Dorsten. . Acht Tiere erlegten die Mitglieder des „Hegerings Herrlichkeit Lembeck und Dorsten“ letzte Woche. Beim Streckelegen salutieren sie dem Fuchs
Am Ende ziehen sie den Hut. Die Jagdhornbläser haben gerade das Signal „Fuchs tot“ gespielt, jetzt „Jagd vorbei und Halali“, da nehmen die Männer den Hut vom Kopf, zwei salutieren gar den toten Füchsen: Sieben liegen erschossen vor ihnen, in einem Bett aus Tannenzweigen auf dem Boden des Waldes von Dorsten.
Als das Signal verklingt, hört man den Aufruhr der Hofhunde in der Umgebung. Alles bellt. „Die jagen selbst alle“, sagt Hubert Gerling, der Leiter der Bläser, „die hören die Signale und meinen, es geht los.“
Im Namen des Tierschutzes
Dabei ist es gerade vorbei, für die sieben Füchse sowieso, aber auch für die Jäger. Mit dem Streckelegen, dem Zusammentragen der gemeinsamen Beute, endet am Sonntagmorgen die Fuchswoche des „Hegerings Herrlichkeit Lembeck und Dorsten“.
In diesen Fuchswochen sind alle Jäger einer Region aufgerufen, speziell Füchse zu schießen; sie laufen gerade in NRW und haben in den letzten Tagen dazu geführt, dass Umwelt- und Jagdverbände einander innig beschimpfen. Natürlich beide im Namen des Tierschutzes.
„Willkürliche Abschlachtungen“
So spricht der Landesvorsitzende des BUND, Holger Sticht, von „willkürlichen Abschlachtungen“. Die Fuchsjagd verstoße gegen das Tierschutzgesetz, weil es „keine wirtschaftliche Verwertung der Tiere gibt“ und auch Krankheiten nicht bekämpft würden. Und: „Der Fuchs gefährdet tatsächlich keine andere Tierart.“
Im Gegenzug nennt der Landesjagdverband die Vorwürfe, auch nicht maulfaul, „substanzlos, verantwortungslos und fadenscheinig“. Sein Sprecher Andreas Schneider höhnt: „Auf einer Fläche von ein paar hundert Quadratkilometern haben Sie, wenn es gut läuft, 20 Füchse nach einer Woche. Das ist dann das große Fuchsmassaker.“
Sieben Füchse aus 41 Revieren
In Dorsten sind es sieben aus insgesamt 41 Jagdrevieren. Doch man weiß nicht recht, wer überhaupt mitgemacht hat, und das Wetter hat auch nicht mitgespielt. „Wir waren ab Donnerstag unterwegs, ab da war Halbmond“, sagt Frank Heitmann (45) – aber Wolken und Regen waren auch da. Zu dunkel!
Die Stunden im Hochsitz, an fünf Abenden je fünf Stunden, beschreibt der Industriemeister so: „Man friert . . . Wenn man drei bis vier Stunden in den Wald guckt, da sieht man Maulwurfshügel wandern . . . Von 100 Stunden sehen Sie 90 Stunden nichts, 10 Stunden irgendwas und haben vielleicht zwei Momente, wo Sie schießen könnten. Aber die Füchse waren zu weit weg.“
Immer weniger Bodenbrüter
Beim gemeinsamen Jägerfrühstück, bei dem sich Heitmann gut westfälisch Käse aufs Marmeladenbrötchen legt, erinnert er sich an ein Erlebnis aus jungen Jahren: „Ich habe gesehen, wie der Fuchs die Ente vom Nest geholt hat. Darunter waren sechs Küken. Ich hab’ sie mitgenommen und versucht, mit Rotlicht zu retten. Nach zwei Tagen waren sie tot.“
Was Frank Heitmann erzählt, ist das große Argument der Jäger: Die Zahl der Vögel, die am Boden brüten, geht unbestritten stark zurück – und schuld seien „Prädatoren“. Klingt nach Dinosauriern, heißt aber nur „Räuber“ und meint vor allem den Fuchs.
„Er holt sich Gehege und Jungvögel“
„Er holt sich Gelege und Jungvögel“, sagt Hermann Wolff, der Leiter des Hegerings hier und Geschäftsführer des „Bundesverbandes Deutscher Berufsjäger“. Daneben verursache die Landwirtschaft, dass Vögel wie Rebhuhn oder Fasan verschwinden. Das ist für den BUND wiederum falsch: Dem Fuchs werde „der Schwarze Peter für den Rückgang von Tierarten untergeschoben, die unter der intensiven Landwirtschaft leiden“.
Freilich hat der Anpassungsweltmeister Fuchs seine Konsequenzen gezogen: Zusehends zieht er in die Stadt, wo es Verstecke und Nahrung ohne Ende gibt. Seine Landflucht hat noch einen Vorteil: „Als Jäger können sie ihm dorthin praktisch nicht folgen“, sagt Wolff.
Als das Jägerfrühstück endet, zeigt sich draußen, dass ein Kollege noch einen Fuchs zur Strecke gebracht hat. Nun liegen da acht.