Duisburg. . Zeugnisse – und nun? Jedes neue Schuljahr bringt Veränderungen. Schüler erzählen, wie es war, wie es wird, worauf sie hoffen

Ach, mit 14 sind nicht mal Ferien noch pure Freude. Denn es ist ja so: Nach diesen sechs Wochen fängt für Maria aus Duisburg die Oberstufe an (für Erwachsene: schon wieder so ein „Ernst des Lebens“). „Ein bisschen traurig“ findet Maria das, sie spürten es schon bei der Abschlussfahrt nach Berlin. Es ist ein Abschied, „nach fünf Jahren in einer Klasse, krass“. Andererseits kann man nie wissen: „Vielleicht wird’s ja noch besser.“

Sechs Klassen sind sie in der Jahrgangsstufe 9 des Franz-Haniel-Gymnasiums, sie leben und lernen nun schon so lange nebeneinander her, aber man kennt sich kaum. „Ich weiß die meisten Namen gar nicht“, wundert sich Maria jetzt, denn in Berlin lernte sie ein paar der „Neuen“ kennen und fragte sich: „Wieso hat man nicht mehr mit denen gemacht?“ Das kann, das wird jetzt also kommen. Gemeinsames Kurssystem, aber getrennter Schulhof – von den „Kleinen“. Maria freut sich drauf, sie hat gehört, die Lehrer seien in der Oberstufe „viel lockerer“. Obwohl sie gleichzeitig anfangen werden, sie zu siezen.

Maria: „Ich gehe gern in die Schule. Es macht einfach Spaß.“
Maria: „Ich gehe gern in die Schule. Es macht einfach Spaß.“ © Funke Foto Services

Über Marias Zeugnis, das sie heute kriegt, wollen wir gar nicht reden, darum machen nicht einmal ihre Eltern viele Worte: Das ist schon unverschämt. Unverschämt gut – und besser. Auch in Sport, in ihrer Freizeit spielt Maria Wasserball. Sie selbst zuckt mit den Schultern und lächelt ihr strahlendes Lächeln, die 14-Jährige findet selbst „klischeehaft“, dass sie es „schön“ findet, „Sachen zu lernen“. „Ich gehe gern in die Schule. Es macht einfach Spaß.“

Und nach den Ferien, man ahnt es schon, kommt noch eine Eins hinzu: Da hat Maria geschickt Spanisch gewählt, die Sprache ihrer Mutter, von der sie auch die zweite Hälfte ihres Nachnamens hat, Ahlers-Benito. Und den Urlaubsort, natürlich. Fünf Wochen Spanien, auch dort warten Freunde, Großeltern und also „mein zweites Zuhause“. Das wird ein Hallo oder eher „Hola“, und wahrscheinlich wird das auch das erste Wort im neuen Spanisch-Kurs: „Die fangen“, sagt Maria und findet das jetzt schon lustig, „bestimmt mit ,Hallo’ an.“

Tom kommt aufs Gymnasium

Das Beste an den Ferien, sagt Tom Hoenig, sei, „dass man machen kann, was man will“: Ausschlafen also („bis halb neun“), dann Fußball spielen! Oder gucken. Bis in die Puppen. Mit dem Zeugnis, das der Links-Verteidiger des SV Höntrop heute bekommt, ist er „ein bisschen zufrieden“: keine Note schlechter als Zwei, eine Eins in Deutsch. Und eine in Englisch, natürlich. Das fand der Zehnjährige zwar „langweilig“, sprach es aber besser als seine Lehrer. Denn eingeschult wurde der junge Wattenscheider 2012 an der Sugar Creek Elementary School in Fort Mill, South Carolina.

Goodbye Grundschule, hello Gymnasium! Tom spricht schon fließend englisch.
Goodbye Grundschule, hello Gymnasium! Tom spricht schon fließend englisch. © Funke Foto Services

Dem Zeugnis, das er heute bekommt, immerhin dem letzten der Grundschule, misst der Viertklässler keine besondere Bedeutung zu. Aufs Gymnasium freut er sich schließlich. „Weniger Hausaufgaben!“, hofft er. . . Und es ist ja schon sein zwölftes: In Amerika gibt’s viermal im Jahr Noten!

Zwei Jahre lang lebten die Hoenigs in den USA, der Vater hatte dort zu tun. Spannend? „Toll“, sagt Tom. Und beginnt zu schwärmen, von seiner Lehrerin Mrs. Hepler, dem Unterricht in der Bücherei und den „Monkey Bars“, einem Klettergerüst auf dem „Riesenspielplatz der Pausenwiese“. „Alles war größer und nicht so alt wie hier“, sagt Tom. „Und außerdem musste ich nicht so schwer tragen.“ Unter jedem Schreibtisch gab’s Platz für Bücher.

