Essen. Runder geht es nicht: Der RVR wird 100. Selbst der Bundespräsident kommt zum Geburtstag des ältesten Regionalverbandes in Deutschland.

Zugegeben: Der Einstand ins Jubiläumsjahr hätte unbeschwerter ausfallen können. Doch vom verpatzten Start des für die Revier-Entwicklung so wichtigen Regionalplans Ruhr im vergangenen Herbst wollten sich die Verantwortlichen des Regionalverbandes Ruhr (RVR) die Feierlaune nun doch nicht verderben lassen. 100 Jahre wird der Verband in diesem Jahr alt. Runder geht es nicht. 1,5 Millionen Euro lässt sich der RVR die Feierlichkeiten mit insgesamt 25 übers Jahr verteilten Einzelprojekten kosten. Zum Geburtstag des ältesten noch existierenden Regionalverbandes Deutschlands macht sogar der Bundespräsident seine Aufwartung.

1920 als Siedlungsverband Ruhrkohlenbezirk gegründet

Am 5. Mai kommt Frank-Walter Steinmeier zum großen Festakt des Verbandes ins Essener Colosseum. Neben dem Staatsoberhaupt wird auch NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) das Wort an die rund 1500 geladenen Gästen richten. Erwartbar wird es beiden Rednern um die Würdigung einer Institution gehen, die 1920 als Siedlungsverband Ruhrkohlenbezirk gegründet wurde und seitdem ohne Unterbrechung als institutionelle Klammer des Ruhrgebiets dient.

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Der Termin des Festaktes ist kein zufällig gewähltes Datum. Am 5. Mai 1920 beschloss die Preußische Landesversammlung im fernen Berlin das Gesetz zur Gründung des Verbandes im damals durch den bürgerkriegsähnlichen „Ruhrkampf“, Erste-Weltkriegs-Folgen und Wirtschaftskrisen schwer gebeutelten Ruhrgebiet. „Wir feiern auch ein bisschen die Geburtsstunde des Ruhrgebiets. Denn die Zusammenarbeit der Städte, über die wir heute so oft reden, begann genau damals“, sagte RVR-Regionaldirektorin Karola Geiß-Netthöfel.

Schau „100 Jahre Ruhrgebiet. Die andere Metropole“ im Ruhrmuseum

Warum es überhaupt zur Gründung des Verbandes kam, wie der Verband schon früh Einfluss auf die Entwicklung von Grünzügen und ersten Radwegenetzen in der zersiedelten und durch Schwerindustrie geprägten Region nahm und wie sich die Region wandelte, das sollen zwei große Ausstellungen in Essen und Oberhausen zeigen. Die Schau „100 Jahre Ruhrgebiet. Die andere Metropole“ ist vom 11. Mai bis 16. Februar 2021 im Ruhr Museum Zollverein in Essen zu sehen. „Die Zukunft im Blick – Nie gesehene Fotos aus dem Bildarchiv des Regionalverbandes Ruhr“, präsentiert das Industriemuseum des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) ab 14. Mai im Peter-Behrens-Bau in Oberhausen. Gezeigt werden dort auch insgesamt 111 historische Filme aus dem RVR-Archiv.

Direktwahl des Ruhrparlamentes am 13. September

Beliebte Publikumsveranstaltungen wie die „Extraschicht“ und der „Day of Song“ stehen in diesem Jahr ebenfalls im Zeichen des RVR-Jubiläums. Zudem werden Formate aus der Veranstaltungsreihe „Zehn Jahre Kulturhauptstadt“ fürs Jubiläumsjahr verbucht, etwa die Kulturkonferenz Ruhr als das großes kulturelles Netzwerktreffen und eine Weiterentwicklung der Ruhr-Bühnen-Theaterreise. Im September startet dann die Sanierung der sechs Revierparks des RVR mit einem Bürgerfest im Revierpark Mattlerbusch in Duisburg. Und noch im Mai stellt der RVR in der NRW-Landesvertretung in Berlin das junge und innovative Ruhrgebiet mit seiner Startup-Szene vor.

Erste Direktwahl im Herbst 2020

Das Ruhrparlament ist die Verbandsversammlung des Regionalverbandes Ruhr und damit das oberste politische Gremium des Kommunalverbandes. Seine 137 Mitglieder kommen aus den Räten und Kreistagen der Revierkommunen. Stimmberechtigt sind außerdem sämtliche 15 Oberbürgermeister und Landräte der Region.

Das ändert sich im Herbst 2020. Zeitgleich mit den Kommunalwahlen wird das Ruhrparlament erstmals direkt gewählt. Die Abgeordneten werden dann also nicht mehr von den jeweiligen Städten entsandt, sondern unmittelbar von den Wähler bestimmt. Die Wähler im Ruhrgebiet erhalten neben ihren Wahlunterlagen für die Kommunalwahl dazu einen eigenen Stimmzettel.

Mit der Direktwahl über Parteilisten erhöht sich nicht nur die demokratische Legitimation des RVR-Parlaments. Auch das politische Gewicht des derzeit in der Öffentlichkeit kaum wahrgenommenen Gremiums dürfte wachsen.

Ein besonderes Datum fällt eher zufällig ins Jubiläumsjahr: Am 13. September können die Revierbürger erstmals in der Geschichte ihr Ruhrparlament direkt wählen. Mit dem Auftakt zum Jubiläum am 5. Mai startet auch die Werbekampagne für den Urnengang, der vielen im Ruhrgebiet noch unbekannter sein dürfte als der RVR selber.