Essen. An diesem Sonntag ist Tag des offenen Denkmals. In ganz Deutschland öffnen dann über 7500 Denkmäler ihre Türen, von denen viele sonst gar nicht oder nur gegen Geld zu besichtigen wären. Außer alten Kirchen und Burgen gibt es auch Dinge zu sehen, die auch beim zweiten Blick noch kurios anmuten. Eine Auswahl.

Für Architekturinteressierte ist es einfach der schönste Tag des Jahres: Seit 1993 lädt die Deutsche Stiftung Denkmalschutz am zweiten Sonntag im September zum „Tag des offenen Denkmals“. Hier wird geöffnet, was sonst nur gegen Eintritt oder gar nicht zu betreten ist. Ist es ein Wunder, dass die Veranstaltung beliebt ist? Diesmal nehmen deutschlandweit 7500 Denkmäler teil. Mehr als vier Millionen Besucher werden erwartet.

Ob die Bauhütte des ehrwürdigen Xantener Domes oder der schlichte eiserne Aussichtsturm von Schmallenberg; ob das winzige Gartenhäuschen in Arnsberg oder das riesige Bahnbetriebswerk in Gelsenkirchen: Die Bandbreite der diesmal geöffneten Denkmäler ist riesig. Und manches davon hat man noch nie gesehen. Ein Beispiel: Im Ledigenwohnheim der Zeche Lohberg in Dinslaken gibt es jetzt ein Dokumentationszentrum über das Leben lediger Bergarbeiter. An diesem Sonntag ist wird es zum ersten Mal für Besucher geöffnet.

Was soll man sich also angucken? um eine kleine Anregung zu geben, hat unsere Redaktion 25 Ausflugsziele für diesen Sonntag in einer Fotostrecke zusammengestellt:

