Essen. Leere Bahnsteige, genervte Eltern: Orkan „Sabine“ hat in NRW zwar zum Glück keine großen Schäden angerichtet. Das öffentliche Leben litt dennoch.

Schulen blieben geschlossen, Pendler mussten improvisieren und die Feuerwehr wurde zu hunderten Einsätzen gerufen - trotzdem hat Sturm „Sabine“ Nordrhein-Westfalen längst nicht so heftig getroffen wie befürchtet.

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Am Montag kam der Bahnverkehr nach der Orkannacht wieder in Gang, und auch auf den Autobahnen gab es kaum noch Sperrungen durch umgestürzte Bäume. „Sabine war wohl doch nur ein Sabinchen“, schrieb die Stadt Solingen in ihrer Bilanz. Die Erleichterung war vielen Einsatzkräften anzumerken.

Kitas und Schulen blieben oft geschlossen

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Allerdings gab es einige Verletzte durch den Sturm. In einigen Ortschaften fiel der Strom aus. Und die Gefahr ist noch nicht ganz gebannt, denn es gibt neue Sturm-Warnungen. Erst am Dienstagnachmittag soll der Wind deutlich schwächer werden, prognostiziert der Deutsche Wetterdienst.

Vor den größten Problemen standen am Montagmorgen Bahnpendler und Eltern von Schul- und Kindergartenkindern. Etliche Städte hatten den Unterricht an ihren Schulen ausfallen lassen - darunter Köln, Düsseldorf, Dortmund, Essen, Aachen, Mülheim, Gelsenkirchen und Münster. Auch etliche Kindertagesstätten blieben ganz geschlossen oder boten nur eine Notbetreuung an. Viele Eltern mussten kurzfristig Alternativen organisieren oder freinehmen.

Großes Chaos an den Bahnhöfen der Region

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Von Wolfgang Becker und Katrin Clemens

Auch Bahnpendler mussten umplanen. Am Morgen kam niemand mit dem Zug zur Arbeit, nachdem der Bahnverkehr in NRW am Sonntagnachmittag komplett gestoppt worden war. Erst im Laufe des Montagvormittags, nachdem 50 Einsatztrupps mit Räumgerät und Kettensägen die Strecken abgefahren waren, schickten die Deutsche Bahn und die Privatbahnen ihre Züge wieder auf die Strecken. Es werde aber noch den ganzen Tag zu Verspätungen aus Ausfällen kommen, sagte eine Bahnsprecherin.

Erstaunlich entspannt war dafür die Lage auf den Autobahnen: 140 Kilometer Stau gab es laut WDR-Verkehrsstudio in Spitzenzeiten - das ist eher wenig für einen Montagmorgen. „Vielleicht arbeiten heute einige von zu Hause aus oder nehmen Urlaub“, spekulierte ein Sprecher der Landesleitstelle der Polizei. Vor allem im Sauerland und der Eifel waren allerdings zahlreiche kleinere Straßen gesperrt.

Düsseldorf und Köln/Bonn stornieren 165 Flüge

An den beiden größten NRW-Flughäfen Düsseldorf und Köln/Bonn wurden wegen des Sturms insgesamt 165 Flüge storniert. Vor allem die Entscheidung von Eurowings, während des Sturms fast alle Flüge zu streichen, führte an den beiden großen NRW-Flughäfen zu Annullierungen.

Wie massiv die Schäden in den Wäldern sind, war für den Landesbetrieb Wald und Holz noch unklar. Ein Sprecher warnte aber weiterhin davor, die Wälder zu betreten: Es könnten noch immer Äste herabfallen und Menschen verletzen. Auch mehrere Zoos blieben vorsichtshalber geschlossen, etwa in Köln, Krefeld und Wuppertal.

