Duisburg. Zum Start der neuen Session haben wir uns im 1. Niederrheinischen Karnevalsmuseum in Duisburg umgeschaut – und echte Raritäten entdeckt.
Der Zeremonienmeister trägt einen roten Umhang und schwarze Stiefel, um standesgemäß alle Jecken direkt am Eingang zu begrüßen. Gut, sein Blick wirkt vielleicht etwas starr, aber das ist auch kein Wunder… immerhin ist es eine Puppe, die das Originalkostüm im 1. Niederrheinischen Karnevalsmuseum präsentiert. Das Lächeln des Museumsleiters Hans-Jürgen Groß und seines Kollegen Erich Otto fällt dagegen deutlich herzlicher aus. Sie sind sowieso bestens gelaunt. Denn heute, am 11.11. um 11.11 Uhr, startet endlich, endlich wieder die fünfte Jahreszeit! Und für einen von ihnen wird es eine ganz besondere Session.
Doch bevor die beiden, die sich natürlich ebenfalls schick gemacht haben, das kleine Geheimnis lüften, führen sie am Zeremonienmeister vorbei und passieren Prinzessin Ursula I. Ganz schön prachtvoll sehen hier alle aus – Menschen und Puppen! Ganz gleich, ob es sich dabei um ein neueres oder älteres Kostüm handelt. Wobei einige Objekte doch etwas mehr herausstechen als andere, die Präsidentenmütze von 1928 beispielsweise. „Das ist unsere älteste Mütze“, erklärt Hans-Jürgen Groß stolz. 1928 war übrigens ein ganz besonderes Jahr, denn damals fing gewissermaßen alles an. In Duisburg, genauer gesagt in Hochfeld, gab’s den ersten Karnevalsumzug der Stadt.
Karnevalsgeschichte seit 1928
Ganz hinten in der Ecke, der Museumsleiter zeigt nach oben, hängt noch ein Schwarz-Weiß-Foto vom ersten Prinzen, Johannes Neuhäuser, der mit überschlagenen Beinen in die Kamera lächelt. Mit ihm startet die Reihe der Prinzen, beginnt die Geschichte des 1. Niederrheinischen Karnevalsmuseums. „Irgendwo muss man ja anfangen“, erklärt Hans-Jürgen Groß. Das dachte sich 1973 auch der damalige Prinz Helmut I., der auf die närrische Idee kam, die Geschichte des niederrheinischen Karnevals, seit eben 1928, zu dokumentieren. Gemeinsam mit einigen Kollegen begab er sich auf die Suche, recherchierte und sammelte Orden sowie Fotos, um nach der Session alles dem Vorstandsmitglied Werner Beckmann zu überreichen.
Der wiederum führte in den darauffolgenden Jahren die Arbeit weiter, bis 1985 die Sammlung erstmals in Wedau der Öffentlichkeit präsentiert wurde. Wann Hans-Jürgen Groß das Museum zum ersten Mal besucht hat? „In dem Jahr, in dem meine Tochter Kinderprinzessin war“, überlegt er. Aber wann war das nochmal... Wie gut, dass alles, wirklich alles seit 1928 festgehalten ist – in Aktenordnern, Gästebüchern oder auch in Vitrinen. „1986“, ruft Erich Otto, der den entsprechenden Orden schnell in der Auslage gefunden hat. Achja, genau. „Damals war ich Vorsitzender bei der Kinderkarnevalsgesellschaft Wehofen und wir sind als Gruppe nach Wedau gefahren.“
Karnevalsorden aus den USA
Das Museum fand der Duisburger sofort spannend. „Und weil man ja als Vorsitzender nicht ausgelastet ist“, da muss er selbst lachen, „habe ich gefragt, ob ich helfen kann.“ Konnte er. Später übernahm er sogar die Leitung und wurde schon bald von Erich Otto, damals zweiter Vorsitzender, unterstützt. Über die Jahre wurde die Sammlung immer größer, fehlende Orden suchten die Mitglieder auch schon mal auf Trödelmärkten, sodass 1998 das Museum in die Räumlichkeiten der Schule „Am Mattlerbusch“ umziehen musste. Allerdings sieht es hier mittlerweile auch schon wieder ziemlich voll aus… Erich Otto nickt. „Die letzte Vitrine ist fast voll, irgendwann müssen wir wieder umziehen.“ Gespräche dazu laufen bereits.
Dabei finden sich hinter dem Glas nicht nur Orden vom Niederrhein, hauptsächlich aus Dinslaken, Moers und natürlich Duisburg, wieder, sondern auch aus Holland, Teneriffa und sogar aus den USA. „Die wenigsten wissen, dass es in Amerika auch Karnevalsvereine gibt“, sagt Erich Otto. „Weil viele Deutsche ausgewandert sind und die Tradition dort weiterführen.“ Und weil das Museum bis vor sechs Jahren Kontakte nach Übersee hatte, ist es nun im Besitz von Orden aus Chicago, Las Vegas oder Kansas City. „Die kamen wahrscheinlich ursprünglich aus Gelsenkirchen“, vermutet Hans-Jürgen Groß und zeigt auf ein Schalke-Emblem. Ja, hier gibt’s ganz schön viel zu entdecken…
Kinderprinzessin Sophie I.
Und natürlich werden schon bald neue Orden hinzukommen – unter anderem, nun verraten es die beiden endlich, von der neuen Kinderprinzessin des DKV-Blau-Weiß aus Dinslaken: der Enkelin von Hans-Jürgen Groß. Etwas nervös ist er schon jetzt, gibt er zu. Aber natürlich auch riesig stolz! Deshalb muss sein Kollege heute Abend, am 11.11., ausnahmsweise mal allein zur Prinzenproklamation der KG Rot-Weiß Alt-Walsum gehen. Schließlich möchte der Opa gemeinsam mit seiner Enkelin, Sophie I., den Start der Session gebührend feiern. Helau!
>>> 1. Niederrheinisches Karnevalsmuseum
Das 1. Niederrheinische Karnevalsmuseum, Wehofer Straße 45 in Duisburg, hat sonntags von 10 bis 13 Uhr und dienstags von 15 bis 18 Uhr geöffnet.
Darüber hinaus können Interessierte weitere Termine anfragen, die Telefonnummer während der Öffnungszeiten lautet: 0177/4477561. Der Eintritt ist frei.