Tag des Offenen Denkmals

Welche Kirche bei uns hat noch solche Glasfenster aus gotischer Zeit? St. Mariä Himmelfahrt in Bottrop-Feldhausen hat. Die bedeutenden Glaskunstwerke und ihre Restaurierung sind Thema eines Fachvortrages am Sonntag.
Welche Kirche bei uns hat noch solche Glasfenster aus gotischer Zeit? St. Mariä Himmelfahrt in Bottrop-Feldhausen hat. Die bedeutenden Glaskunstwerke und ihre Restaurierung sind Thema eines Fachvortrages am Sonntag. © WAZ FotoPool
Nicht nur Häuser stehen unter Denkmalschutz, auch Parks tun es. Einer von ihnen: Der Rombergpark in Dortmund-Hombruch. Angelegt 1822 - und noch heute steht zum Beispiel eine Platane, die damals gepflanzt wurde. Am Sonntag Führung und Mitmach-Programm für Kinder.
Nicht nur Häuser stehen unter Denkmalschutz, auch Parks tun es. Einer von ihnen: Der Rombergpark in Dortmund-Hombruch. Angelegt 1822 - und noch heute steht zum Beispiel eine Platane, die damals gepflanzt wurde. Am Sonntag Führung und Mitmach-Programm für Kinder. © Stefan Reinke
Noch einmal Dortmund: Die Nicolaikirche an der Lindemannstraße - sie war 1930 die erste Kirche in Deutschland, die ihre Betonkonstruktion nicht verbarg, sondern herzeigte. Am Sonntag Führungen und Musik.
Noch einmal Dortmund: Die Nicolaikirche an der Lindemannstraße - sie war 1930 die erste Kirche in Deutschland, die ihre Betonkonstruktion nicht verbarg, sondern herzeigte. Am Sonntag Führungen und Musik. © Katrin Figge
Andere Stadt, andere Kirche, gleiches Material: Die Bunkerkirche St. Sakrament in Düsseldorf Heerdt. Ein Hochbunker, der nach dem Krieg zur Kirche wurde. Teile der Luftschutzeinrichtung wurden dabei bewusst erhalten. Am Sonntag u. a. Filmvorführungen zur Gebäudegeschichte.
Andere Stadt, andere Kirche, gleiches Material: Die Bunkerkirche St. Sakrament in Düsseldorf Heerdt. Ein Hochbunker, der nach dem Krieg zur Kirche wurde. Teile der Luftschutzeinrichtung wurden dabei bewusst erhalten. Am Sonntag u. a. Filmvorführungen zur Gebäudegeschichte. © NRZ
In restaurierungszentrum in Düsseldorf-Lierenfeld: Seit Jahren werden die Giebel des kurfürstlichen Marstalls mit ihren Holzschnitzereien restauriert (Archivbild). Wie weit sind sie heute? Kann man am Sonntag selber sehen.
In restaurierungszentrum in Düsseldorf-Lierenfeld: Seit Jahren werden die Giebel des kurfürstlichen Marstalls mit ihren Holzschnitzereien restauriert (Archivbild). Wie weit sind sie heute? Kann man am Sonntag selber sehen. © Sergej Lepke / WAZ FotoPool
Ein Schwerpunkt in Duisburg: die Kruppsche Villenkolonie Bliersheim. Auch sonst nicht zu betretende Gebäude sind offen. Zwischen den Führungen gibt es Kaffee und Kuchen.
Ein Schwerpunkt in Duisburg: die Kruppsche Villenkolonie Bliersheim. Auch sonst nicht zu betretende Gebäude sind offen. Zwischen den Führungen gibt es Kaffee und Kuchen. © WAZ FotoPool
Und noch eine Kruppsiedlung: Der Luisenhof in Essen-Frohnhausen ist Station einer Führung zur Jugendstilarchitektur im Stadtteil. Mehrere hundert reich geschmückte Stuckfassaden prägen Frohnhausen bis heute.
Und noch eine Kruppsiedlung: Der Luisenhof in Essen-Frohnhausen ist Station einer Führung zur Jugendstilarchitektur im Stadtteil. Mehrere hundert reich geschmückte Stuckfassaden prägen Frohnhausen bis heute. © WAZ FotoPool
Im Essener Moltkeviertel kann man sich am Sonntag zeigen lassen, wie Lein aussieht und verarbeitet wird. Jahrhundertelang wurde es als Anstrichmittel benutzt, heute ist es fast vergessen.
Im Essener Moltkeviertel kann man sich am Sonntag zeigen lassen, wie Lein aussieht und verarbeitet wird. Jahrhundertelang wurde es als Anstrichmittel benutzt, heute ist es fast vergessen. © WAZ FotoPool
Ringklokschuppen, Werkstatthallen, alte Lokomotiven - Gelsenkrichen-Bismarck hat ein Bahnbetriebswerk mit allem Pi-Pa-Po. Seit 1994 steht es unter Denkmalschutz. Am Sonntag gibt es Führungen.
Ringklokschuppen, Werkstatthallen, alte Lokomotiven - Gelsenkrichen-Bismarck hat ein Bahnbetriebswerk mit allem Pi-Pa-Po. Seit 1994 steht es unter Denkmalschutz. Am Sonntag gibt es Führungen. © WAZ
Der Bismarckturm auf dem Goldberg in Hagen wurde 1901 vom Architekten Wilhelm Kreis gebaut. Kreis entwarf in seinem Leben insgesamt 47 Bismarcktürme. Was steckt dahinter? Antworten am Sonntag.
Der Bismarckturm auf dem Goldberg in Hagen wurde 1901 vom Architekten Wilhelm Kreis gebaut. Kreis entwarf in seinem Leben insgesamt 47 Bismarcktürme. Was steckt dahinter? Antworten am Sonntag. © WP Michael Kleinrensing
Eine von zahlreichen Mühlen, die am Sonntag in NRW zu besichtigen sind: Die Geismühle in Krefeld-Oppum. Bis 1944 war sei in Betrieb, die Technik im Innern ist erhalten. Das Foto ist aus der Zeit der Restaurierung in den Jahren 2006/2007.
Eine von zahlreichen Mühlen, die am Sonntag in NRW zu besichtigen sind: Die Geismühle in Krefeld-Oppum. Bis 1944 war sei in Betrieb, die Technik im Innern ist erhalten. Das Foto ist aus der Zeit der Restaurierung in den Jahren 2006/2007. © Stadt Krefeld
In Mülheim wird die Alte Dreherei von 1874 restauriert. Ein beeindruckendes Tragwerk aus Holz und Stahl - und eine Herkulesaufgabe, weil man gegen Holzwurm und Rost zugleich kämpfen muss. Am Sonntag präsentiert sich hier der Trägerverein.
In Mülheim wird die Alte Dreherei von 1874 restauriert. Ein beeindruckendes Tragwerk aus Holz und Stahl - und eine Herkulesaufgabe, weil man gegen Holzwurm und Rost zugleich kämpfen muss. Am Sonntag präsentiert sich hier der Trägerverein. © STEPHAN GLAGLA PHOTOGRAPHIE / WA
