Essen. Tücher soll der 21-Jährige in Essen seinem Baby in den Mund gestopft haben. Der Prozess steht noch aus, doch jetzt bekam er bereits ein Urteil.

Der 21 Jahre alte Adem D. aus Essen, der seinem drei Monate alten Sohn Feuchttücher in den Mund gestopft haben soll, stand bereits am Mittwoch wegen einer anderen Gewalttat vor Gericht. Weil er seine Freundin und Mutter seines Sohnes gewürgt hatte, verurteilte das Amtsgericht Essen ihn zu einem Jahr und neun Monaten Haft. Ins Gefängnis muss er nicht, die Strafe wurde zur Bewährung ausgesetzt, allerdings muss er an einem Anti-Gewalt-Training teilnehmen.

Anfang November hatte der "Fall Liam" die Öffentlichkeit geschockt. Damals war bekannt geworden, dass der 21-Jährige im Essener Stadtteil Karnap seinem kleinen Sohn Feuchttücher in den Mund gesteckt haben soll. Damit habe er den Kleinen am Schreien hindern wollen. Nur dem beherzten Eingreifen der damals ebenfalls 21 Jahre alten Mutter sei es zu verdanken gewesen, dass der Säugling nicht starb, hieß es damals. Denn sie hatte Baby Liam die Tücher sofort wieder aus dem Mund gezogen.

Versuchter Totschlag angeklagt

Adem D. kam deshalb auf Antrag der Staatsanwaltschaft, die von einem versuchten Totschlag ausging, in Untersuchungshaft. Seit einer Woche ist er allerdings wieder auf freiem Fuß. Denn das Essener Schwurgericht lehnte die Eröffnung des Verfahrens wegen eines Tötungsdeliktes ab und setzte den Haftbefehl außer Vollzug.

Die auf Tötungsdelikte spezialisierten Richter des Schwurgerichtes sahen nämlich keinen Verdacht für einen versuchten Totschlag. Dafür reichten ihnen die Beweise nicht aus. Sie eröffneten das Verfahren allerdings bei einer anderen, der VII. Strafkammer wegen gefährlicher Körperverletzung und Misshandlung von Schutzbefohlenen. Ein Termin dafür ist noch nicht festgelegt, sagt Landgerichtssprecher Tim Holthaus.

Mutter des Babys gewürgt

Blieb für Adem D. dennoch die Attacke gegen seine damals mit Liam schwangere Freundin. Vor Amtsrichterin Sabrina Hunke räumte er am Mittwoch den Vorwurf der Anklage ein. Er habe geschlafen, doch seine Freundin habe ihn geweckt und ihm Vorwürfe gemacht. Sie habe wohl in seinem Handy Hinweise entdeckt, dass er sie betrogen habe.

Doch er wollte darüber nicht diskutieren, sondern weiterschlafen. Als sie ihm aber weiterhin Vorwürfe machte, habe er sie in den Schwitzkasten genommen. "Ein Aussetzer", sagte er und entschuldigte sich.

Die Kindsmutter zeigte sich am Mittwoch geschockt, dass Adem D. wieder auf freiem Fuß ist. Ihre Kinder, neben dem Baby noch ein dreijähriger Sohn, waren nach der Tat mit den Feuchttüchern vom Jugendamt in Obhut genommen worden. Sie leben beide nicht bei ihr. Der Ältere ist nach ihren Worten bei seinem leiblichen Vater, das Baby bei einer Pflegefamilie. Sie möchte beide gerne zurück.