Hagen. .

Wenn sich der „Tag des offenen Denkmals“, der am kommenden Wochenende zum 20. Mal von Flensburg bis Friedrichshafen begangen wird, diesmal den „unbequemen“ Denkmalen widmen will, kommt eigentlich jedes Denkmal infrage. Die Unbequemlichkeit fängt ja damit an, dass Denkmale Geld kosten.

Unbequeme Denkmale sind aber vor allem die Hinterlassenschaften, die von den dunklen Seiten der Geschichte zeugen und den Doppelsinn des Wortes Denkmal erfüllen. Dazu zählen die Folter- und Vernichtungslager der Nazis, das Nürnberger Reichstagsgelände oder die Ordensburg Vogelsang in der Eifel, eine Nachwuchs-Schmiede für die NS-Elite. Dieses Gelände nutzte bis 2005 die belgische Armee als Truppenübungsplatz. Seither werden die Gebäude, deren Monumentalismus jeden Widerstand einschüchtern soll, mit 42 Millionen Euro zum Tagungszentrum und Ausstellungsort für NS-Geschichte umgebaut: Am Sonntag kann schon mal hereingeschaut werden.

Verirrungen der Epochen

Unbequem sind aber nicht zuletzt auch jene Denkmale, die von geschmacklichen und zumal architektonischen Verirrungen ihrer Epoche zeugen, also „jenseits des Guten und Schönen“ liegen, wie der diesjährige Denkmaltag im Untertitel androht. Problematisiert werden soll damit die Frage, ob und welche Bauten der Nachkriegsmoderne unter Denkmalschutz gestellt werden sollen. „Auch Gebäude aus den 1960er- und 70er-Jahren können Denkmalwert haben“, sagt etwa Carolin Kolhoff von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz – die Frage ist allerdings, welche. Gerade bei Bauten des „Beton-Brutalismus“ aus den 1950er- und 60er-Jahren, in denen es als schick galt, den rohen, grob gegossenen Beton von Bauten sowohl auf der Fassadenseite als auch in Innenräumen herauszustellen.

Die Frage, welche Bauten aus dieser Zeit erhalten bleiben sollen, wird oft durch Zufälle und Willkür entschieden; für einen exemplarischen Erhalt einzelner Bauten bräuchte es einen Plan – und eine Diskussion darüber.

Die würde oft lang und heftig ausfallen. Denn was zunächst, kurz nach Fertigstellung der Bauten, noch eine gewisse Nonchalance entwickelte, ist heute nicht selten in brutale Hässlichkeit gekippt – auch durch mangelnde Pflege, die aufwendiger wäre als bei den meisten anderen Bauten. Als beispielhaft für diese Architektur-Epoche gelten etwa die Ruhr-Universität in Bochum oder die Wallfahrtskirche in Neviges. Gerade an Kirchen probierten die Architekten der Nachkriegszeit den neuen Baustoff Stahlbeton aus, nicht zuletzt, um mit runden oder kühn geformten Gebäuden ohne rechte Winkel neue Formen des Gottesdienstes heraufzubeschwören. Die wenigsten dieser Kirchen sind heute denkmalgeschützt – und nicht zuletzt durch die stetige Erosion der Kirchengemeinden bedroht.

Mercator- und Beethovenhalle

Ohnehin ist der Denkmalschutz kein Garant für eine Erhaltung: Der klug ins Stadtbild platzierten Mercatorhalle von Duisburg, die eigentlich für das gute, qualitätvolle Bauen stand, das es in den 1960er-Jahren ja auch gab, nutzte all ihr Denkmalschutz nichts, als es einen Investor gab, der an dieser Stelle das Gebäude für die fünfte Spielbank Nordrhein-Westfalens errichten wollte. Anders als im Falle der nur drei Jahre älteren Beethovenhalle in Bonn, die ebenfalls abgerissen werden sollte, fanden sich in Duisburg nicht genügend Anhänger der Halle, um ihren Abriss zu verhindern.