Oberhausen, Zeche Sterkrade: Hier wird das technikgeschichtlich bedeutsame Fördergerüst von 1903 vor dem Verfall bewahrt. Am Sonntag ist Zutritt erlaubt, die Stiftung Industriedenkmalpflege gibt Erläuterungen.
Oberhausen, Zeche Sterkrade: Hier wird das technikgeschichtlich bedeutsame Fördergerüst von 1903 vor dem Verfall bewahrt. Am Sonntag ist Zutritt erlaubt, die Stiftung Industriedenkmalpflege gibt Erläuterungen. © WAZ FotoPool
In Witten-Herbede öffnet das Schleusenwärterhäuschen aus dem Jahr 1835.
In Witten-Herbede öffnet das Schleusenwärterhäuschen aus dem Jahr 1835. © Foto: Michael Korte / WAZ FotoPool
Die Birschelmühle in Hattingen: Hier gibt es ein Kutscherhaus aus dem Jahr 1896, das heute (wieder) als Wohnhaus genutzt wird. Wie lebt es sich darin? Am Sonntag kann man es sehen, Führungen auf Anfrage.
Die Birschelmühle in Hattingen: Hier gibt es ein Kutscherhaus aus dem Jahr 1896, das heute (wieder) als Wohnhaus genutzt wird. Wie lebt es sich darin? Am Sonntag kann man es sehen, Führungen auf Anfrage. © WAZ FotoPool
Das wahrscheinlich kleinste Denkmal, das man an diesemSonntag besichtigen kann: Ein windschiefes Gartenhäuschen aus der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts - in Arnsberg.
Das wahrscheinlich kleinste Denkmal, das man an diesemSonntag besichtigen kann: Ein windschiefes Gartenhäuschen aus der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts - in Arnsberg. © WR
Das Ruhrgebiet hat seine Eiffeltürme, Paris hat auch einen - aber der hier steht auf dem Wilzenberg bei Schmallenberg. Baujahr 1889, Wendeltreppe, herrlicher Blick. Am Sonntag gibt es Führungen und ein umfangreiches Beiprogramm.
Das Ruhrgebiet hat seine Eiffeltürme, Paris hat auch einen - aber der hier steht auf dem Wilzenberg bei Schmallenberg. Baujahr 1889, Wendeltreppe, herrlicher Blick. Am Sonntag gibt es Führungen und ein umfangreiches Beiprogramm. © WP
In Hilden ist die historische Kornbrennerei zu besichtigen. 1864 gegründet, ist die technische Einrichtung im Originalzustand erhalten. Am Sonntag gibt es eine Führung bei laufender Dampfmaschine.
In Hilden ist die historische Kornbrennerei zu besichtigen. 1864 gegründet, ist die technische Einrichtung im Originalzustand erhalten. Am Sonntag gibt es eine Führung bei laufender Dampfmaschine. © WNM / sergej lepke
Haus Bürgel an der Grenze zwischen Monheim und Düsseldorf ist ein Gutshof mit römischen Wurzeln und reichen archäologischen Funden. Wer sich nicht für die Römerausstellung interessiert, kann hier Apfelsaft pressen oder Pferdekutsche fahren, denn auch das gibt es reichlich auf Haus Bürgel.
Haus Bürgel an der Grenze zwischen Monheim und Düsseldorf ist ein Gutshof mit römischen Wurzeln und reichen archäologischen Funden. Wer sich nicht für die Römerausstellung interessiert, kann hier Apfelsaft pressen oder Pferdekutsche fahren, denn auch das gibt es reichlich auf Haus Bürgel. © NRZ
Leitbunker einer Nachtscheinanlage: Was das ist, will nicht jedem gleich in den Kopf. Doch hier in Velbert wurde in Kriegsnächten der Eindruck eines Stahlwerkes imitiert, um britische Bomber von Essen wegzulocken. Am Sonntag Führungen durch den sonst geschlossenen Bunker, dazu Kurzvorträge.
Leitbunker einer Nachtscheinanlage: Was das ist, will nicht jedem gleich in den Kopf. Doch hier in Velbert wurde in Kriegsnächten der Eindruck eines Stahlwerkes imitiert, um britische Bomber von Essen wegzulocken. Am Sonntag Führungen durch den sonst geschlossenen Bunker, dazu Kurzvorträge. © WAZ FotoPool
In Herten-Westerholt haben Privatleute ein historisches Ackerbürgerhaus restauriert und bewohnbar gemacht. Das Ergebnis erhielt sogar eine Auszeichnung. Am Sonntag Führungen.
In Herten-Westerholt haben Privatleute ein historisches Ackerbürgerhaus restauriert und bewohnbar gemacht. Das Ergebnis erhielt sogar eine Auszeichnung. Am Sonntag Führungen. © WAZ
Noch heute wird manches Wohn- und Geschäftshaus aus der Gründerzeit abgerissen - dieses Exemplar an der Bebelstraße in Lünen steht hingegen unter Denkmalschutz. Warum, zeigt sich vor allem im Innern. Am Sonntag Führung.
Noch heute wird manches Wohn- und Geschäftshaus aus der Gründerzeit abgerissen - dieses Exemplar an der Bebelstraße in Lünen steht hingegen unter Denkmalschutz. Warum, zeigt sich vor allem im Innern. Am Sonntag Führung. © WR
Dinslaken: Im ehemaligen Ledigenheim der Zeche Lohberg gibt es jetzt ein Dokumentationszentrum zum Leben der ledigen Bergleute. Am Sonntag öffnet es zum ersten Mal  seine Türen.
Dinslaken: Im ehemaligen Ledigenheim der Zeche Lohberg gibt es jetzt ein Dokumentationszentrum zum Leben der ledigen Bergleute. Am Sonntag öffnet es zum ersten Mal seine Türen. © WAZ FotoPool
In Schermbeck-Damm haben die Bürger ihre alte Trafo-Station aus dem Jahr 1911 vor dem Abriss gerettet. Heute beherbergt sie das kleinste Strommuseum der Welt. Am Sonntag Führungen nach Bedarf.
In Schermbeck-Damm haben die Bürger ihre alte Trafo-Station aus dem Jahr 1911 vor dem Abriss gerettet. Heute beherbergt sie das kleinste Strommuseum der Welt. Am Sonntag Führungen nach Bedarf. © WAZ FotoPool
In Xanten gibt die Dombauhütte Einblick in ihre Werkstatt. Am Sonntag wird unter anderem die Restaurierung von Glasfenstern erläutert.
In Xanten gibt die Dombauhütte Einblick in ihre Werkstatt. Am Sonntag wird unter anderem die Restaurierung von Glasfenstern erläutert. © WAZ FotoPool
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Wer unserer Vorauswahl nicht traut, findet sämtliche teilnehmenden Denkmäler auf der Website der Deutschen Stiftung Denkmalschutz. Aber Vorsicht: Allein die Liste der am Sonntag geöffneten NRW-Denkmäler ist 200 Seiten lang.

