Hamm. Während Bund und Länder über eine Verschärfung der Auflagen für Privatfeiern streiten, setzt Hamm sie bereits um: 200 Feiern wurden angefragt.

  • Nachdem sich eine Großhochzeit in Hamm zum Superspreading-Event entwickelt hat, gelten in der westfälischen Stadt verschärfte Corona-Regeln.
  • So müssen auch private Veranstaltungen mit mehr als 25 Gästen bei der Stadt angezeigt werden, sind ab 50 Teilnehmern sogar genehmigungspflichtig. Innerhalb von einer Woche sind 213 Veranstaltungen beim Ordnungsamt angemeldet worden. Nur vier davon wurden abgelehnt.
  • Allein am vergangenen Wochenende kontrollierte das Ordnungsamt in Hamm rund 20 Veranstaltungen – elf davon mit mehr als 100 Beteiligten.

Bundeskanzlerin Angela Merkel und die Ministerpräsidenten der Länder beraten am Dienstag über die Verschärfung der Corona-Regeln. Im Gespräch sind Alkoholverbote ebenso wie die Beschränkung auf 25 Gäste bei privaten Feiern.

Die Stadt Hamm setzt diese vergleichsweise strenge Regel bereits seit einer Woche um: Alle Veranstaltungen mit mehr als 25 Gästen müssen bei der Stadt gemeldet werden. Kommen mehr als 50 Personen zusammen, muss die Stadt die Feier genehmigen. Grund für die drastische Maßnahme war die explosionsartige Entwicklung der Infektionszahlen, nachdem sich eine mehrtägige Großhochzeit in der westfälischen Stadt zum „Superspreading-Event“ entwickelt hatte. Rund 180 Corona-Infektionen stehen mittlerweile in Zusammenhang mit der Hochzeit.

Hamm ist damit seit mehreren Tagen beim Vergleich der Sieben-Tage-Inzidenz bundesweit vorn: Laut Robert Koch-Institut wurden Stand Dienstag 98,3 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in den letzten sieben Tagen registriert. Das ist zwar eine leichte Verbesserung im Vergleich zu den Tagen zuvor – dennoch liegt Hamm noch immer deutlich über der Grenze von 50, ab der die betroffenen Städte und Kommunen weitere Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie ergreifen müssen.

Seit 23. September wurden 213 Veranstaltungen angemeldet – und vier davon untersagt

Komplett aufs Feiern verzichten wollen viele Menschen offenbar dennoch nicht: So teilte die Stadt Hamm auf Anfrage mit, dass seit Inkrafttreten der neuen Verordnung am 23. September insgesamt 213 Feiern beim Ordnungsamt angemeldet wurden – darunter allein 68 Veranstaltungen mit mehr als 50 geladenen Gästen.

Bislang seien lediglich vier dieser geplanten Feiern untersagt worden. „Dabei handelte es sich entweder um Feiern ohne besonderen Anlass oder Feiern, deren Charakter mit Schwerpunkt auf Tanz und engem Kontakt aufgrund des deutlich erhöhten Infektionsrisikos nicht genehmigt werden können“, heißt es aus dem städtischen Presseamt. Aktuell zeichne sich jedoch ab, dass noch weitere Feiern und Veranstaltungen „mit entsprechend vergleichbarer Konstellation“ abgelehnt werden.

Stadt Hamm kontrollierte elf Veranstaltungen mit mehr als 100 Gästen

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Fraglich bleibt, wie die städtischen Ordnungsämter das rigorose Partyverbot überhaupt kontrollieren wollen. Seitens der Stadt Hamm heißt es, dass alle Veranstaltungen mit mehr als 100 Teilnehmern – darunter auch die abgelehnten – kontrolliert würden. Stichprobenartig schaue das Ordnungsamt darüber hinaus bei allen Feiern mit weniger Gästen vorbei – und überprüfe dann die Einhaltung der Mindestabstände und Gästelisten sowie Belüftung, Hygieneregeln und Maskenpflicht. Allein am vergangenen Wochenende seien rund 20 Veranstaltungen kontrolliert worden, davon elf mit mehr als 100 Personen.

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Die Verschärfung der Coronaregeln führt offenbar auch zu einer Sensibilisierung der Bürger. So gebe es zwar immer wieder Hinweise aus der Bevölkerung zu möglicherweise unerlaubten Feiern: bislang sei aber keine einzige unangemeldete Veranstaltung entdeckt worden, heißt es seitens der Stadt: „Die Menschen in Hamm ziehen gut mit!“

Bislang gilt die Verschärfung der Coronaregeln zunächst für zwei Wochen bis zum 6. Oktober. Ob die Maßnahmen in Gänze oder in Teilen verlängert werden müssten oder ob gar neue Einschnitte nötig würden, ergebe sich aus dem Infektionsverlauf der nächsten Tage, teilte der Sprecher mit: „Das wird sich Ende dieser, Anfang kommender Woche anhand der weiteren Entwicklung der Fallzahlen entscheiden.“ (mit dpa)