Wuppertal. . In Wuppertal errichten Muslime eine letzte Ruhestätte. Anwohner werden mit in die Gestaltung des ersten muslimischen Friedhofs in NRW einbezogen.
Einen eigenen Friedhof werden Muslime ab Mitte 2018 erhalten. Der erste muslimische Friedhof in NRW wird im Wuppertaler Stadtteil Varresbeck errichtet, haben Verantwortliche aus dem Interessenverband Wuppertaler Moscheen am Dienstag während einer Info-Veranstaltung Anwohnern mitgeteilt. Der Vorstand des Moscheenverbands informierte über den Stand der Planung und über die Umsetzung, die eigentlich schon Ende 2016 abgeschlossen sein sollte.
Jeder elfte Wuppertaler soll Muslim sein
Ein Grundstück von etwa 20 000 Quadratmetern an der Krummacherstraße bereitet Muslime in Westen Wuppertals derzeit Grund zur Hoffnung. Denn der im Sommer 2018 neu entstehende Friedhof – er wäre somit der einzige in ganz NRW – würde die letzte Ruhestätte für Anhänger einer großen Schrift- und Weltreligion sein, die in NRW sehr präsent ist. Gerade auch in Wuppertal: Jeder elfte Wuppertaler soll muslimischen Glaubens sein. Viele Muslime ließen sich nach wie vor in ihren Heimatländern begraben, da es in Deutschland keine Friedhöfe oder auf städtischen und christlichen Friedhöfen nur begrenzte Bereiche für muslimische Gräber gibt, ist aus Kreisen des Interessenverbands zu hören gewesen. Dies würde sich ab Sommer 2018 dann ändern.
Ein Friedhof für alle Muslime
Der Friedhof sei offen für alle Muslime. Somit hätten dann auch Muslime aus anderen Städten und Gemeinden die Möglichkeit, sich in Varresbeck begraben zu lassen“, teilte der Vorstand des Verbandes mit.
Nur Sorge bereite ihm, dass zu hohe Erwartungen geweckt werden könnten. „Wir wollen die an uns gehegten Hoffnungen nicht enttäuschen. "Daher halten wir uns auch, was die Öffentlichkeitsarbeit angeht, zurück“, sagte ein Vorstandsmitglied, das namentlich nicht genannt werden wollte.
Sichtschutz als Kritikpunkt
Ein weiter kritischer Aspekt ist, wie die Anwohner auf den Friedhof reagieren könnten. „Deshalb integrieren wir auch die Anwohner und Nachbarn in unser Friedhofsprojekt. Wir wollen sie heute darüber aufklären, was wir vorhaben. Sie können, wenn sie möchten, auch bei der Gestaltung miteinbezogen werden“, sagte der Vorstand des 16 Gemeinde zählenden Interessenverbandes.
Kritik im Vorfeld des im Stadtrat und in der Bevölkerung sonst positiv aufgenommen Projektes waren Themen wie Ruhestörung und Sichtschutz.
„Klar verstehen wir, dass die Anwohner nicht unnötig gestört werden wollen. Alle Trauerfeiern werden still stattfinden. Es wird auch einen Sichtschutz geben. Denn wer möchte schon eine Trauerfeier mitbekommen, wenn man entspannt im Garten sitzt“, so der Vorstand.
Projekt wird durch Spenden finanziert
Die islamische Interessengemeinde Wuppertal hat sich für den Erwerb des als Friedhofsgelände ausgewiesenes Areal, das sie von der evangelischen Kirche erst noch kaufen werden, zu einer Interessen- und Trägerverband zusammengeschlossen.
Die Baukosten seinen noch nicht beziffert, sagte der Vorstand. Die islamische Gemeinde weiß aber bis dato noch nicht, wie sie die Kosten für die Gestaltung des Areals stemmen wird. Sicherlich seien Spenden notwendig.
Christen, Juden und Muslime friedlich nebeneinander
Besonders stolz ist der Vorstand, dass auf dem großen Friedhof bereits Christen und Juden begraben liegen und das beide Konfessionen in Eintracht zusammenarbeiten. Ab Mitte 2018 sollen dann auch Muslime dazu kommen. Das heißt, dass die drei großen Schriftreligion friedlich vereint sein werden.
„Es ist symbolträchtig und ein Spiegelbild der deutschen und internationalen Gesellschaft, dass Muslime, Christen und Juden friedlich nebeneinander liegen und auch ihre Gemeinden friedfertig und konstruktiv zusammenleben können“, sagte ein zweites Vorstandsmitglied. Auch die evangelische Kirche und der Wuppertaler Stadtrat lobten dieses interreligiöse Friedhofsprojekt.