Engelskirchen. Die Post in Engelskirchen bekommt wohl mehr Kinderbriefe an das Christkind als jemals zuvor. Viele sind besorgt um die Gesundheit ihrer Lieben.
„Liebes Christkind: Ich wünsche mir Frieden und dass Corona aufhört! Deine Clara“
Klarer kann man es nicht formulieren. Dazu eine hinkelsteinförmige Sonne, ein Regenbogen wie ein Pavillon und darunter Mama, Papa, Schwester und „Ich“ (mit Pfeil und in rosa). Das Christkind bekommt derzeit zigtausende solche Briefe. „Und zwei Drittel drehen sich um Corona“, sagt seine rechte Hand, Britta Töllner. Für die Post betreut sie die Filiale in Engelskirchen, an die jedes Jahr Zuschriften aus 50 Ländern gehen. in der vergangenen Saison waren es 130.000. In diesem verflixten Jahr werden es absehbar mehr sein.
„Liebes Christkind, liebe helfende Engelchen“, schreibt Gian Luca aus Mülheim. „Ich habe heute einen ganz besonderen Wunsch. Jedes Jahr im Advent haben wir mit Oma ein Knusperhäuschen gebastelt und anschließend einen Wunschzettel ans Christkind geschrieben!! Dieses Jahr geht das alles nicht und wir haben Oma schon lange nicht mehr gesehen ... Hier kommt mein Wunsch! Kannst Du bitte Oma auch einen Brief schicken, dann freut sie sich und wir haben etwas gemeinsam zum Fest!“
Manche Eltern wollen kompensieren, andere müssen haushalten
„Das Christkind ist kein Kummerkasten“, sagt Britta Töllner, auch nicht in diesem Jahr. Aber die Kinder seien froh, dass sie Kontakt aufnehmen können mit dieser speziellen Vertrauensperson. „Sie schreiben viel weniger Materielles. Man hat mehr Einblick in die Kinderseelen. Dieses Jahr darf ich mir ein bisschen mehr wünschen, weil der Urlaub ausgefallen ist, schreiben die einen. Der Papa hat gesagt, Weihnachten muss schmaler ausfallen wegen der Kurzarbeit, schreiben andere. Wir können noch nicht mal zum Indoor-Spielplatz oder ins Schwimmbad, berichten viele“, sagt Töllner. „Und während sie in den vergangenen Jahren über Hausaufgaben und die Schule geklagt haben, freuen sie sich nun darauf. Das glaubt man ja gar nicht.“
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„Als ich wieder jeden Tag in die Schule durfte, das fand ich am besten!“, schreibt zum Beispiel Liam aus dem Ruhrgebiet. „Auch meinen Geburtstag konnte ich nicht feiern. Dabei hatte ich mich so gefreut, auf dem Bauernhof zu feiern. Meine Eltern haben mir versprochen, dass wir das nachholen. Ich wünsche mir, dass Corona nächstes Jahr weg ist und wir uns wieder mit allen Freunden treffen können.“ Dazu ein Pferd, ein Stall, ein Kind. Titel dieses modernen Krippenbilds: „Wo ich auf dem Bauernhof bin.“
Vor 35 Jahren trudelten die ersten Wunschbriefe in Engelskirchen ein, einem mit Fachwerk gesegneten Örtchen zwischen Köln und Gummersbach. Nun sind es in der Spitze 12.000 täglich. „Früher waren meist zehn Wünsche aneinandergereiht, vielleicht mit einem Ausschnitt aus dem Katalog“, erinnert sich Britta Töllner. „Man hat schon in den letzten Jahren gemerkt, dass die Kinder mehr sprechen in den Familien. Es gibt natürlich noch welche, die einfach Katalogbilder einsenden.“ Aaron wünscht sich einen sprechenden Papagei und Pauline „eine Kamera, die wenn man ein Foto macht, das Foto sofort da raus kommt“.
Omas Blutdruck soll „nicht immer herumspinnen“
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Aber es dominieren Briefe wie der von Dina aus Mülheim: „Ich würde mich sehr freuen, wenn es meiner Oma endlich besser geht. Dass ihr Blutdruck nicht immer herumspinnt! Und es ihr einfach besser geht! Und wenn du mir zwei Wünsche erfüllen könntest, wäre der zweite Wunsch, dass das Coronavirus (Covid 19) endlich weggeht und nie wieder kommt!“
Im Ausland sind besonders die Kinder in Taiwan eifrige Schreiber. „Es ist schon verblüffend, wenn sich Kinder weltweit das Gleiche wünschen“, sagt Töllner. „Stay healthy. Mach das Virus weg.. Aus Taiwan kamen sogar drei Masken für das Christkind.“
Ja, Kinder sind realistisch. Darum ist vielen klar, dass das Christkind Superspreader-mäßig viele Kontakte hat. „Schade, dass Du dieses Jahr eine Maske tragen musst. Ich muss auch eine tragen. Aber Hauptsache, wir bleiben gesund“, schreibt Tessa aus Essen und wünscht sich unter anderem einen „Barbie Krankenwagen“. Und Sofia aus Dinslaken sorgt sich: „Ich hoffe, dass in Engelskirchen nicht so so so schlimm Corona ist wie in Dinslaken. Ich hoffe sehr sehr sehr, dass du, liebes Christkind an Weihnachten fit bist.“ Fiona formuliert es direkter: „Ich hoffe, dass du Corona-immun bist, denn sonst könntest du mir wahrscheinlich keine Geschenke bringen. Das wäre doch schade!“
>> Info: Das ist die Adresse des Christkinde
Wunschzettel an das Christkind können Kinder an hierhin schicken: An das Christkind, 51777 Engelskirchen. Absender nicht vergessen.
Alle Briefe, die bis zum 21. Dezember eingehen, beantwortet das Christkind, mit Weihnachts-Briefmarken und Sonderstempel.