Moers. Der Snooker Club Moers feiert sein Zehnjähriges. Mit Poolbillard hat der Sport erstaunlich wenig zu tun, wie der Vorsitzende erklärt – und zeigt.

Der weiche Teppichboden dämpft jedes Geräusch ab, das gedimmte Deckenlicht sorgt für etwas Gemütlichkeit… Dabei trainieren hier gerade zwei Hobbysportler, ganz leise zwar, dafür aber umso konzentrierter. Einer von ihnen ist Karl Martin Wagner, der nun an der Reihe ist. Seine Augen wandern über den grünen Tisch, dann geht er leicht in die Hocke und positioniert das Queue richtig. Kurzer Kontrollblick zum gewünschten Ziel, schneller Stoß der weißen Kugel, präzises Treffen der roten Kugel. Die wiederum rollt und rollt und rollt… und fällt in die Tasche! Der 45-Jährige nickt zufrieden, jetzt kann er das Training kurz unterbrechen, um eine kleine Einführung in den Sport zu geben, „von dem die wenigsten wissen, was das genau ist“, sagt er. Und auch er selbst ist eher zufällig zum Snooker gekommen.

„Vor 15/20 Jahren habe ich ein Turnier auf Eurosport gesehen“, erzählt Karl Martin Wagner, „und das war anders als alles, was man sonst aus dem Fernsehen kennt.“ Die ruhige Stimmung, die absolute Konzentration, die schicke Kleidung – „Die Spieler trugen Fliege!“ – all das faszinierte ihn. Klar, Poolbillard hatte er früher auch schon mal mit einigen Kollegen in der Kneipe gespielt, „allerdings ohne komplett zu verstehen, wie es wirklich geht.“ Aber das Spiel im Fernsehen war eben etwas anderes! Deshalb wollte er mehr darüber wissen, wollte es selbst mal ausprobieren. Erst ging er dazu in einen Pool Club, später dann – „als es mich gepackt hatte“ – suchte er nach einem Snooker Verein. „Sonst wird’s auf Dauer einfach zu teuer.“ Jedoch war das nicht gerade einfach, denn allzu viele Vereine gibt’s nicht.

150 Profis weltweit

Deshalb musste der Moerser zunächst bis nach Willich fahren, dann nach Rumeln. Weil der Duisburger Verein jedoch neue Räumlichkeiten suchte, zog er schließlich – inklusive der riesigen, sperrigen und tonnenschweren Tische – nach Moers. Wann das war? „Vor ziemlich genau zehn Jahren“, antwortet er. „Der Moerser Snooker Club feiert also quasi Jubiläum.“ Na, herzlichen Glückwunsch! So einige Erfolge kann der Verein bereits verzeichnen, wie die vielen Urkunden an der Wand beweisen… Aktuell spielen drei Mannschaften in der NRW-Snooker-Landes-, Verbands- und Oberliga. Tatsächlich qualifizierten sie sich vor einigen Jahren sogar für die Zweite Liga, jedoch verzichteten sie auf den Aufstieg. „Weil die Spiele dann alle weiter weg stattfinden“, erklärt er. Das wird auf Dauer – ohne Sponsor – einfach zu teuer.

Kreide am Queue hilft, damit der Spielball besser ins Rotieren kommt.
Kreide am Queue hilft, damit der Spielball besser ins Rotieren kommt. © FUNKE Foto Services | Kai Kitschenberg

Aber, das ist Karl Martin Wagner wichtig zu betonen: „Wir sind immer noch so gut!“ Zugegeben, sie spielen nicht auf dem Niveau der 150 Profis, die es weltweit gibt. Die meisten kommen sowieso aus Großbritannien, China, Indien oder Thailand, wo der Sport viel populärer ist als in Deutschland. Aber was ist denn nun so faszinierend daran? „Es ist eine super gute Kombination aus totalem Abschalten und absolutem Fokussieren“, antwortet er. „Ein Spiel ist ganz ruhig, aber trotzdem sehr spannend.“ Schließlich entstehen immer neue Situationen auf dem Tisch, die es zu lösen gilt. Eigentlich wie beim Poolbillard, oder? Nunja… „Der Tisch ist viel größer und die Regeln sind komplett anders.“ Um das besser erklären zu können, führt er nun zu einem der Spieltische.

Spielregeln beim Snooker

15 rote Kugeln liegen im Dreieck, dazu kommen sechs bunte Kugeln und ein weißer Spielball. „Beim Snooker geht’s um Punkte“, erklärt der Moerser. Die roten Kugeln geben einen Punkt, die andersfarbigen Kugeln zwischen zwei und sieben Punkte. 147 Punkte sind das Maximum, allerdings, das muss er zugeben, „wird man das bei uns nie zu sehen bekommen.“ Selbst die Profis schaffen so etwas höchstens ein Mal in der Saison. Bei ihnen soll es dagegen um den Spaß gehen, wenn sie versuchen – immer abwechselnd – erst eine rote und dann eine andersfarbige Kugel einzulochen. Karl Martin Wagner macht es gleich mal vor. „Man muss weit herunter gehen“, sagt er und beugt sich flach über den Tisch. Das Queue zwischen Daumen und Zeigefinger legen, „um es dann gerade nach vorne zu stoßen.“

Auf dem Score-Board im Snooker-Club Moers tragen die Spielerinnen und Spieler ihre Punkte ein.
Auf dem Score-Board im Snooker-Club Moers tragen die Spielerinnen und Spieler ihre Punkte ein. © FUNKE Foto Services | Kai Kitschenberg

Und ja, das klingt einfach… „ist es aber nicht!“ Über die Jahre hat der 45-Jährige natürlich seine Technik immer weiter perfektioniert und weiß: „Der Trick ist, dass man möglichst kurze Wege hinlegt.“ Also den weißen Ball immer so platzieren, dass er nah am anvisierten Ziel liegt. „Das ist schon anspruchsvoll“, betont er. Aber genau das ist ja auch das Spannende! Bei ihm klappt’s natürlich sofort. Egal ob er den weißen Ball schubst, stoppt oder zurückrollen lässt – „man muss den Ball in Rotation versetzen“, erklärt er dazu – am Ende ist die andere Kugel immer drin.

Aber jetzt mal ganz ehrlich, ist Snooker denn wirklich Sport? „Machen Sie das mal drei Stunden“, antwortet Karl Martin Wagner. Ständig geht’s hoch und runter, „das merkt man später in den Oberschenkeln“, dazu kommt die Konzentration, „da wird einem schon warm.“ Eine halbe Stunde dauert im Schnitt eine Partie, bei Unerfahrenen kann es sich auch schon mal länger ziehen. Alles eine Frage der Übung. Deshalb geht’s für ihn jetzt auch zurück an den Tisch – das Training ist noch nicht vorbei!

>>> Snooker Club Moers

Der Snooker Club Moers bietet in Kooperation mit der VHS Moers regelmäßig Schnupperkurse an, die jeweils an drei Samstagen stattfinden.

Wer nicht so lang bis zum nächsten Semester warten möchte, kann als Gast beim Verein an der Franz-Haniel-Straße 26 in Moers vorbeischauen. Ein Tagesticket kostet 15 Euro, eine Anmeldung ist notwendig: 0160/90552600 oder per E-Mail an info@moerser-snookerclub.de

Anfängerinnen und Anfänger können auf Wunsch eine Einführung bekommen. Besondere Vorkenntnisse sind nicht erforderlich. Eine Mitgliedschaft kostet pro Monat 60 Euro. Weitere Informationen sind online zu finden auf www.moerser-snookerclub.de