Essen. Im Auftrag ihres Freundes hatte die Bottroperin ihre dreijährige Tochter missbraucht. Jetzt muss die Mutter ins Gefängnis.

Beim Urteil weinte sie. Denn die 32 Jahre alte Bottoperin, die ihre kleine Tochter auf Wunsch ihres Freundes sexuell missbraucht hatte, muss für dreieinhalb Jahre ins Gefängnis.

Sie steht damit nicht alleine. Gegen insgesamt 90 Mütter und Kindergärtnerinnen ermittelte die Kripo Recklinghausen, nachdem sie die sexuellen Umtriebe eines in Bottrop wohnenden Tennislehrers aufgeklärt hatte.

Gezielt Singlebörsen aufgesucht

Der heute 40 Jahre alte Arztsohn aus Dortmund, der in Dorsten und Gelsenkirchen Tennisvereine trainiert hatte, fand die Frauen in Singlebörsen im Internet. Dort suchte er gezielt alleinerziehende Frauen, fing mit ihnen eine Beziehung an. 900 Kontaktdaten von Frauen fand die Polizei in seinem Handy.

Die Beziehungen waren eindeutig auf Sex angelegt. Mehrfach traf er sich mit den Frauen zum Sex, dann wurde er deutlich. Sie sollten ihre Kinder sexuell missbrauchen und ihm davon Bilder schicken. Das verschaffe ihm den nötigen "Kick". Würden sie sich weigern, werde er die Beziehung abbrechen, drohte er ihnen.

Anfang vergangenen Jahres hatte der Tennislehrer seinen eigenen Prozess. Vier Jahre und neun Monate Haft bekam er für acht derartige Fälle. Unter den Müttern war auch eine Polizistin, ebenso eine Kindergärtnerin, die ihr anvertraute Kinder missbrauchte. Besonderen Wert hatte er darauf gelegt, dass die Kinder dabei waren, wenn er mit den Frauen Sex hatte.

Zwölf Fotos zeigen Missbrauch

Das will die Bottroperin aber abgelehnt haben. Zwölf bei ihr sichergestellte Fotos zeigen aber, dass sie vor dem Missbrauch der Tochter nicht zurückschreckte. Sie sei dem Angeklagten hörig gewesen, versuchte die Angeklagte am Montag vor der XXIV. Essener Strafkammer zu erklären.

Der Vater des Kindes hatte sie zuvor wegen einer anderen verlassen. Deshalb habe sie sich in Singlebörsen aufgehalten. Der Tennislehrer habe ihr geschmeichelt, habe ihr Komplimente gemacht. Als sie sich trafen, sei es jeweils sofort zum Sex gekommen.

Schärfe der Fotos reichte ihm nicht

Die Fotos zeigen die sexuellen Handlungen, die sie an der Tochter vornahm. Die Chat-Protokolle verdeutlichen zudem die Dominanz des Tennislehrers. Wenn sie ihm Fotos schickte, kam manchmal die Aufforderung, die Pose erneut zu fotografieren. Denn die Schärfe des Fotos reichte ihm nicht aus. "Da sieht man ja gar nichts", schrieb er ihr.

Für vier Fälle des schweren sexuellen Missbrauchs verurteilte die Kammer die Frau. Staatsanwältin Laura Szdarta hatte ebenfalls dreieinhalb Jahre Gefängnis gefordert. Der Angeklagten sei es um Anerkennung gegangen, sagte sie. Verteidiger Olaf Pilz bat das Gericht um Bewährung.

Bewährung nicht möglich

Das sei aber rechtlich gar nicht möglich, erklärte ihm Richterin Ute Postert im Urteil. Denn allein für einen Fall liegt die Mindeststrafe bei zwei Jahren Haft und damit scheide eine Strafaussetzung zur Bewährung aus. Die Kammer honorierte das offene Geständnis, berücksichtigte auch, dass ihr das Sorgerecht für die Tochter entzogen wurde. Aber eine mildere Strafe sei nicht möglich.

Für den Tennislehrer wird es demnächst ein neues Verfahren geben. Nach Abschluss des ersten Prozesses sind die weiteren Fälle ermittelt worden, eine Anklage wird aktuell verfasst.