Ruhrgebiet. Xanten sitzt ungefähr da, wo sonst Alaska ist, und Hamm ersetzt den Osten Russlands: Ein Paar hat den Ruhrgebietsglobus entwickelt. Runde Sache?

Christoph Hünermann hat etwas mitgebracht in die WAZ-Redaktion, das hat die Welt noch nicht gesehen. Er holt einen Globus aus einem Pappkarton, stellt ihn auf den Tisch. „Das hier ist Oschi“, sagt der 61-Jährige und bückt sich erneut – Sie ahnen, wie es weitergeht – „und das hier ist Kawenzmann“.

Auf dem Tisch stehen nun gleich zwei Globen, von 30 und 34 Zentimetern Durchmesser, die aber nur einen kleinen Ausschnitt der Weltkugel zeigen. Das Ruhrgebiet. Es sind Ruhrgebietsgloben.

Xanten sitzt ungefähr da, wo sonst Alaska ist, und Hamm ersetzt in etwa den Osten Russlands. Dazwischen das Ruhrgebiet, eine eigene Welt. Kirchheller Heide, Herten-Langenbochum, Königsborn, alles da, von Weiler tief im Westen bis Wambel ganz im Osten. Der Rest ist Meer. Seit Anfang des Jahres sind die Globen erhältlich (www.deinheimatglobus.de). Runde Sache.

Die kleine Kugel entwickelte ein Eigenleben

Christoph Hünermann und seine Frau Christiane Güth, zwei Selbstständige aus der Kommunikationsbranche, haben die Geschäftsidee „Regionaler Globus“ gemeinsam entwickelt und jetzt die exklusiven Rechte darauf für Deutschland, Österreich und die Schweiz. Doch eigentlich beginnt die Geschichte in Krummhörn.

Dort hatte Hünermann für einen Immobilienmakler einen Slogan entwickelt: „Ostfriesland ist unsere Welt.“ Um das zu verdeutlichen, entstand 2019 ohne jede Arg ein Ostfriesland-Globus für des Maklers Schaufenster. Doch die kleine Kugel entwickelte ein Eigenleben.

„Für Ex-Ruhrgebietler ist der Globus ein Stück Heimat“

Christoph Hünermann und Christiane Güth haben das Geschäftsmodell entwickelt. Sie stießen darauf durch den Erfolg ihres Ostfrieslandglobus
Christoph Hünermann und Christiane Güth haben das Geschäftsmodell entwickelt. Sie stießen darauf durch den Erfolg ihres Ostfrieslandglobus © FUNKE Foto Services | Andreas Buck

Menschen blieben stehen, fast liefen sie zusammen, und irgendwann berichtete die Zeitung. Offenbar hatte der Ostfriesland-Globus einen regionalstolzen Nerv getroffen, heute hat er es geschafft bis ins Museumsgeschäft der Kunsthalle Emden. In den Größen „lüttje“, „groode“ und „sööte“ (der süße, eine deutlich kleinere Version). „Wir haben bis Ende des Jahres gut 300 verkauft.“

Da lag es nah, sein nächstes Glück mit dem Ruhrgebiet zu versuchen; Hünermann, muss man dazu wissen, ist in Essen-Rüttenscheid geboren, in Gelsenkirchen-Rellinghausen aufgewachsen, hat in Bochum-Querenburg studiert und in Dortmund-Mitte gearbeitet. „Für Ex-Ruhrgebietler ist der Globus ein Stück Heimat“, sagt er, selbst ein Ex, heute wohnhaft in Gütersloh und Krummhörn.

Die Herstellung ist eine mühevolle Fummelei

Oschi und Kawenzmann entstehen Stück für Stück in mühevoller Kleinarbeit beim Globusverlag „Columbus“ in Krauchenwies. Zunächst muss die normale, plane Ruhrgebietskarte (in den Grenzen des Regionalverbandes) aus einer professionellen Kartografie herausgelöst und verändert werden, etwa, wo im Original Ortsnamen über die Ruhrgebietsgrenzen hinausreichen – sie wären ja jetzt im Meer.

Anschließend wird die Karte in zwölf augenförmigen Segmenten größenverändert gedruckt, um die Verzerrung auszugleichen, die dadurch entsteht, dass die Kugel in der Mitte dick ist und an den Polen dünner. Spätestens jetzt wird deutlich: Manches wäre wirklich einfacher, wenn die Erde eine Scheibe wäre.

In einigen Monaten soll es den Ruhrgebietsglobus auch in klein geben

Jedenfalls kleben die Frauen im Columbus-Verlag die zwölf Segmente abschließend auf die Acrylglas-Kugel, wieder so eine Fummelei, denn es müssen ja etwa das „Duisb“ auf dem einen Segment und das „urg“ auf dem nächsten exakt aneinander anschließen. Lücken oder Aufwerfungen sollten auch nicht entstehen. Dann trocknen, lackieren – und fertig.

Braucht kein Mensch, sieht aber gut aus und ist eine lustige Idee. Eine kleine Fassung des Ruhrgebietsglobus soll es in einigen Monaten auch geben. Der Arbeitstitel: „Klümpken.“

Preise und Bezug

Die Ruhrgebietsgloben sind erhältlich über die Internet-Seite www.deinheimatglobus.de. Sie kosten je nach Größe 119 oder 199 Euro plus Versandkosten. Die vorgesehene kleine Fassung wird 24,90 Euro kosten. Produziert wird wegen der kleinen Auflagen gegen Vorkasse. Die Größen „Oschi“ und „Kawenzmann“ (Durchmesser 30 und 34 cm) sind beleuchtet und stehen auf einem Holzsockel.