Essen./Düsseldorf. Der Düsseldorfer Kunsthändler Ernst Jockels, Ehemann der Essener Landgerichtspräsidentin, ist vor Gericht freigesprochen worden.

Freispruch für den Düsseldorfer Kunsthändler Ernst Jockels, Ehemann der Präsidentin des Landgerichtes Essen, Gudrun Jockels. Das Landgericht Düsseldorf sprach ihn von dem Vorwurf frei, seinen Vermieter bedroht zu haben. Das Amtsgericht Düsseldorf hatte ihn im November vergangenen Jahres zu einer Geldstrafe auf Bewährung verurteilt. Dieses Urteil ist mit dem Freispruch aufgehoben.

Maik Herfet, Mönchengladbacher Verteidiger des Kunsthändlers, hatte die am vergangenen Mittwoch ergangene Entscheidung der WAZ mitgeteilt. Dem Landgericht habe die Beweislage angesichts widersprüchlicher Zeugenaussagen nicht ausgereicht, sagte er. Die Staatsanwaltschaft hatte zwar eine Verurteilung zu einer Geldstrafe in Höhe von 60 Tagessätzen beantragt. Sie legt aber gegen den Freispruch kein Rechtsmittel ein, erklärte Julius Sterzel, Sprecher der Düsseldorfer Staatsanwaltschaft, gegenüber der WAZ.

Freispruch im Nachbarschaftsstreit

Bei dem Strafverfahren ging es um einen Nachbarschaftsstreit. Das Ehepaar Jockels war im Sommer 2018 in die schmucke Düsseldorfer Wohnung eingezogen. Vermieter war der Friseur von Gudrun Jockels, der mit seinem Ehemann, einem Steuerberater, ebenfalls dort wohnt.

Anfangs hatten Mieter und Vermieter sich wohl noch gut verstanden. Schnell kippte die Stimmung aber, aus welchen Gründen auch immer. Am 8. Oktober 2018 soll sich dann laut Urteil des Amtsgerichtes Ernst Jockel vor dem Vermieterpaar aufgebaut und es bedroht haben. "Euch bringe ich um", soll er gesagt haben, vielleicht auch "Euch mache ich platt". Schon am Amtsgericht hatten die Zeugen unterschiedliche Wortlaute erinnert.

Amtsgericht hatte keine Zweifel

Ein Jahr nach dem Vorfall sah Amtsrichterin Astrid Stammerjohann aber in den Abweichungen kein Problem. Wenig Bedeutung maß sie zudem dem damals überraschenden Zeugenauftritt von Ehefrau Gudrun Jockels bei, die sich ein Jahr danach genau erinnern wollte, dass nichts war. Das Landgericht legte jetzt in der Berufung strengere Maßstäbe an, die zum Freispruch aus Mangel an Beweisen führten. Die Aussage von Gudrun Jockels soll dabei laut Verteidiger Herfet wiederum keine große Rolle gespielt haben.

Es ist nicht der einzige Gerichtsauftritt des prominenten Düsseldorfer Ehepaares vor Gericht. Am Essener Landgericht witzeln schon Mitarbeiter, die Chefin sei wohl mehr an fremden Gerichten als am eigenen. So war das Ehepaar erst im Sommer vor dem Amtsgericht Düsseldorf, weil es gegen die Kündigung seiner Wohnung wegen Eigenbedarfs geklagt hatte. Beide Seiten einigten sich auf einen Vergleich, nach dem Jockels zum 31. März 2021 die Wohnung im Stadtteil Flingern verlassen müssen. Dafür zahlt der Vermieter ihnen 8500 Euro. Er nahm das vor dem Hintergrund des Nachbarschaftsstreits positiv: "Damit erkaufe ich mir meine Gesundheit."

Klage um Chefposten in Köln

Erfolg hat Gudrun Jockels aktuell mit einer Klage gegen das Justizministerium. Das hatte die freie Präsidentenstelle am Oberlandesgericht Köln mit Bernd Scheiff, Präsident am Landgericht Düsseldorf, besetzen wollen. Jockels, die sich selbst beworben hatte, rügte die Auswahl, und das Verwaltungsgericht Gelsenkirchen gab ihr Recht.

Es bemängelte im April einen Formfehler bei der Beurteilung ihres Konkurrenten durch seinen Vorgesetzten. Diese Entscheidung bestätigte am 10. September das Oberverwaltungsgericht NRW in Münster.

Ministerium prüft die Besetzung

Wie es weiter geht, ist noch nicht klar. "Das Ministerium prüft derzeit, welche Konsequenzen aus der Entscheidung für das Besetzungsverfahren zu ziehen sind", erklärt Hilal Tanrisever, Sprecherin des Justizministeriums, auf Anfrage der WAZ.

Bleibt noch ein offenes Ermittlungsverfahren für Ehemann Ernst Jockels. Einem Händler hochwertiger Uhren aus Essen-Kupferdreh schuldet der Düsseldorfer laut Gerichtsurteil 50.000 Euro. Dessen Sohn, der ebenfalls im Geschäft arbeitet, hatte Jockels Ende 2019 angezeigt. Denn dieser habe ihn telefonisch massiv bedroht, auch mit dem Tode. Wie dieses Strafverfahren verläuft, ist offen. "Wir ermitteln noch," sagt Julius Sterzel von der Düsseldorfer Staatsanwaltschaft.