kommen sehen.“ Nun wartet er nur noch darauf, dass seine Uhr fertig wird, die er reparieren lässt. „Wer weiß, ob ich die Montag noch abholen kann.“

Ja, wer weiß? Da ist das junge Paar, das aus dem Auto steigt, eilig den Kinderwagen aufklappt und Richtung Spielzeugladen strebt. „Nein, keine Zeit.“ Die Obdachlosen und Bettler, auf die nun noch schwierige Zeiten zukommen, wenn niemand mehr in den Straßen ist. Die Kirmesleute! Ein paar Buden haben sie in der Innenstadt aufstellen dürfen, und nun das.

„Ich finde es richtig, sonst kann es danach nicht weitergehen“

„Bis zum 23. hätten wir bleiben wollen“, sagt Andreas Petter, der eine Crepes-Bude betreibt: „Aber wenn der Lockdown kommt, müssen wir auch abhauen.“ Denn Crepes sind zwar Lebensmittel, aber, so behaupten Bürokraten, nicht lebenswichtig. 2020, ein Seuchenjahr. „Normalerweise legt man auf dem Weihnachtsmarkt den Puffer an, um durch den Winter zu kommen.“

Auch interessant

Christian Schlesinger hat eine ziemlich genaue Vorstellung, was in den nächsten Tagen passieren wird, solange die Geschäfte noch Geschäfte machen können. „Nach der Ankündigung des ersten Lockdowns brach am nächsten Tag die Hölle los.“ Allerdings befürwortet Schlesinger, der Filialleiter eines Geschäftes mit wunderhübschen Sachen zum schöneren Wohnen, die Schließung: „Ich finde es richtig, sonst kann es danach nicht weitergehen.“

Die Innenstadt sieht aus, wie eine Innenstadt bei zwei Grad aussieht

Schade um die Weihnachtszeit – und das meint Schlesinger gar nicht mal wegen des Umsatzes. „Das Weihnachtsgeschäft macht am meisten Spaß. Und man sieht alle Kunden noch mal, die sonst verteilt übers Jahr kommen.“

Altmaier gegen Branchen-Sonderregelungen bei abermaligem Lockdown

weitere Videos

    An diesem Freitagnachmittag freilich ist vom Ansturm zunächst wenig zu sehen: keine Schlangen vor den üblichen verdächtigen Geschäften, keine Staus vor den Parkhäusern. Die Innenstadt sieht so aus, wie eine Innenstadt aussieht bei zwei Grad und gelegentlichen eisigen Schauern. Da soll das letzte Wort der Aushang eines Einkaufszentrums haben: „Bis zum nächsten Mal.“ Ja. Nur wann?