Ruhrgebiet. Die Corona-Pandemie trifft weltweit besonders die Kinder, die ohnehin schon in Not sind. Die Zahl der Hungernden wächst. Aber Sie können helfen.
Maria träumt von einem kleinen Laden, sie möchte Wassereis verkaufen, frittierte Süßigkeiten und Pommes, „um meiner Familie zu helfen, besonders in der Pandemie“. Die 15-Jährige von den Philippinen hat das „Geschäft“ für die Kindernothilfe gemalt, aber ach: Es ist bloß ein Sonnenschirm mit ein paar Waren auf dem Boden. „Ich wünschte“, sagt Maria, „ich könnte mit dem Verkauf dieser Dinge Geld verdienen“: Sie würde die Hälfte der Einnahmen der Mutter geben, die andere sparen. „Wenn meinen Eltern das Geld ausgeht, was meistens passiert.“
Corona hat Kinder auf der ganzen Welt in neue Nöte gestürzt – auch und gerade, wenn sie vorher schon in Not waren. „Die Covid-19-Pandemie“, heißt es in einer Studie der Kindernothilfe, die bereits im Sommer entstand, „hat starken Einfluss auf das Leben von Kindern und Jugendlichen weltweit und wirkt sich negativ auf Grundrechte wie das Recht auf Bildung, Gesundheit und Nahrung aus.“
Viele Länder erließen Lockdowns und Ausgangssperren, die monatelang anhielten und zum Teil bis heute nicht aufgehoben sind. Die Folge: Gerade in ohnehin armen Familien ist das Einkommen etwa von Straßenhändlern und Tagelöhnern weiter gesunken, viele Kinder, die mit arbeiten mussten, verdienen gar kein Geld mehr. Das UN-Kinderhilfswerk Unicef schätzt, dass durch Corona bis Jahresende weitere 142 Millionen Kinder von Armut betroffen sein werden. 725 Millionen sind es schon jetzt.
„Ich habe Angst, Corona zu bekommen und zu verhungern“
„Ich habe Angst, Corona zu bekommen und zu verhungern“, sagt eine 15-Jährige aus Kenia, die als Haushaltshilfe nun kein Geld mehr bekommt, „weil es kein Essen gibt.“ Die Jugendliche wurde von der Kindernothilfe ebenso befragt wie ein Müllsammer, 16, von den Philippinen: „Wenn wir Arbeit haben, haben wir gutes Essen; aber wenn nicht, dann essen wir einfach alles, was wir kriegen können oder lassen Mahlzeiten aus.“ Für eine erst elfjährige Haarflechterin aus Sambia hat „Covid 19 alles schwieriger gemacht.
Bei meiner Arbeit gab es Verluste und das wenige Geld, das wir hatten, haben wir für Essen ausgegeben.“ Ein 15-jähriger Grabsteinreiniger von den Philippinen arbeitet seit dem Ausbruch der Pandemie gar nicht mehr: „Ich kann nicht helfen, meine Familie zu versorgen, und kann nicht kaufen, was wir daheim brauchen. Stattdessen helfe ich bei der Hausarbeit, ich fege zum Beispiel.“
Seit Beginn der Pandemie hat sich laut Kindernothilfe die körperliche Gesundheit und Ernährung gerade der arbeitenden Kinder und Jugendlicher verschlechtert. Viele Familien in den Hilfsprojekten gaben in der Untersuchung an, schlechteren Zugang zu Lebensmitteln zu haben, kleinere Portionen zu essen, die Anzahl der Mahlzeiten pro Tag reduziert zu haben. Laut Welternährungsprogramm besteht für mindestens 346 Millionen Kinder weltweit aufgrund der Coronakrise eine große Gefahr für Mangelernährung. Partnerorganisationen der Kindernothilfe berichten von Minderjährigen, die nur Reis oder Wasser zu sich nehmen oder Gemüse von Plantagen stehlen, um etwas zu essen zu haben.