Das Motto heißt diesmal: Farbe

Die Denkmalschützer stellen ihren Aktionstag jedes Jahr unter ein anderes Motto. Im vergangenen Jahr wollten sie mit "Jenseits des Guten und Schönen" darauf aufmerksam machen, dass ein Gebäude nicht zwingend schön sein muss, um denkmalwürdig zu sein. Um es vorweg zu nehmen: Beispiele dafür sind auch dieses Jahr wieder reichlich zu besichtigen. Doch auch zart empfindenden Besuchern wird etwas geboten. Das aktuelle Motto heißt: Farbe.

An vielen Orten kann man sich bei Führungen zeigen lassen, wie Handwerker und Künstler vergangener Epochen Farbe hergestellt und eingesetzt haben - und wie Restauratoren heute damit kämpfen, sie zu rekonstruieren. Über Jahrhunderte hinweg wurde zum Beispiel mit Lein gearbeitet. Dann wurde es von anderen Farben fast vollständig verdrängt. Doch an einem Wohnhaus in der Essener Moltkestraße kann man sich am Sonntag den Umgang mit dem uralten Anstrich zeigen lassen.

Kulturerbe und knappe Kassen

Der Tag des offenen Denkmals ist für die Denkmalschützer auch eine Gelegenheit, auf den bedrohlichen Zustand mancher Gebäude hinzuweisen - und um Spenden für den Erhalt zu bitten. Nicht nur die Not vieler öffentlicher Haushalte macht dem Denkmalschutz zu schaffen. Ganz oft sind es private Initiativen, die sich einer baufälligen Hütte annehmen, und private Initiativen brauchen immer Geld. Es sei wichtig, ein Bewusstsein für das kulturelle Erbe zu schaffen, sagte die Koordinatorin von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, Carolin Kolhoff: "Denn in Zeiten knapper Kassen wird meist bei der Kultur gespart."