Duisburg. Das Niederrheinische Karnevalsmuseum in Röttgersbach ist ein Muss für alle Duisburger Karnevalisten. Die Ausstellung erzählt so manche Anekdote.
Es gibt nicht viel, was einen wahren Karnevalisten dieser Tage tröstet. Die fünfte Jahreszeit fällt aus: Keine Sitzungen, keine Umzüge, selbst das Niederrheinische Karnevalsmuseum ist geschlossen. Für die Redaktion hat Museumsleiter Hans-Jürgen Groß ausnahmsweise die Tür geöffnet. Seine Ausstellung auf dem Gelände der Grundschule Mattlerbusch bietet nicht nur einen sehenswerten Einblick in die Historie des Duisburger Karnevals, sondern liefert auch manche Anekdote.
Man braucht ihm nur einen beliebigen Orden – Jahreszahl und Vereinsname verdeckt – unter die Pappnase zu halten: Hans-Jürgen Groß kann ihn fast immer der richtigen Karnevalsgesellschaft und Session zuordnen. Hunderte davon hängen in den Glasvitrinen, streng nach Jahrgängen geordnet – der älteste stammt aus dem Jahr 1903, lange bevor die Duisburger 1928 mit Johannes Neuhäuser erstmals einen Prinzen kürten.
Karnevalsorden aus den USA hängen in den Vitrinen
„In all den Jahren hat es nur zweimal ein Prinzenpaar mit einer Frau als Regentin gegeben, nämlich 1938 und 1959“, weiß Groß, der vor 16 Jahren selbst Prinz der KG Gruen-Weiss Walsum war. Schwarz-Weiß-Bilder an der Wand zeugen von diesen vergangenen Karnevalstagen.
Uniformen und Narrenkappen zeugen von der bunten Vielfalt der Duisburger Karnevalsgesellschaften. Seltene, jahrzehntealte Standarten erinnern an längst aufgelöste Vereine wie die KG Hochfeld-Neudorf von 1946. Viele Karnevalsgesellschaften aus aller Welt haben ihren Duisburger Freunden Orden zukommen lassen. Der Besucher erfährt, dass man den rheinischen Karneval auch in den USA kennt.
Ein Rettungsring erinnert an den „Vinckekanal-Fall“
Eine spezielle „Brieffreundschaft“ bestand zwischen dem Hauptausschuss Duisburger Karneval (HDK) und der KG Rheinischer Verein Chicago 1890, einst gegründet von Auswanderern. Groß erklärt: „Die Gruppen haben sich jedes Jahr ihre Orden zugeschickt, bis die Ansprechpartner vor rund zehn Jahren verstorben sind.“ Die Nachkommen verteilten sich in ganz Nordamerika und etablierten beispielsweise auch in Milwaukee die rheinische Tradition.
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Groß kennt Anekdoten zu vielen seiner Ausstellungsstücke: Ein Rettungsring erinnert an den „Vinckekanal-Fall“, als Prinz Manfred III. 1994 in jenen Seitenarm des Rheins plumpste. 1960 schoss die Ehrengarde Blau-Weiss ihre Standarte in Brand – das Originalstück erinnert heute an die „Schlacht vom Brückenplatz“.
Viele Duisburger wollen in Erinnerungen schwelgen
Die meisten Exponate stammen aus privaten Nachlässen hochdekorierter Karnevalisten. Ihre Orden liefern die Gesellschaften frei Haus: „In der Hochphase der Karnevalszeit kommen die Gruppen mit 30 Leuten hier rein und lassen ihre Orden da“, sagt der 73-jährige Groß. Die meisten Besucher hätten einen persönlichen Bezug zum Duisburger Karneval. „Viele wollen ihren Kinder oder Enkeln Bilder aus der Zeit waren, in der sie selbst Teil der Prinzengarde waren oder einfach in Erinnerungen schwelgen.“
Auch ein Blick in das umfangreiche Archiv ist möglich. Akribisch haben Groß und seine Mitstreiter Zeitungsartikel und Bilder gesammelt und abgeheftet – das mit dem Spaß ist ihnen ernst. Das Museum wurde 1973 von einer Reihe von Präsidenten im HDK ins Leben gerufen. Seit 1998 befindet es sich an jetziger Stelle. Doch dort soll es nicht bleiben, verrät Groß: „Wir suchen nach neuen Räumen, denn das Museum platzt aus allen Nähten.“
>>DUISBURGER KARNEVALSAUSSTELLUNG IST SEIT 1985 ÖFFENTLICH
• Träger des 1. Niederrheinischen Karnevalsmuseum ist der Hauptausschuss Duisburger Karneval.
• Das Museum besteht seit 1973, als einige Präsidenten des HDK alles zu sammeln begannen, was mit Karneval in Duisburg zu tun hat. 1985 wurde die Ausstellung der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, in einem Klassenraum der Grundschule Am See in Wedau.
• Seit 1998 befindet sich das Museum auf dem Gelände der Grundschule Mattlerbusch, Wehofer Straße 45. Öffnungszeiten, wenn kein Lockdown herrscht: Dienstags, 15 bis 18 Uhr, sonntags, 10 bis 13 Uhr sowie nach Vereinbarung. Telefon: 0177 4477561.