Essen. . Der ehemalige stellvertretende Chefredakteur Bodo Zapp erinnert sich an das „Band der Solidarität“ zum Erhalt des Bergbaus im Revier.

An Zechen-Schließungen hatte sich das Ruhrgebiet längst gewöhnt. Als die schwarz-gelbe Bundesregierung Mitte der 90er Jahre dem Bergbau aber vollends den Geldhahn zudrehen wollte, stand das Revier auf. Und mit ihm die WAZ. Mit Hintergrundberichten und Interviews im Vorfeld verhalf sie dem „Band der Solidarität“ zu einer Größe, die selbst Optimisten nicht für möglich hielten.

In die Kette, zu der die Bergbau-Gewerkschaft aufgerufen hatte, reihten sich am 14. Februar 1997 rund 220.000 Menschen ein.

„Das Ruhrgebiet hat keine Gönner“

Motor dieser publizistischen Kampagne war der stellv. WAZ-Chefredakteur Bodo Zapp. „Das Ruhrgebiet hat keine Gönner. Die Stimmung war gegen den Bergbau“, erinnert sich der heute 74-jährige Pensionär an die damals so aufwühlenden Zeiten. Für ihn und die WAZ-Chefredaktion stand außer Frage: „Das Ruhrgebiet muss dagegen steuern, dass es platt gemacht wird – auch wenn es nur ein Aufschieben für das Ende des Bergbaus war“, sagt Zapp. „Wer, wenn nicht WAZ, soll für die Menschen im Revier und ihre Arbeitsplätze kämpfen?“

Repro Fotos für 70 Jahre WAZ. Aufgenommen am Donnerstag den 08.03.2018 in Essen. Foto: Morris Willner / FUNKE Foto Services.
Repro Fotos für 70 Jahre WAZ. Aufgenommen am Donnerstag den 08.03.2018 in Essen. Foto: Morris Willner / FUNKE Foto Services.

Nachdem die Redaktion schon Tage zuvor kräftig für das „Band der Solidarität“ getrommelt hatte, war sie am 14. Februar 1997 „mit dem größten Reportereinsatz aller Zeiten“, wie Zapp sagt, zwischen Lünen und Neukirchen-Vluyn unterwegs. „27 Berichterstatter und 18 Fotografen – so etwas konnte nur die WAZ liefern. Das war toll und hat die Redaktion stolz gemacht“, erzählt der Journalist.

„Stehen hinter Menschen im Revier“

Das „Band der Solidarität“ zog sich nicht nur durch das gesamte Revier, sondern am Tag darauf auch über alle Seiten der WAZ-Ausgabe. „Die Fotos und Berichte wirkten wie ein Förderband der Gefühle“, sagt Zapp. „Wir haben den Menschen des Ruhrgebiets signalisiert, dass wir hinter ihnen stehen.“

Der damalige Zeitungsmacher ist davon überzeugt, dass die Menschenkette zumindest dazu beigetragen habe, das Auslaufen des Bergbaus ohne soziale Brüche zu organisieren. Nicht nur mit der Unterstützung dieses Ausnahme-Ereignisses, sagt Zapp, habe die Redaktion unterstrichen, dass „die WAZ auch heute noch die Klammer des Ruhrgebiets“ sei. So tiefe Kenntnisse aus den Städten könne nur die WAZ liefern.

Redakteure erklären ihre Liebe zum Ruhrgebiet

 

Duisburg ist was für Macher, nicht für Erzähler! Es ist die Stadt des Wassers, der Maloche, der Natur, des Stahls, des Hafens –  und das Zuhause für Menschen aus über 170 Nationen.“ Thomas Richter, Redaktion Duisburg

 

Stehse auffem Gasometer im Sturmesbrausen und alles, watte siehst, is Oberhausen / zehntausend Plätze, um Bier zu konsumieren, und jede Menge Büsche, sein Herz zu verlieren. Am Sonntag im Kaisergarten sich küssen, bei den Hängebauchschweinen die Tiger vermissen, andere Städte haben auch einen Zoo, aber so wie bei uns issat nirgendwo (nirgendwoho) ...“Missfits, eingesendet von der Lokalredaktion Oberhausen

 

Mülheim hat die Ruhr, lebt an der Ruhr, liebt die Ruhr. Der Fluss ist die Lebensader, die die Menschen antreibt zu Aktivitäten, bürgerschaftlichem Engagement und Brückenbau. Die Perle des Ruhrgebiets glänzt viel Grün, nicht nur entlang des Blaus. In Mülheim leben alle Generationen gerne miteinander.“Katja Bauer, Redaktion Mülheim

 

Bodenständig, weil diese Stadt Heimat bietet. Offen, weil es sich damit am ehrlichsten lebt. Tolerant, weil das eine Tugend der Bergleute ist. Tatkräftig, weil Stillstand keinen Wandel erzeugt. Respektvoll, weil gute Nachbarschaft hier Tradition hat. Optimistisch, weil mit Innovation City Zukunft entsteht. Pragmatisch, weil Schwärmerei den Kumpels nie lag.Michael Friese, Reda

 

Grau, aber immerhin“. Der Spruch von Werbe-Altmeister Vilim Vasata ist immer noch einer der prägnantesten über Essen, weil er die immer etwas peinliche Feierlichkeit ironisch bricht und natürlich auch nicht wirklich stimmt. Aber es ist doch auch einiges Wahre dran.“Frank Stenglein, Redaktion Essen

 

 „Gelsenkirchen muss man nicht lieben, kann man aber. Wer Herkules hat und 60 Jahre keinen Titel und dabei nicht verzweifelt, wer Historie und Moderne verbindet, der zeigt Weitsicht, Wagemut, Ausdauer, Herz, Stolz, Liebe und Tatkraft – also alles, was eine Stadt braucht.“Jörn Stender, Redaktion Gelsenkirchen

 

Bochum, ich komm aus Dir: WAZ!“  (Die Zeitung wurde hier gegründet.)Die Lokalredaktion

 

Bei uns in Velbert gibt es ein Schloss und ganz viele Schlösser. Wir sind das Wanderparadies vor der Haustür.“Yvonne Szabo, Redaktion Velbert

 

Wir sind der Mittelpunkt des Reviers. Bei uns geht’s immer rund, nicht nur auf Crange. Wir sind grau und wir sind grün. In Herne wohn’ ich gerne.“Michael Muscheid, Redaktion Herne

 

Hattingen ist die Altstadt des Ruhrgebiets. Hattingen hat Industriekultur und Zukunftsvisonen. Hattingen hat Natur und Natürlichkeit. Hattingen ist lebens- und liebenswert. Hattingen ist Heimat.Michael Brandhoff, Redaktion Hattingen

 

Recklinghausen hat vielleicht das einzige Theater mit angegliedertem Zoo: Pfaue, Ziegen, Schafe, Affen. Manchmal ist man bei den Ruhrfestspielen nicht sicher, ob jemand den Käfig offen gelassen hat. Das ist wundervoll!“Lars von der Gönna, Kultur-Redaktion.

 

 „Wo früher Stahl geschmolzen wurde, liegen jetzt Segelboote im Hafen. In der alten Brauerei steckt Kunst. Statt Kohle werden nun kreative Typen gefördert. Und über allem schlägt ein großes schwarzgelbes Herz. Dortmund ist wie die gemischte Tüte von der Bude: von allem etwas und ganz schön lecker.“Kirsten Simon, Redakteurin aus Dortmund

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