„Ich habe aufgehört, zur Schule zu gehen. Man ist einfach die ganze Zeit daheim“
Und auch die Seelen der Kinder leiden: Angst vor Hunger, Unsicherheit, wie es weitergeht, Einsamkeit wegen der Ausgangssperren. Viele haben ein schlechtes Gewissen, weil sie von ihren kleinen Jobs kein Geld mehr nach Hause bringen können. Die angespannte Situation in den Familien fördert nach Erkenntnissen der Experten das Risiko der häuslichen Gewalt; 1,8 Milliarden Kinder leben in Ländern, wo Anti-Gewalt-Programme durch die Pandemie unterbrochen worden sind.
„Ich habe aufgehört, zur Schule zu gehen. Man ist einfach die ganze Zeit daheim“, erklärt eine Elfjährige aus Sambia. In mehr als 190 Ländern blieben die Schulen monatelang geschlossen, weltweit waren und sind mehr als 1,6 Milliarden Kinder und Jugendliche betroffen, unter ihnen ein hoher Anteil Mädchen, die vielleicht nie mehr in ihre Klassen zurückkehren werden. Auf den Philippinen erklärte die Regierung kürzlich sogar, die Schulen bis zu einer Impfung der Bevölkerung gar nicht mehr zu öffnen. Distanzunterricht aber ist in vielen Entwicklungsländern schlicht unmöglich. Computer, Smartphones, Internetanschluss können sich die Familien nicht leisten, wenn es sie denn überhaupt gibt.
„Ich mache die gleiche Arbeit, aber meine Hände sind müde“
Unicef geht von mehr als 463 Millionen Kindern aus, die für schulische Bildung gar nicht mehr erreichbar sind. „Wir machen unsere Hausaufgaben“, erzählt ein Zwölfjähriger aus Guatemala. „Aber wir bekommen keinen Unterricht, weil die Gemeinde keinen Computer hat. Wir lernen mit den ausgedruckten Aufgaben, die wir vom Lehrer bekommen. Wir lernen nicht viel.“
Eine 14-Jährige aus Bolivien findet, das Lernen sei „nicht mehr so leicht wie früher. Ich lerne kaum was.“ Ein Elfjähriger aus Sambia vermisst seine Freunde: „Ich habe aufgehört, zur Schule zu gehen und verbringe meine Zeit zu Hause. Vor der Pandemie habe ich am liebsten Fußball gespielt mit meinen Freunden. Ich habe auch meiner Familie beim Verkauf von Holzkohle geholfen.“ Was er jetzt macht? „Hausarbeit.“ Ein Mädchen aus Guatemala schreibt für die Schule „die Sachen nur ab“, nebenher arbeitet die Zwölfjährige als Kleinhändlerin: „Ich mache weiterhin die gleiche Arbeit, aber das ist schwer, weil meine Hände müde sind.“ Immerhin aber kann sie noch Geld verdienen UND in die Schule. „Meine Arbeit“, klagt ein Bäckergehilfe aus Guatemala, der erst zwölf ist, „hat wenigstens geholfen, die Schulgebühren zu zahlen.“ Viele Eltern können dieses Geld nun nicht mehr aufbringen.
Kinder schuften als Maurergehilfen: Die Schule ist zu
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Hilfsorganisationen weltweit versuchen, die größte Not zu lindern: bringen Lebensmittel zu den Familien, verteilen Unterrichtsmaterial, versuchen, Impfkampagnen aufrecht-, den Kampf gegen Armuts-Krankheiten wie Durchfall durch- und den Kontakt zu den Kindern überhaupt zu halten.
Maylin (10) aus Guatemala erzählte der Kindernothilfe, dass sie zuhause jetzt nur noch Bohnen zum Frühstück essen, „wenn wir Glück haben“, wie vor Corona. Meist aber gibt es bloß Tortillas mit Salz. Statt in die Schule geht das Kind mit der Mutter arbeiten. Auch der achtjährige Bruder muss mit. Sie schuften als Maurergehilfen, bis es Nachmittag wird: Sie müssen rechtzeitig vor der Ausgangssperre daheim sein, einkaufen können sie dann nichts mehr. „Wegen Corona haben die Geschäfte zu.“ So sind alle Tage gleich, sagt Maylin. Und abends sei sie immer „sehr, sehr müde“.
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