Dortmund. Viele arbeiten zuhause und misten offenbar aus: die Recyclinghöfe können sich vor Andrang kaum retten. Und wie geht es mit dem Müll weiter?
Petra Hartmann kann es nicht fassen. "Unsere Recycling-Höfe werden in diesen Tagen förmlich überrannt“, sagt die Sprecherin der Entsorgung Dortmund GmbH (EDG.) In Zeiten des Coronavirus komme es bereits zu massiven Rückstaus an den Einfahrten zu den Höfen. So viele Menschen an einer Stelle, „das widerspricht allen Empfehlungen in Sachen Corona“, ärgert sich Hartmann und findet den Ansturm „absurd“.
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Ein Einzelfall aber ist er nicht. „Offensichtlich nutzen viele die Zwangspause im öffentlichen Leben und beginnen, das Haus aufzuräumen“, berichtet Sabrina Fischer, die Abteilungsleiterin Deponie und Wertstoffhöfe, beim USB Umweltservice Bochum. „Die Leute misten aus“, stimmt Hartmann zu und beide warnen: „Das kann schnell zu einer Überlastung der Wertstoffhöfe führen.“
„Bitte bleibt soweit möglich zuhause“
Die EDG schreibt deshalb auf ihrer Facebook-Seite: „Bitte bleibt soweit möglich zuhause.“ Und Fischer sagt: „Bitte nur die nötigsten Entsorgungen durchführen.“ Das seien insbesondere Abfälle, die aus hygienischen Gründen nicht im Haushalt verbleiben sollten, also Restmüll und organische Abfälle. „Der USB möchte so lange es geht die Öffnung der Wertstoffhöfe aufrechterhalten.“
In einigen kleineren Städten sind die Sammelstellen bereits dicht. Auch in Duisburg ist bereits der erste von vier Höfen geschlossen. Allerdings nicht, weil zu viel angeliefert worden wäre, sondern um Reserve zu haben, wenn an den anderen Standorten Mitarbeiter erkranken oder vorsorglich unter Quarantäne gestellt werden.
„Bisher gibt es allerdings keine Probleme“, sagt Silke Kersken, Sprecherin der Wirtschaftsbetriebe Duisburg. Auch bei der normalen Entsorgung laufe derzeit – wie in allen großen Revierstädten - noch alles nach Plan.
Ansteckungsgefahr bei der Müllabfuhr minimieren
Damit das so bleibt achten nicht nur die Duisburger Wirtschaftsbetriebe darauf, dass eingesetztes Personal möglichst wenig persönlichen Kontakt untereinander hat und so das Infektionsrisiko gemindert wird. Seit Dienstag nehmen Mitarbeiter der Entsorgungsbetriebe Essen auf dem zentralen Betriebshof in verschiedenen Schichten ihren Dienst auf, um Stoßzeiten in den Umkleiden zu entzerren. So möchte man das Risiko einer gegenseitigen Ansteckung wirksam verringern. Die Teams der Hausmüllabfuhr und die Fahrer der Altpapier-Container beginnt der Tag dann bereits um 6 Uhr morgens.
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„Es gibt zwei klare Ziele“, sagt Sandra Jungmaier, Prokuristin für den operativen Bereich. „Möglichst viele müssen gesund bleiben, damit die EBE so lange wie möglich alle ihre Leistungen erbringen kann.“ Für den Fall, dass es dennoch durch Krankheits- und Quarantänefälle in einem Unternehmen zu personellen Engpässen kommen, liegen – in Essen wie in anderen Städten - natürlich Notfallpläne in den Schubladen. So haben dann, heißt es beim Verband Kommunaler Unternehmen (VKU), etwa dicht besiedelte Gebiete Priorität vor dünn besiedelten Regionen. Der VKU teilt sich die Müllentsorgung hierzulande mit dem Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Rohstoffwirtschaft (BDE).
Medizinischer Abfall hat Vorrang
Auch bei den Abfallarten gibt es beim VKU eine Reihenfolge. Zuerst wird der sogenannte medizinische Abfall entsorgt – also Abfälle aus Krankenhäusern, Arztpraxen (einschließlich Tierarztpraxen) sowie Pflegeheimen. Es folgen Bioabfall, Hausmüll, Wertstoffe, Papier. Die Abholung von Sperrmüll und Sperrmüll kann bei Bedarf zeitweilig ausgesetzt werden.
Für den Fall dass die Lage sich zuspitzt, fordert BDE-Präsident Peter Kurth „Flexibilität und nicht das starre Festhalten an Regeln, die für Ausnahmesituationen nicht gemacht sind“. Wenn in Unternehmen erkrankte Fahrer ausfielen, müssten die verbliebenen Fahrer kurzzeitig auch nachts und/oder sonntags oberhalb ihrer Stundenbegrenzung arbeiten dürfen. Und der VKU hofft, dass die strengen zeitlichen Vorgaben beim Lärmschutz „für eine gewisse Zeit gelockert werden“. Dann könne der Müll beispielsweise auch vor sechs Uhr morgens abgeholt werden, wenn reduziertes Personal die Aufgaben erkrankter Kollegen übernehmen müsse.
„Machen Sie den Müll so klein wie möglich“
Auch die Bürger selbst können helfen. „Machen Sie den Müll so klein wie möglich“, bittet die Sprecherin eines Versorgers und nennt auch Beispiele: Kartons auseinanderreißen, Tetra-Packs zusammendrücken. „Einfach Volumen reduzieren, wo immer es geht.“
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Das Übertragungsrisiko über den Abfall aus Haushalten ist nach bisherigem Wissen als gering einzustufen. Sofern nicht andere Erkenntnisse vorliegen, gilt für den Abfall aus Haushalten von erkrankten, infizierten und in Quarantäne befindlichen Personen, vorbeugend auch ganz allgemein:
•Hygieneabfälle wie Taschentücher etc. gehören nicht in Papier- oder Biomüll, sondern in den Restmüll
•Abfälle in eine Plastiktüte geben und diese zuknoten, bevor sie in den Restmüll geworfen wird. Restmüll wird in aller Regel thermisch verwertet. Viren werden in der Abfallverbrennung sicher zerstört. Dort besteht deshalb kein weiteres Infektionsrisiko.