Aus den Niederlande. In den Niederlanden steigt die Zahl der Corona-Neuinfektionen immer weiter. Nun entschuldigt sich Premier Rutte für die verfrühten Lockerungen.
Niederlandes Premierminister Mark Rutte hat sich für die jüngsten Lockerungen entschuldigt. Die Regierung habe einen "Einschätzungsfehler" gemacht, zitiert der niederländische Sender NOS den Premierminister. "Was wir für möglich hielten, war doch nicht möglich."
Ende Juni hatte die niederländische Regierung die Mundschutzpflicht größtenteils aufgehoben sowie Diskotheken und Nachtclubs wieder öffnen lassen. Zwei Wochen nach den Lockerungen schnellten die Neuinfektionen im Land drastisch in die Höhe.
Premier Rutte entschuldigt sich bei Journalisten
Zudem bat Rutte jenen Journalisten eine Entschuldigung an, die bei der Pressekonferenz am Freitag kritische Nachfragen gestellt hatten. Rutte hatte seine Entscheidungen für die Lockerungen während der Pressekonferenz verteidigt und sie als zu "diesem Zeitpunkt verantwortbar" bezeichnet.
"Das war keine gute Pressekonferenz", so der Premierminister am Montagmittag. Die anwesenden Journalisten hätten zurecht eine Reflektion von der Regierung gefordert. "Und es war zu Unrecht, dass wir diese nicht angeboten haben." Journalisten hatten während der Pressekonferenz Zweifel daran geäußert, ob die Lockerungen Ende Juni nicht zu früh in Kraft getreten waren.
Nachtleben in den Niederlanden wieder dicht
Auf der Pressekonferenz am Freitagabend hatten Premier Rutte und Gesundheitsminister Hugo de Jonge verkündet, dass angesichts der rasend ansteigenden Neuinfektionen unter anderem Clubs und Diskotheken bis Mitte August wieder schließen müssen.
Gastronomiebetriebe dürfen inzwischen nur noch bis Mitternacht öffnen. Zudem müssen sie den 1,5-Meter-Sicherheitsabstand umsetzen können. Zuvor war es möglich, Gäste mit Testnachweis auch ohne Sicherheitsabstand einzulassen. Diese Regel wird nun bis zum 13. August ausgesetzt. Zudem werden mehrtägige Events verboten.
Lesen Sie hier: Steigende Infektionszahlen: Werden die Niederlande wieder zum Corona-Risikogebiet?
Der Hintergrund: Knapp zwei Wochen nach den jüngsten Lockerungen ist die Anzahl der Neuinfektionen geradezu explodiert, es wurden Ausbruchsherde in Diskotheken und bei Partys gemeldet – unter anderem in einer Disko im grenznahen Enschede und auf einem Festival in Venlo.
Niederländisches Parlament beende Sommerpause
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Weil die Corona-Neuinfektionen in den Niederlanden weiter drastisch ansteigen, hat das niederländische Parlament zudem seine gerade erst begonnene Sommerpause und kommt zu einer Sondersitzung zusammen. Sie wurde für den kommenden Mittwoch (14. Juli) angesetzt.
Zuvor hatte Gesundheitsminister Hugo de Jonge Alarm geschlagen. Nach Angaben des staatlichen Gesundheitsinstituts RIVM wurden in der vergangenen Woche fast 52.000 Neuinfektionen gemeldet. Die Sieben-Tage-Inzidenz liegt bei rund 300.
Wird die Niederlande wieder zum Risikogebiet?
Mit dem erneuten Anstieg scheint es nur eine Frage der Zeit, bis die Niederlande von Deutschland wieder als Corona-Risikogebiet eingestuft werden, sollte der Trend anhalten. Der Grenzwert dafür ist laut Robert-Koch-Institut eine Wocheninzidenz von 50, die nachhaltig überschritten werden muss.
Die Bundesregierung beobachtet die Lage in den Niederlanden intensiv, wie es aus dem Auswärtigem Amt auf Anfrage dieser Redaktion heißt. Ab wann die Niederlande aber genau wieder zum Risikogebiet erklärt werden kann, ließ die Behörde in Berlin allerdings offen. (red./dpa)