Orkan „Sabine“ in NRW – Die Fotos einer unruhigen Nacht

Hier stemmen sich Passanten in Dortmund gegen den Wind. In der vorherigen Nacht zeigte Sturmtief Sabine sich von seiner zerstörerischen Seite.
Hier stemmen sich Passanten in Dortmund gegen den Wind. In der vorherigen Nacht zeigte Sturmtief Sabine sich von seiner zerstörerischen Seite. © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann
Vielerorts konnten Bäume dem starken Sturm nicht widerstehen und knickten um. In Bochum wurde dieses Wohnhaus getroffen.
Vielerorts konnten Bäume dem starken Sturm nicht widerstehen und knickten um. In Bochum wurde dieses Wohnhaus getroffen. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz
Vorsorglich wurden am Sonntag Waldwege gesperrt - wie hier in Bottrop.
Vorsorglich wurden am Sonntag Waldwege gesperrt - wie hier in Bottrop. © FUNKE Foto Services | Joachim Kleine-Büning
Aus gutem Grund - wie diese Aufnahme aus Sonsbeck zeigt.
Aus gutem Grund - wie diese Aufnahme aus Sonsbeck zeigt. © dpa | Arnulf Stoffel
In Düsseldorf wurden Autos beschädigt.
In Düsseldorf wurden Autos beschädigt. © dpa | David Young
Die Feuerwehr in Herford musste diesen Baum zerteilen, der ein Auto unter sich begrub.
Die Feuerwehr in Herford musste diesen Baum zerteilen, der ein Auto unter sich begrub. © dpa | Feuerwehr Herford
In Mülheim an der Ruhr zeigte sich an diesem zerstörten Auto, welche Gefahr von umstürzenden Bäumen ausgeht.
In Mülheim an der Ruhr zeigte sich an diesem zerstörten Auto, welche Gefahr von umstürzenden Bäumen ausgeht. © dpa | Feuerwehr Mülheim
Hier hat die Feuerwehr in Düsseldorf am Straßenrand Äste zersägt.
Hier hat die Feuerwehr in Düsseldorf am Straßenrand Äste zersägt. © dpa | David Young
Auch in Essen riss der Sturm Bäume um.
Auch in Essen riss der Sturm Bäume um. © dpa | Mike Filzen
In Viersen knallte ein Baum auf ein Carport.
In Viersen knallte ein Baum auf ein Carport. © dpa | Daniel Grotjans
In Hagen war die Feuerwehr auf der Autobahn 45 im Einsatz. Die A45 in Fahrtrichtung Frankfurt musste zwischen dem Kreuz Hagen und der Anschlussstelle Hagen-Süd voll gesperrt werden.
In Hagen war die Feuerwehr auf der Autobahn 45 im Einsatz. Die A45 in Fahrtrichtung Frankfurt musste zwischen dem Kreuz Hagen und der Anschlussstelle Hagen-Süd voll gesperrt werden. © dpa | Alex Talash
Auch in Herne wütete der Sturm.
Auch in Herne wütete der Sturm. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener
Dieses Carport wurde in Bochum umgeweht.
Dieses Carport wurde in Bochum umgeweht. © dpa | Feuerwehr Bochum
An der Herbeder Ruhrbrücke in Witten zerrte
An der Herbeder Ruhrbrücke in Witten zerrte "Sabine" an den LKW-Sperren. © FUNKE Foto Services | Barbara Zabka
Das Foto der Feuerwehr Iserlohn zeigt Rettungskräfte vor einem Zug, der von einem umgestürzten Baum getroffen wurde. 
Das Foto der Feuerwehr Iserlohn zeigt Rettungskräfte vor einem Zug, der von einem umgestürzten Baum getroffen wurde.  © dpa | Feuerwehr Iserlohn
Auch dieses Foto zeigt unter einem Baum begrabene Fahrzeuge in Bochum.
Auch dieses Foto zeigt unter einem Baum begrabene Fahrzeuge in Bochum. © dpa | Feuerwehr Bochum
In Essen hielt sich Sturm
In Essen hielt sich Sturm "Sabine" nicht an die Geschwindigkeitsbegrenzung. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener
In Herne bot diese Baustellenabsperrung auf der Holsterhauser Straße Angriffsfläche für den Wind.
In Herne bot diese Baustellenabsperrung auf der Holsterhauser Straße Angriffsfläche für den Wind. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener
Dieses Foto aus Herne zeigt, dass das Sturmtief auch an Regen nicht sparte.
Dieses Foto aus Herne zeigt, dass das Sturmtief auch an Regen nicht sparte. © dpa | Markus Klümper
In Bochum knickte ein Wegweiser um.
In Bochum knickte ein Wegweiser um. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz
Dramatische Szenen auch in Mönchengladbach.
Dramatische Szenen auch in Mönchengladbach. © dpa | Theo Titz
In Herford kippte ebenfalls ein Baum auf ein Wohnhaus.
In Herford kippte ebenfalls ein Baum auf ein Wohnhaus. © dpa | Feuerwehr Bochum
Dieses Fahrzeug wurde auf der Autobahn 45 bei Hagen beschädigt.
Dieses Fahrzeug wurde auf der Autobahn 45 bei Hagen beschädigt. © dpa | Alex Talash
Sturmtief
Sturmtief "Sabine" wie gemalt - hier über Düsseldorf. © dpa | Martin Gerten
Hier leuchtete der Mond durch ein kurzes Wolkenloch.
Hier leuchtete der Mond durch ein kurzes Wolkenloch. © dpa | Martin Gerten
Auch am Morgen war der Sturm noch kraftvoll: In Gladbeck bot diese Kehrmaschine soviel Angriffsfläche, dass sie umgeweht wurde.
Auch am Morgen war der Sturm noch kraftvoll: In Gladbeck bot diese Kehrmaschine soviel Angriffsfläche, dass sie umgeweht wurde. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht
Am Montag morgen ruhte der Zugverkehr. Keine guten Nachrichten für Pendler.
Am Montag morgen ruhte der Zugverkehr. Keine guten Nachrichten für Pendler. © FUNKE Foto Services | Martin Möller
In Düsseldorf sind die Bahnsteige am morgen menschenleer.
In Düsseldorf sind die Bahnsteige am morgen menschenleer. © dpa | Martin Gerten
Züge sollten erst ab 10 Uhr rollen.
Züge sollten erst ab 10 Uhr rollen. © dpa | Oliver Berg
Annullierte Flüge werden auf einer Anzeigetafel am Flughafen Köln Bonn angezeigt.
Annullierte Flüge werden auf einer Anzeigetafel am Flughafen Köln Bonn angezeigt. © dpa | Oliver Berg
Diese Reisenden übernachteten im Flughafen in Köln Bonn.
Diese Reisenden übernachteten im Flughafen in Köln Bonn. © dpa | Oliver Berg
Im Bahnhof Dortmund strandeten zahlreiche Reisende.
Im Bahnhof Dortmund strandeten zahlreiche Reisende. © AFP | Ina Fassbender
Ebenso in Köln.
Ebenso in Köln. © dpa | Marcel Kusch
Dieser ICE fuhr nicht weiter.
Dieser ICE fuhr nicht weiter. © dpa | Martin Gerten
Auch für diese Reisenden endete die Fahrt in Dortmund.
Auch für diese Reisenden endete die Fahrt in Dortmund. © AFP | Ina Fassbender
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Hunderte Einsätze der Feuerwehren

