Münster. Wenige Wochen vor dem Start des großen Prozesses im Missbrauchsfall Münster hat die Staatsanwaltschaft weitere Taten angeklagt.

Im Missbrauchsfall Münster hat die Staatsanwaltschaft ihre Vorwürfe gegen zwei Angeklagte erweitert. Nach Auswertung von Datenträgern legt die Staatsanwaltschaft dem 27-Jährigen Hauptverdächtigen aus Münster sowie einem 42-Jährigen aus dem brandenburgischen Schorfheide zur Last, in weiteren Fällen Kinder betäubt und ihnen dann wiederholt schwere sexuelle Gewalt angetan zu haben.

Kindesmissbrauchsfall: Kreis der bekannten Opfer wächst

Damit wächst der Kreis der bekannten Opfer um einen damals Neunjährigen sowie den damals siebenjährigen Sohn des Angeklagten aus Schorfheide, wie aus der Mitteilung der Staatsanwaltschaft von Donnerstag hervorgeht.

An einem Augusttag 2018 sollen die beiden einen damals neun Jahre alten Jungen über einen längeren Zeitraum mehrfach missbraucht haben. Sie zeichneten die Taten demnach mit einem Mobiltelefon auf, dass nun von der Polizei entschlüsselt worden ist. Es bestehe der Verdacht, dass der Junge zuvor betäubt worden sei. Das Kind soll entfernt verwandt mit dem Beschuldigten aus Brandenburg sein. Der Tatort sei unbekannt.

Kindesmissbrauchsfall: Anklage führt einen weiteren Tattag

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Die nun vorgelegte Anklageschrift führt zudem einen weiteren Tattag Ende März 2020 auf: Die beiden Männer sollen im Wohnhaus des 42-Jährigen in Schorfheide dessen damals sieben Jahre alten Sohn sowie den zehn Jahre alten Sohn der Lebensgefährtin des 27-Jährigen aus Münster schwer sexuell missbraucht haben.

Abermals sollen sie den Kindern ein Getränk mit einem Mittel verabreicht haben, das sie bewusstlos, mindestens aber widerstandsunfähig gemacht habe. Der Junge aus Münster wurde laut Staatsanwaltschaft wiederholt von mehreren Männern sexuell missbraucht - viele der bereits angeklagten Taten fanden in einer Gartenlaube in Münster statt.

Kindesmissbrauchsfall: Vergewaltigung von Kindern gefilmt

Die Ermittler werfen dem 27-Jährigen aus Münster 15 Taten über den Zeitraum November 2018 bis Mai 2020 vor. Dabei soll er die Vergewaltigungen von Kindern gefilmt und fotografiert haben. Über das Darknet verbreitete er die Bilder. Die „Westfälischen Nachrichten“ berichteten am Dienstag, dass die Mutter des Zehnjährigen seit 2018 vom Missbrauch ihres Sohnes gewusst habe.

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Am 12. November beginnt vor dem Landgericht Münster der Prozess gegen insgesamt fünf Angeklagte. Das Gericht muss nun auch über die Zulassung der weiteren Anklage entscheiden und ob die Verfahren verbunden werden sollen. Nach Lügde und Bergisch Gladbach ist Münster der dritte große Missbrauchsfall der vergangenen Jahre in Nordrhein-Westfalen.(dpa)