Mülheim. Kriminologe Christian Pfeiffer warnt vor der Entwicklung junger Türken, die in die Moschee gehen. Und er kritisiert einen Plan von Minister Reul.
Der Kriminologe Christian Pfeiffer (75) hält die gesellschaftliche Entwicklung bei jungen Männern mit türkischen Wurzeln im Ruhrgebiet für besorgniserregend. „Je mehr sie die Moschee besuchen, desto mehr entfremden sie sich von unserer Kultur“, sagte Pfeiffer bei einem Vortrag in der Mülheimer Immanuelkirche.
Pfeiffer, der als mittlerweile ehemaliger Direktor des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen
seit Jahrzehnten mit Studien zu Gewalt und Kriminalität Aufmerksamkeit erregt, kritisierte in diesem Zusammenhang den Islamverband Ditib. Der wolle zwar nun erstmals auch deutschsprachige Imame ausbilden. „Aber der Verband ist ferngesteuert von der Türkei und Präsident Erdogan“, sagte Pfeiffer, „und mit so einer Organisation schließt man keine Verträge ab.“ Erdogans Imame predigten „die extrem konservative Version eines Islams, der einem Angst macht“.
Gewaltkriminalität geht zurück
Pfeiffer beruhigte indes seine Zuhörer mit der Feststellung, dass die Gewaltkriminalität in Deutschland stark zurückginge. Für die Tatsache, dass „die gefühlte Kriminalitätstemperatur überhaupt nicht zur Wirklichkeit passt“, machte er vor allem das Fernsehen, die Boulevardmedien und die sogenannten sozialen Netzwerke verantwortlich.
Es gebe aber auch „systematische Verzerrungsfaktoren“,wie eine Untersuchung zu Pressemitteilungen der AfD ergeben habe. „Ein Drittel aller Gewalttaten wird von Ausländern verübt“, sagte Pfeiffer und räumte
ein, dass dies überproportional zum Anteil an der Bevölkerung sei. „Bei den Fällen, die die AfD öffentlich macht, sind laut dieser Untersuchung aber 95 Prozent Ausländer die Täter.“
Auch dass die AfD nach der Gruppenvergewaltigung in Mülheim die Senkung der Strafmündigkeit gefordert habe, passt laut Pfeiffer nicht zur Statistik: „Die Gewaltdelikte bei Jugendlichen gehen am stärksten zurück.“
Den Vorstoß von NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU), künftig bei Straftaten grundsätzlich die Nationalität zu nennen, hält er für „gefährlich“ vor allem mit Blick auf den Missbrauch solcher Daten durch die AfD. „Wenn der kulturelle Hintergrund für die Tat Bedeutung hat, muss man die Nationalität natürlich nennen“, so Pfeiffer, „aber doch nicht bei jedem Ladendiebstahl.“
Pfeiffer attestierte Reul einen besonders schwierigen Job. „Er hat die miserabelst ausgestattete Polizei übernommen, die es in einem, Flächenstaat in Deutschland gegeben hat.“ Er habe selbst ein SPD-Parteibuch, aber wie die NRW-Vorgängerregierung die Polizei vernachlässigt habe, sei unverantwortlich gewesen.
Christian Pfeiffer, der in Mülheim-Styrum sein aktuelles Buch „Gegen die Gewalt“ vorstellte, ist über die Jahre selbst in die Kritik geraten. Politisch motivierte Forschung und methodische Fehler hielten ihm Gegner vor. Pfeifer selbst berichtet von anonymen Morddrohungen, die er immer noch erhalte.