Die höchste Windgeschwindigkeit in Nordrhein-Westfalen wurde in der Nacht auf Montag auf dem Kahlen Asten (842 Meter) gemessen. Einer Grafik auf Kachelmannwetter.de zufolge war dort eine Orkanböe 137 Stundenkilometer schnell. Dies entspricht Windstärke 12. Orkanartige Böen wurden demnach unter anderem in Wuppertal (111 km/h), Aachen und Werl (beide 106 km/h) registriert.

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Die Feuerwehrleute waren vielerorts im Dauereinsatz, landesweit gab es Hunderte Einsätze. In Mülheim an der Ruhr hatten zwei Insassen eines Autos großes Glück: Ein 25 Meter hoher Baum stürzte um und erwischte ihren fahrenden Wagen im hinteren Bereich. „Wäre das Fahrzeug nur eine Sekunde eher an der Stelle gewesen, hätte es wesentlich schlimmer ausgehen können“, berichtete die Feuerwehr.

Leichte Verletzungen bleiben zurück

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In Paderborn erlitt ein 16-Jähriger durch einen herabstürzenden Ast Kopfverletzungen. In Essen wurde eine 47 Jahre alte Frau von einer herabstürzenden Schieferplatte leicht verletzt. In Duisburg wurde ein Feuerwehrmann im Einsatz leicht am Auge verletzt.

Die Einsatzkräfte waren nicht nur mit dem Zersägen von Bäumen beschäftigt, die auf Straßen, geparkte Autos oder gegen Häuser gefallen waren. So berichtete die Feuerwehr Essen, dass mehrfach Bauzäune oder Baugerüste gesichert werden mussten - ebenso Baustellentoiletten, ein Pavillon oder Trampoline. Gelockerte oder herabgewehte Dachziegel waren ebenfalls häufig. (dpa)