Duisburg/Herne/Gelsenkirchen. 132 neue Coronafälle sind in NRW gemeldet worden. Warum die Zahlen montags oft niedrig sind – und der Überblick über die Zahlen im Revier.
Nachdem am Samstag vom RKI bundesweit 2034 Neuinfektionen verzeichnet wurden – und damit ein Höchstwert seit Ende April –, waren es am Sonntag nur 782, Montag dann 711. Das ist aber für das Infektionsgeschehen nur bedingt aussagekräftig: An Sonntagen und Montagen sind die gemeldeten Fallzahlen erfahrungsgemäß oft niedriger, weil am Wochenende nicht alle Gesundheitsämter Daten an das RKI übermitteln.
In NRW wurden am Sonntag 185 neue Fälle gemeldet, am Montag 132 Neuinfektionen.
Mit einer Sieben-Tage-Inzidenz von 12,8 Fällen pro 100.000 Einwohnern lag NRW am Samstag über dem Bundesdurchschnitt von 10,2. Nur Hessen (15,5) und Bayern (14,3) weisen aktuell einen höheren Wert auf.
Dicht besiedelte Regionen wie das Ruhrgebiet sind zuletzt vom wiederholten Anstieg der Coronazahlen besonders betroffen gewesen: Noch am Donnerstag lag Herne beim Vergleich der Sieben-Tage-Inzidenz mit 32,6 Fällen bundesweit auf Platz zwei – mittlerweile liegt Herne nur noch bei einem Wert von 14,1. Die Zahl gibt die Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen an, das Robert-Koch-Institut (RKI) veröffentlicht sie täglich.
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Am Freitag trat Herne den unrühmlichen Spitzenplatz in NRW an Duisburg ab. Zum Montag ist der Wert dort weiter gesunken. NRW-weit hat nun Hamm mit 27,4 die höchste Sieben-Tage-Inzidenz.
Der Wert ist ausschlaggebend dafür, ob Maßnahmen zur Eindämmung des Virus ergriffen werden oder nicht. Liegt er bei 50, müssen wieder regionale Lockdowns greifen, um die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen. Darauf hatten sich Bund und Länder Anfang Mai verständigt – als Voraussetzung für die anschließend in Kraft getretenen Lockerungen.
Sieben-Tages-Inzidenz für Städte und Kreise im Ruhrgebiet (Stand 24. August, 0 Uhr):
- Hamm 27,4
- Duisburg 21,5
- Gelsenkirchen 19,2
- Essen 18,2
- Dortmund 16,0
- Bochum 14,5
- Herne 14,1
- Mülheim 13,5
- EN-Kreis 12,6
- Kreis Recklinghausen 12,4
- Oberhausen 10,0
- Bottrop 4,3
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Coronavirus: Zahlen stiegen vor allem in Großstädten
Vor allem die Großstädte im Ruhrgebiet hatten zuletzt deutlich steigende Zahlen verzeichnet. Nach Angaben von NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann von Donnerstag gingen rund ein Viertel auf Reiserückkehrer zurück, die das Virus aus dem Urlaub mitgebracht haben. Diese Zahl ist steigend, und lag mancherorts bei 40 Prozent aller Fälle, in einzelnen Städten sogar bei mehr als 60 Prozent. Ein Drittel der Neu-Infizierten etwa hat sich demnach im privaten Umfeld angesteckt.
Und teilt man sich dieses Umfeld wie im Revier mit besonders vielen anderen Menschen, steigen auch die Zahlen: So wird laut Laumann die Ausbreitung des Virus durch die hohe Bevölkerungsdichte begünstigt: Im Ruhrgebiet leben 1152 Menschen auf einem Quadratkilometer – in Herne sind es auf der gleichen Fläche sogar rund 3040 Einwohner pro Quadratkilometer. Zum Vergleich: Im eher dünn besiedelten Kreis Soest teilen sich 227 Einwohner die gleiche Fläche: Dort lag die Sieben-Tages-Inzidenz am Samstag bei 4,6.
Der Herner Oberbürgermeister Frank Dudda konterte Laumanns Theorie: Die Zusammenhänge, die der Gesundheitsminister ziehe, seien „wirklich unfassbar“, kritisierte Dudda. 68 Prozent der Neuinfizierten der vergangenen Tage seien Reiserückkehrer. „Diese Hernerinnen und Herner haben sich also nicht in Herne infiziert und stehen somit in keinem Zusammenhang mit einem lokalen Infektionsgeschehen – wie es Herr Laumann zu glauben scheint“, so Dudda. „Was uns vielmehr beschäftigt hat, war, dass Bund und Land über Wochen ihre Hausaufgaben in Sachen Reiserückkehrer nicht gemacht haben.“
Gegen Corona: Bundesweit einheitliche Regeln für private Partys?
Um eine weitere Ausbreitung zu verhindern, ergreifen die Städte nun weitere Maßnahmen: So hat etwa Bochum eine Maskenpflicht für alle öffentlichen Gebäude eingeführt. Das Gesundheitsamt der Stadt Herne arbeitet mit Hochdruck daran, die Kontakte der Erkrankten zu ermitteln und die Infektionsketten zu durchbrechen.
Am kommenden Donnerstag wollen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidenten der Länder über das weitere Vorgehen in der Corona-Pandemie beraten. Zuletzt hatten die Regierungschefs und die Kanzlerin im Juni über ein möglichst einheitliches Vorgehen gesprochen.
Diskutiert wird im Moment vor allem über vermehrte Ansteckungen bei Familienfeiern und über eine Verbreitung des Virus durch Reiserückkehrer aus Corona-Risikogebieten. Seibert sprach mit Blick auf die täglich gemeldeten Zahlen der Neuansteckungen von einer beunruhigenden Entwicklung. „Da ist eine Dynamik, die uns Sorgen machen muss.“
Virologe zum Corona-Risiko: „Jeder muss vorsichtig sein!“
Jeder müsse achtsam bleiben und sich an die Regeln halten. „Private Feiern mit hundert und mehr Menschen, bei denen sich niemand an diese Regeln hält, sind unverantwortlich.“ Viele der derzeitigen Ausbrüche gingen genau auf solche Feiern und Partys zurück.
Die Gesundheitsminister von Bund und Ländern wollen bereits an diesem Montag über das weitere Vorgehen beraten. Bei einer Telefonkonferenz soll es unter anderem um die Auflagen für Familienfeiern und andere Veranstaltungen gehen, wie Berlins Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) als Vorsitzende der Konferenz ankündigte. In der Frage, ob es neue Obergrenzen für private Feste geben sollte, gibt es bisher keine klare Linie. Die NRW-Regierung hatte am Wochenende angekündigt, am Dienstag über das Thema zu sprechen.
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Trotz der erhöhten Zahlen stuft der Virologe Ulf Dittmer von der Essener Uniklinik das Ansteckungsrisiko aber noch immer als „relativ gering“ ein – sofern man sich an die Regeln hält. „Jeder muss vorsichtig sein, weil eine einzige infizierte Person mehrere Dutzend andere Personen infizieren kann“, mahnt Dittmer. Aktuell stiegen die Zahlen auch im Ruhrgebiet noch linear: Wenn sich das Corona-Virus nun aber weiter verbreite, könne es wieder zu einem exponentiellem Wachstum kommen, wie es zuletzt im April der Fall war. „Das Virus ist sehr effizient darin, viele Personen zu infizieren“, sagt der Virologe. (JeS/JN/shu/ik)