Dortmund. Er hat mit seinen Aktivitäten Aufsehen erregt. Aber diese Rolle ist neu: Jugendliche soll der 56-Jährige Hammer missbraucht haben.
Massiven sexuellen Missbrauch von Jugendlichen wirft die Dortmunder Staatsanwaltschaft einem 56 Jahre alten Mann aus Hamm vor. 14- oder 15-jährige Jungen und Mädchen zählen zu den mutmaßlichen Opfern, die er auch zur Prostitution gedrängt haben soll. Bei einem 15-Jährigen soll er dessen Notlage ausgenutzt haben, wenn dieser sich wegen Problemen mit den Eltern vor allem auf dem Grundstück des Angeklagten aufhielt. Insgesamt 33 Fälle verhandelt die Dortmunder Jugendschutzkammer seit Dienstag.
Vermummt mit Gesichtsmaske und Kappe betritt Dirk P. den Saal im Dortmunder Landgericht. In anderen Fällen scheut er keinesfalls die Öffentlichkeit, wirbt um Kunden für seine Salzgrotte oder für seine Künste als Alternativmedizin-Heiler. Mal soll der gelernte Betriebsschlosser als Hypnosecoach gearbeitet, mal eine Firma für die Entsorgung radioaktiver Abfälle gegründet haben, die er in Afrika entsorgen wollte.
Sexuelle Bedürfnisse bei Jugendlichen durchgesetzt
Fast alle Angaben zu seinem Lebenslauf entstammen eigenen Angaben auf seinen Seiten im Internet. Nachprüfen lassen sie sich nicht ohne größere Recherche. Vor dem Dortmunder Landgericht soll jetzt aber untersucht werden, was nicht auf der Homepage der mit ihm verbundenen Firmen und Instituten steht. Ob er wirklich zwischen August 2018 und dem 25. Juni 2019 seine sexuellen Bedürfnisse bei Jugendlichen durchgesetzt und sich dadurch strafbar gemacht hat?
Er selbst schweigt zunächst zu den Vorwürfen. "Er wird sich aber später zu den einzelnen Anklagepunkten äußern", beantwortet Verteidiger Norbert Velser die Frage von Richter Ulf Pennig.
Mit 14-Jährigem in den Urlaub gefahren
Am 20. August 2018 soll er mit weiblicher Begleitung und einem 14-Jährigen in den Urlaub nach Stralsund gefahren sein. Die Mutter hatte für ihren Sohn eine Erklärung unterschrieben, dass sie ihm den Jungen anvertraue. Das soll er ausgenutzt haben, indem er sich von dem Jugendlichen befriedigen ließ.
Hauptvorwurf der Anklage sind 20 Fälle des schweren sexuellen Missbrauchs eines 15-Jährigen. Er hatte zu Hause große Probleme, selbst das Jugendamt schaltete sich mit einer Familienhilfe ein. Diesem Jungen habe Dirk P. auf seinem Gelände Unterschlupf angeboten, heißt es in der Anklage.
Probleme eines 15-Jährigen mit den Eltern ausgenutzt
Fern des Elternhauses soll der 15-Jährige es genossen haben, dort seine Freizeit zu verbringen. Mit einer Ausnahme: Er habe den Geschlechtsverkehr mit dem weit Älteren nur deshalb über sich ergehen lassen, weil er das Gelände sonst hätte verlassen müssen. Auch mit Geld und anderen Geschenken soll Dirk P. ihn gefügig gemacht haben.
Junge Frauen soll der Angeklagte gedrängt haben, sich auf einschlägigen Internetportalen als Prostituierte anzubieten. Sie könnten sich da "'nen Hunni" verdienen, habe er sie gelockt. Sie lehnten aber ab. Weitere Prostitutionsangebote betreffen wieder männliche Teenager.
14-Jährige in der Salzgrotte ausgezogen
Tatort soll auch die von ihm betriebene Salzgrotte sein. Dort soll er zwei Jugendliche zum Sex in einem Nebenraum gedrängt haben. Außerdem eine 14-Jährige, die auf ein Jobangebot reagiert hatte, zum Teil ausgezogen und befingert haben.
Schließlich geht es noch um Nacktaufnahmen einer Frau, die bei vielen seiner sonstigen Aktivitäten auftaucht. Da soll er im Internet auf Schutzmaßnahmen verzichtet haben, so dass auch Minderjährige die Pornoseiten mit ihren Aufnahmen hätten aufsuchen können. Zuletzt gibt es noch eine Schreckschusswaffe mit Pfeffermunition, für die er keine Erlaubnis besessen habe. Lange Zeit war er in seinem Heimatort in führender Position als Schützenbruder aktiv.
Strafrechtliche Probleme mit Titeln als Professor und Doktor
Dirk P., der früher mal Swingertreffs geleitet haben soll und als Plastinator sich auch rühmte, vielleicht die Leiche von Michael Jackson konservieren zu dürfen, stand zuletzt 2019 vor dem Landgericht Dortmund. Da ging es um seine scheinbar akademischen Titel wie Professor oder Doktor.
Verurteilt wurde er zu einer Geldstrafe, weil er bei den vermeintlich in Harvard verliehenen Titeln auf den Hinweis verzichtet hatte, dass er sie von den von ihm selbst gegründeten Institutionen und Kirchen in Harvard/USA bekommen hatte.