Ruhrgebiet. . 217 Tage sind vergangen seit Sturm Ela. Von nächster Woche an können die meisten Wälder im Revier wieder betreten werden – trotz verbliebener Gefahr.

Es gab schon Absperrungen, die wurden mehr respektiert. Aber dieser Zugang in den Rechener Park in Bochum sieht aus, als habe eine Menschenmenge einen Wutanfall bekommen und sei dann einfach losgestürmt: Gitter liegen im Schlamm, Flatterbänder sind zertrennt, rot-weiß gestreifte Böcke beiseite geschoben.

Seit Wochen, ach was, seit Monaten schon. Im Park dahinter, der mehr ein zerzauster Wald ist, dürfte niemand sein; doch stattdessen sind Fahrradfahrer unterwegs, Läufer, wohlerzogene Damen mit Hündchen sowie Spaziergänger in gesetztem Alter. Selbst sie interessiert nicht mehr, dass das Betreten vieler Wälder wegen des Pfingststurms Ela noch immer verboten ist – wegen der Gefahren durch Totholz. Doch jetzt wird der „Landesbetrieb Wald und Holz“ die Sperrung fast überall im Ruhrgebiet beenden. Montag nächster Woche, zur Mitternacht des 12. Januar.

"Waldtypische Gefahr"

„Manche sind recht weit voran mit dem Aufräumen und manche weniger“, sagt Oberforstrat Michael Börth, der zuständig ist für die forstpolizeilichen Dinge in der Region. In dieser Woche wird das „Regionalforstamt Ruhrgebiet“ in Buer nochmals alle Förster der betreffenden Revierstädte anschreiben, „um uns nach dem offiziellen Sachstand zu erkundigen“. Einzelne Städte nennt Börth nicht, doch der überwiegende Tenor ist klar: freigeben.

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Revierförster Axel Freude etwa ist sich sicher, dass das Waldbetretungsverbot in seiner Stadt nicht verlängert wird, in Duisburg. Mit eigenen Mitteln, mit Fremdfirmen, Baumkletterern und schwerem Gerät habe man in den letzten Monaten für relative Sicherheit gesorgt. Was jetzt noch lose an den Bäumen hänge, gelte im Schadensfall später als „waldtypische Gefahr“, gegen die Besucher ohnehin nicht gesichert seien. „Immer gilt: Vorsicht!“, sagt Freude: „Niemand würde behaupten, dass nach dem 12. Januar nun alles okay ist im Wald.“ Genauso sieht das Börth: „Wir appellieren an die Leute, auf sich aufzupassen. Halten Sie die Augen auf!“

Hans guck in die Luft

Und das unvorstellbare 217 Tage nach Ela, diesem Biest von Sturm. Am 9. Juni war er vor allem über das Ruhrgebiet und Düsseldorf hergefallen. Sechs Menschen starben, Straßen waren tagelang unbefahrbar, Bahn- und Nahverkehr standen still. Die Schaden an Privatbesitz werden heute auf 650 Millionen Euro geschätzt, die Gemeinden meldeten der Landesregierung weitere Schäden von 300 Millionen Euro.

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217 Tage her also, und doch: Ist längst nicht alles Nutzholz abtransportiert, liegen Wälder noch immer voller (zersägter) Stämme. Und wer etwa in Duisburg, Bochum oder Düsseldorf auf Nummer sicher gehen will und sich daher als Hans-guck-in-die-Luft durch den Wald bewegt, der sieht auch immer noch Schäden und Gefahren. Teilentwurzelte Bäume, Holz, das in 15 Metern Höhe abhängt, große, unnatürlich abgeknickte Äste voller Astesästen, irgendwie in der Baumkrone verhakt. Seit sieben Monaten, aber man würde trotzdem nicht darauf wetten, dass sie die nächste bessere Böe überstehen.

Androhung von Bußgeld bleibt zunächst noch in Kraft

Doch „waldtypische Gefahr“ hin oder her: Auch wenn die Wiedereröffnung der Wälder jetzt bevorsteht, kann bis einschließlich nächsten Montag noch ein heftiges Bußgeld verhängt werden. Bis zu 25 000 Euro – auch wenn selbst Spaziergänger in gesetztem Alter und wohlerzogene Damen mit Hündchen nicht mehr damit rechnen.