Essen. Nach der versuchten Tötung eines Säuglings in Karnap hat das Jugendamt beide Kinder aus der Familie geholt. Versäumnisse sieht die Behörde nicht.
Nach dem versuchten Tötungsdelikt an einem Säugling in Karnap hat die Stadt Essen die Inobhutnahme des drei Monate alten Kindes als auch dessen dreijährigen Halbbruders bestätigt. Der Vater (21) des Babys sitzt seit Mittwoch in Untersuchungshaft, schweigt weiterhin zu dem Vorwurf des versuchten Totschlags sowie der Kindesmisshandlung und lässt sich von einem Anwalt vertreten. Weil der kleine Liam seiner Ansicht nach zu laut schrie, soll der 21-Jährige dem Jungen am 25. Oktober Feuchttücher in den Mund gestopft haben, um den Säugling zum Schweigen zu bringen – um ein Haar für immer.
Das städtische Jugendamt will den Fall noch nicht abschließend bewerten, sondern zunächst einmal die Ergebnisse der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen abwarten, sagte Stadtsprecherin Silke Lenz am Donnerstag: „Bislang sehen wir keine Versäumnisse.“
Die Familie ist aus Frankfurt nach Essen gezogen
Die junge Familie aus zwei kleinen Kindern, der 21 Jahre alten Mutter und deren gleichaltrigem Partner, der der Vater des misshandelten Säuglings ist, ist dem Jugendamt nach Informationen dieser Zeitung seit dem Frühjahr bekannt. Die beiden 21-Jährigen seien aus Frankfurt zugezogen, wobei das ältere Kind zunächst dort bei der Oma blieb und erst später nachkam.
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Als es zu dem Fall häuslicher Gewalt gegen die 21-Jährige kam und der junge Mann seine zu diesem Zeitpunkt schwangere Partnerin bis zur Bewusstlosigkeit würgte, erschien eine Zuständigkeit des Jugendamts wohl nicht unbedingt zwingend. Das ältere Kind hielt sich noch in Frankfurt auf, das zweite war noch nicht auf der Welt. Nach der Geburt und dem Nachzug des zweiten Jungen aus Frankfurt nach Essen seien dann aber Hilfen installiert worden, heißt es.
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Eine Gerichtsverhandlung wegen häuslicher Gewalt stand an
Die Staatsanwaltschaft hatte gegenüber dieser Zeitung bereits bestätigt, dass es in der Vergangenheit zu häuslicher Gewalt gegen die junge Mutter gekommen sei. Dafür sollte sich der 21-Jährige in der kommenden Woche vor dem Essener Amtsgericht verantworten.