Essen. Im Stil der Mafia tauchte das Trio im Mülheimer Auto in der Essener Pizzeria auf, forderte Schutzgeld. Jetzt stehen die Männer vor Gericht.
Auf den ersten Blick sehen die drei Männer auf der Anklagebank nicht sonderlich gefährlich aus. Doch laut Anklage sollen sie in einem Auto mit Mülheimer Kennzeichen an einer Pizzeria im Essener Wasserturmviertel vorgefahren sein und im Stil der Mafia Schutzgeld verlangt haben. Zum Prozessauftakt am Donnerstag vor dem Essener Landgericht schweigt das Trio. Zu den Vorwürfen wollen sich Qazim H. (35), Brian L. (26) und Joni M. (22) erst einmal nicht äußern.
Niemand weiß genau, wie viele Gastronomen in Deutschland tatsächlich Schutzgeld an kriminelle Banden zahlen. Die Dunkelziffer bei diesem Delikt ist groß. Viele entsprechen der erpresserischen Forderung, nur wenige gehen zur Polizei. Manchmal spekulieren die Ermittler bei einem demolierten oder ausgebrannten Lokal, dass der Besitzer nicht gezahlt hatte. Aber auch da stoßen sie auf Schweigen.
Gastronom wollte gar keinen Schutz
Die Familie, die in Essen Pizzeria und Eisdiele betreibt, ging dagegen zur Polizei. Am 19. August vergangenen Jahres, so erzählte das mutmaßliche Opfer, seien abends gegen 19 Uhr zwei Männer, ebenso Albaner wie die Gastronomen, im Lokal aufgetaucht. Zuerst habe sich einer von ihnen nach dem Immobilienbesitz der Familie erkundigt und dann Schutz gegen Geld versprochen. Der Gastronom habe abgelehnt. Er lebe doch in Deutschland, da benötige er keinen weiteren Schutz. Mit Beschimpfungen und Drohungen ("Ich bringe dich um") hätten die Männer sich verabschiedet.
Am nächsten Tag kamen sie wieder, diesmal mit dem dritten Angeklagten. Demonstrativ hätten sie im Lokal Platz genommen, bei einem sei im Hosenbund ein Messer zu sehen gewesen. Laut Anklage war die Klinge 18 Zentimeter lang. Der Onkel des Gastronomen warf sie hinaus.
Zehn schwarz gekleidete Männer auf dem Gehweg
Einen Tag später sei der Auftritt noch bedrohlicher gewesen. Das Trio sei ins Lokal gegangen, habe dem Onkel kurz gesagt, was bei weiterer Zahlungsverweigerung passieren werde: "Wir nehmen hier alles auseinander." Dass dies keine leere Drohung war, demonstrierten zehn schwarz gekleidete Männer auf dem Gehweg.
Danach gingen die mutmaßlichen Opfer zur Polizei. Die leitete Ermittlungen ein, hatte aber nur wenig Spuren. Etwa, dass das Auto der Erpresser aus Mülheim kam. Am 22. August tauchten die Erpresser schon mittags in Essen auf. Zwei Tage Bedenkzeit gaben sie dem Gastronomen, dann sei Schluss.
Festnahme in Mülheim
Doch diesmal hatte der Pizzeria-Betreiber das ganze Kfz-Kennzeichen abgelesen. Die Polizei schwärmte aus, nahm die drei Angeklagten auf Mülheimer Stadtgebiet fest. Offiziell gemeldet waren sie dort nicht.
Rechtsanwalt Leonhard Mühlenfeld, der den ältesten Angeklagten verteidigt, befragt intensiv den Ermittlungsführer der Kriminalpolizei. Ob er nur ins Blaue fragt oder tiefere Erkenntnisse hat, wird erst einmal nicht deutlich. Ein wenig scheint er die Ehrlichkeit der mutmaßlichen Opfer anzuzweifeln. Und er will wissen, ob die Polizei Erkenntnisse hatte, die nicht in der Akte dokumentiert sind. Denn ihn wundert der schnelle Erfolg der Polizei.
Schnelle Arbeit der Ermittler
Aber der 54 Jahre alte Kripobeamte weist das zurück. In einem solchen Fall müsse die Kripo immer besonders schnell handeln, "um Schlimmes zu verhindern". Der Beamte wird konkret: "Es kann ja sein, dass die Täter das Lokal anzünden oder die Familie direkt angehen."
Drei weitere Prozesstage hat die VII. Strafkammer angesetzt. Beim nächsten Mal gibt es Videos aus der Überwachungskamera, auf denen die drei Angeklagten deutlich zu erkennen sein sollen.