Essen. Zwei Männer, eine Frau - das endete nicht gut. Jetzt steht ein Oberhausener vor Gericht, der einen Bottroper fast erstochen hatte.

Die Liebe funktionierte nicht mehr, da nahm der Oberhausener Carsten K. ein Messer in die Hand und stach es seinem Nebenbuhler tief in die Brust. Knapp überlebte der 56 Jahre alte Bottroper die Attacke in der Nacht zum 2. März. Sein 43 Jahre alter Kontrahent muss sich seit Freitag vor dem Essener Schwurgericht verantworten. Die Anklage lautet auf versuchten Totschlag.

Seit 2016 hatte der Oberhausener eine Beziehung mit einer Kollegin, die ihm, dem Vorarbeiter im Betrieb, unterstellt war. Doch Ende vergangenen Jahres wollte die 38-Jährige sich von ihm trennen. Zunächst blieben sie aber in der gemeinsamen Wohnung, teilten weiterhin das Bett. "Wir hatten eine Freundschaft Plus", sagt der Angeklagte. Also Sex ohne Verpflichtung.

Eifersüchtiger Angeklagter

Zu dieser Art der Beziehung passte aber nicht die Eifersucht des Angeklagten. Denn sein späteres Opfer, ebenfalls ihm im Betrieb unterstellt, fing im Februar ein Verhältnis mit der Oberhausenerin an. Heimlich zunächst, denn den Bottroper, neu im Betrieb, hatten Kollegen schon vor der Eifersucht des Chefs gewarnt, erzählt er.

Es gibt unterschiedliche Versionen, in welchem Maße sich die beiden Männer im Februar belästigt hatten. Der Oberhausener Angeklagte spricht von regelmäßigen Anrufen und Textnachrichten, mit denen der Bottroper ihn beleidigt habe. Der 56 Jahre alte Kontrahent dagegen lastet seinem ehemaligen Chef deutliche Morddrohungen an. Auch nachts habe der Stöcke und Steine vor den Rollladen seiner Wohnung in Bottrop-Boy geworfen. In dieser Nacht habe die Frau nämlich bei ihm in Bottrop geschlafen, erzählt das spätere Opfer.

Streit unter den alten Partnern

In der Nacht zum 2. März eskalierte die Situation. In der gemeinsamen Wohnung in Oberhausen hatte das frühere Pärchen Streit, sagt die Anklage. Die 38-Jährige habe darauf beharrt, dass sie natürlich mit ihrem neuen Freund schlafen dürfe.

Offenbar war das zu viel für den 43-Jährigen. Er soll sich ein Küchenmesser mit einer 20 Zentimeter langen Klinge aus dem Messerblock genommen haben und nach Bottrop gefahren sein. Dort wartete Carsten K. darauf, dass der Nebenbuhler irgendwann das Haus verlassen würde.

Messer nur zur Drohung

Gegen drei Uhr morgens war es soweit. Mit Müllbeuteln in der Hand kam der 56-Jährige. Der Angeklagte sagt, er sei zu diesem Zeitpunkt "emotional komplett übergekocht". Das Messer hielt er in der Hand. Eigentlich habe er es nur zur Drohung mitgenommen, sagt Carsten K. vor dem Essener Schwurgericht. Doch dann: "Habe ich das Schlimmste gemacht in meinem Leben - und habe zugestochen." In Panik sei er zurück nach Oberhausen-Holten.

Abschiedsbriefe hatte er bereits verfasst. Er schloss sich in seiner Garage ein, dichtete alle Ritzen mit Bauschaum ab und entzündete Holzkohle. Die Polizei fand ihn halb bewusstlos, weil sie wegen der Messerattacke nach ihm gesucht hatte.

Abschiedsbrief hinterlassen

Was er denn wirklich beim Bottroper gewollt habe, fragt Richter Martin Hahnemann. "Ich wollte ihm eins auf die Nuss geben und mich dann weghängen", antwortet er. Und das Messer? "Nur zum Drohen. Ich wollte ihn auch nicht töten, sondern die Schulter treffen."

Hahnemann liest aus dem Abschiedsbrief vor: "Dann habe ich noch etwas getan, was mir in keinster Weise leid getan hat. Er hat das, was er mir angetan hat, auch so verdient."

Die 38-Jährige wird auch noch gehört. Ganz klar ist sie mit der Situation noch nicht. Sie gibt zwar an, der Angeklagte habe sie "psychisch kaputt gemacht". Sie sagt aber auch, dass ihre Gefühle immer noch zu Carsten K. tendierten. Die Kammer hat noch vier Termine bis in den September geplant.