Düsseldorf/Wuppertal. Immer mehr in NRW lebende Muslime wollen in Deutschland beigesetzt werden. Doch nicht überall ist die Bestattung nach ihren Ritualen möglich.
Sie haben oft jahrelang in NRW gelebt und gearbeitet - doch nach dem Tod werden viele Muslime in ihr Herkunftsland überführt und dort bestattet. Jahrzehntelang war das so. Doch allmählich setze ein Umdenken ein, sagt Mohamed Abodahab vom muslimischen Friedhofsträgerverein in Wuppertal. Immer mehr Muslime wollen dort begraben werden, wo sie gelebt haben - und wo Freunde und Familienangehörige weiterhin leben.
Viele NRW-Kommunen setzt das unter Zugzwang. Im Wuppertal soll deshalb bis Frühjahr 2018 der erste muslimische Friedhof Deutschlands mit Platz für etwa 1500 Gräber entstehen.
Spezielle Gräberfelder auf städtischen Friedhöfen
Im Moment bieten die meisten Städte Muslimen eine Bestattung auf einem speziellen Gräberfeld auf städtischen Friedhöfen an. In Köln nehmen das nach Angaben der Stadt durchschnittlich etwa 50 Menschen im Jahr in Anspruch. In Aachen ist die Zahl seit 2011 von 20 auf 50 gestiegen. In Düsseldorf gab es 2011 noch 33 muslimische Bestattungen, 2016 schon 63. In Duisburg stieg die Zahl laut Stadtverwaltung von etwa 20 im Jahr 2014 auf 43 im vergangenen Jahr. In Essen und anderen Städten gibt es ebenfalls den Trend zu mehr Bestattungen auf den muslimischen Gräberfeldern.
"Dort wo Menschen leben, sich integrieren, sich wohlfühlen und sterben, sollten sie auch das Recht haben nach ihren religiösen Grundsätzen begraben zu werden", sagt Abodahab. Und auch wenn diese denen des christlichen und jüdischen Glaubens ähneln, gibt es doch Unterschiede.
Muslimischer Glauben verbietet mehrfach Belegung von Gräbern
Der Leichnam wird ohne Sarg in ein Leintuch gewickelt und in das Grab gelegt - auf der rechten Seite liegend, mit dem Blick nach Mekka. Vor der Beerdigung wird der Verstorbene nach bestimmten Ritualen gewaschen - zwischen Tod und Begräbnis sollte nicht mehr als ein Tag vergehen. "Manche Vorgaben sind wichtiger, werden strenger umgesetzt, bei anderen kann man lockerer sein", sagt Hicham El Founti vom Islamischen Bestattungsinstitut NRW in Düsseldorf. Das Waschen sei besonders wichtig - und, dass der Leichnam nicht verbrannt werde.
Der besondere Knackpunkt bei Bestattungen in Deutschland ist aber häufig das sogenannte Ewigkeitsrecht. Nach muslimischem Glauben soll garantiert werden, dass Gräber nicht mehrfach belegt werden und dass das Grab auf Ewigkeit bestehen bleibt. In Deutschland werden die Gräber aber meist nach 25 Jahren aufgelöst. Manchmal kann man verlängern - was aber nach 50, 100 oder mehr Jahren mit dem Grab passiert, ist unklar.
Idee für muslimischen Friedhof kam von Nicht-Muslimen
Nach Angaben der Stadt Wuppertal hätten sich bislang die meisten Muslime, die dort gestorben sind, in ihre Heimat überführen lassen. "Die Akzeptanz für das Gräberfeld im Wuppertaler Stadtteil Ronsdorf war nicht besonders groß", bestätigt Abodahab. Das sei beim neuen Friedhofsprojekt anders. Denn: die Stadt garantiert dem Trägerverein vertraglich das Ewigkeitsrecht. "Ich werde immer wieder von älteren Gemeindemitgliedern gefragt, wann der Friedhof endlich fertig ist."
Die Idee für den rein muslimischen Friedhof kam vor knapp zehn Jahren aus der nicht-muslimischen Bevölkerung. "Es hieß, wenn es doch jüdische und christliche Friedhöfe gibt - warum dann keinen muslimischen?", erinnert sich Abodahab. Erst seit einer Änderung im Bestattungsgesetz 2014 können nicht nur Körperschaften öffentlichen Rechts, sondern auch religiöse Vereine eigene Friedhöfe betreiben.
Wuppertal ist stolz auf das Projekt
In anderen NRW-Städten stößt das Wuppertaler Projekt auf geteilte Meinungen. In Köln sei das Ziel, muslimischen Mitbürgern im Rahmen der Integration einen würdigen Bestattungsort auf einem der bestehenden Friedhöfe zu bieten, sagt eine Sprecherin. Auch in Essen, Duisburg, Dortmund und Aachen wird derzeit nicht über einen muslimischen Friedhof diskutiert. In Düsseldorf hingegen habe der Kreis der Muslime Interesse an einer rein islamischen Grabstätte bekundet. "Die Verhandlungen befinden sich aber noch in einem frühen Stadium", sagt eine Sprecherin.
Die Stadt Wuppertal ist stolz auf ihr Projekt, wie eine Stadtsprecherin betont: "Es ist ein bedeutender Schritt der Integration, wenn Menschen gemäß ihrem Glauben dort bestattet werden können, wo sie auch ihr Leben verbracht haben und wo ihre Familien sind." (dpa)