Bochum. . Das Katholische Klinikum und die Ev. Stiftung Augusta wollen kooperieren. 7000 Menschen sollen im Christlichen Krankenhaus Bochum arbeiten.

Katholisch oder evangelisch? Wer ernsthaft krank ist, dem dürfte egal sein, welche Kirche seine Ärzte bezahlt. Hauptsache, sie verstehen ihr Handwerk.

Diese lebensnahe Ökumene in den Krankenhaus-Alltag zu überführen, scheint derzeit die einzige Hürde für die Verantwortlichen am Katholischen Klinikum Bochum (KKB) und bei der Stiftung Augusta zu sein, die fest entschlossen sind, als „Christliches Krankenhaus Bochum“ ihr Überleben auf dem hart umkämpften Markt zu sichern.

Die jeweiligen konfessionellen Leitbilder beider Häuser müssen in dem geplanten Megaverbund mit 7000 Mitarbeitern und jährlich 82.000 stationären Patienten nämlich auf jeden Fall erhalten bleiben.

Kirchen müssen ihren Segen geben

Während die Kirchenoberen auf beiden Seiten darüber noch nachdenken und diskutieren, sind sich die vor Ort Handelnden längst einig. „Beide Häuser sind der Auffassung, dass eine Zusammenarbeit sehr sinnvoll ist“, sagt Prof. Christoph Hanefeld. Der medizinische Geschäftsführer und Sprecher des KKB erwartet „in den nächsten drei bis vier Monaten“ eine Entscheidung der Stiftungen und Kirchen, die Eigentümer sind.

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„Mitte des Jahres“ peilt Augusta-Geschäftsführer Thomas Drathen an. Die Notwendigkeit zum Schulterschluss ist für ihn angesichts immer größerer Krankenhaus-Verbünde klar gegeben. Die räumliche Nähe der Kliniken (Augusta, St. Elisabeth, St. Josef) verspreche enorme Vorteile. Konkret benennen will er diese nicht. „Wir sind bei unseren Gesprächen bewusst noch nicht in die Tiefe gegangen.“

450 Millionen Euro Jahresumsatz

„Natürlich wird es perspektivisch um die Frage gehen, muss jeder an jedem Standort alles vorhalten?“, gibt sich Prof. Hanefeld offener. „Wir reden aber von einem Zeitraum von zehn bis 15 Jahren.“ Das KKB hat in den vergangenen Jahren bereits viel umstrukturiert und umgebaut – gemäß den politischen Vorgaben Kapazitäten angepasst und Angebote zentralisiert.

Aber mehr geht immer. Erst Recht im Verbund, der, addiert man die heutigen Zahlen, auf einen Jahresumsatz von mehr als 450 Millionen Euro käme. Auf der Hand liegt bei der geplanten Kooperation beispielsweise das Verzahnen der Geburtskliniken. „Wir begegnen uns auf Augenhöhe“, betonen beide Geschäftsführer. „Es geht um ein partnerschaftliches Miteinander“, sagt Hanefeld.

Wachstum sei wichtig, so Hanefeld. „Nur so können wir unsere Investitionen stemmen. „Größer werden um jeden Preis, kann aber auch gefährlich werden. Daher beobachten wir den Markt und beschäftigen uns mit Dingen, die vernünftig sind.“

Interesse an Martin-Luther-Krankenhaus

Die Übernahme des Martin-Luther-Krankenhauses Wattenscheid könnte ein solches Ding sein. Die seit Jahren defizitäre Klinik sucht wieder einmal einen neuen Träger.

Die erhofften Synergien seien ausgeblieben, begründete eine Sprecherin der Diakonie Gelsenkirchen den beabsichtigten Verkauf nur drei Jahre nach dem Einstieg. Die Abteilung für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik am MLK dürfte das Portfolio des KKB sinnvoll ergänzen. Und auch strategisch macht die Übernahme der Klinik Sinn. Unliebsamen Konkurrenten bliebe der Zugriff auf den Bochumer Markt verschlossen.

Konkurrenz kommt aus Herne

Nach Informationen dieser Zeitung gehören sowohl das KKB als auch das Marienhospital Herne zu den Interessenten für die Trägerschaft des Martin-Luther-Krankenhauses. Kommentare von den Klinikleitungen zum geplanten Deal gibt es indes nicht.

MLK-Verwaltungsleiter Martin Düsterweg freut sich über das Interesse: „Es sind mehrere Angebote eingegangen, alle Interessenten garantieren den Ist-Zustand und wollen in Gebäude und Technik investieren. Die 550 Arbeitsplätze sehe ich als gesichert an.“ Noch im ersten Quartal soll der Träger feststehen.

Im wesentlich größeren KKB wäre das MLK vermutlich langfristig in sicheren Händen. Und sogar ein evangelischer Partner wäre mit Blick auf das geplante Christliche Krankenhaus Bochum in Sicht.