Blöd war nur, dass er – an „straight As“, glatte Einser, gewöhnt – in Bochum erstmal eine Fünf in Deutsch kassierte. Mama Britta wunderte es nicht, konnte das Kind doch keinen Satz in seiner Muttersprache schreiben; aber es lernte schnell. Heute ist Deutsch Toms Lieblingsfach. „Ich mag Geschichten.“ Beruflich wird er sich trotzdem anders orientieren: Fußballer will er werden. Oder Autodesigner. Auf jeden Fall aber: Bugatti fahren.

Na dann: Good luck, Tom!

Für Torben beginnt die Qualifikationsphase

Wie das Schuljahr war? Torben muss nicht lange überlegen. „Ganz entspannt“, sagt der 16-Jährige, „es lief gut.“ Trotzdem will er in den Ferien „noch einmal richtig durchatmen“, denn er weiß: „Das nächste Jahr wird härter.“ Denn in Stufe 11 beginnt die Qualifikationsphase eins – kurz „Q1“ genannt.

Oder anders gesagt: Das Punktesammeln für das Abitur an seinem Gymnasium geht los. Geschichte und Deutsch hat er als Leistungskurse gewählt, Englisch und Bio als drittes und viertes Abiturfach. „Da wird für andere Dinge nicht mehr so viel Zeit bleiben“, macht er sich keine Illusionen. Den Job als Jugendtrainer einer F-Jugend-Fußballmannschaft hat er deshalb vor kurzem drangegeben, die eigenen Fußballschuhe auch an den Nagel gehängt. Nur zum BVB wird er weiter gehen. „Das muss einfach sein.“

Eine Woche der Ferien macht Torben ein Praktikum bei einer Krankenkasse, „um mal ‘reinzuriechen“ in so einen Job, und in den letzten Tagen vor Schulbeginn ist auch ein Blick in die Schulbücher nicht ausgeschlossen. Ansonsten ist er mit seinen Freunden unterwegs. Nur nicht so früh, versteht sich. „In den nächsten Wochen“, stellt Torben klar, „wird erst einmal lange geschlafen.“

Joris und die Grundschule

Joris Kahlert kommt noch ziemlich regelmäßig mit seiner Mutter in den „Tabor“, seinen früheren Kindergarten in Bochum, wenn sie den kleinen Bruder Mats abholen. Joris, was gefällt dir denn nun besser? Längst ist Joris Schulkind und damit ein profunder Kenner beider Welten. „Kindergarten! Keine Hausaufgaben, kein Lernen. Das fand ich voll cool.“

Joris kommt nun in die dritte Klasse.
Joris kommt nun in die dritte Klasse. © Fabian Strauch

Vorbei, vorbei, wenn man erst mal so groß ist wie er: acht Jahre groß. Joris hat sein Zeugnis schon am Mittwoch bekommen, ein Wortzeugnis für den Zweitklässler. Das war spannend!

„Man glaubt, das wird nicht so ein gutes Zeugnis, und dann wird es doch ein gutes Zeugnis.“ Ehrlich gesagt, war es schon im ersten Jahr nicht viel anders: „In der ersten Klasse war ich gut in Englisch, das fand ich dann auch toll. Und Deutsch, Musik und Sachkunde.“

Und was ist das jetzt mit dem Mittwoch? Das ist kompliziert, das muss uns die Mutter Tabea Kahlert erklären. Also: An Grundschulen ist es heute recht üblich, dass die Kinder am Mittwoch eine Zeugniskopie mit nach Hause bekommen. Die können die Eltern unterschreiben und ihren Kindern wieder mit auf den Weg geben – oder sie hätten am Donnerstag noch die institutionalisierte Möglichkeit, Einspruch zu erheben. Ansonsten kommen Freitag die Kinder mit den Originalen heim. Puuuuh!

Freilich geht Joris nächsten Montag schon wieder in die Schule. In die offene Ganztagsbetreuung, denn die Eltern arbeiten. Klettern, Fangen, Verstecken liebt er da: Offener Ganztag ist eigentlich eine schöne Sache. Danach geht’s in die Ferien. Und für die Zeit danach hat die Lehrerin auch schon was angekündigt: „Wir haben schon erfahren, dass wir aus einem Schuhkarton ein Aquarium machen“, sagt Joris. Wie ist das? Cool!