Essen/Düsseldorf. Schon über 1200 Menschen in Westafrika sind an Ebola gestorben. Jetzt wächst die Angst, dass die ansteckende Krankheit auch nach Europa kommt. Doch Ärzte und Gesundheitsamt geben Entwarnung: Die Gefahr einer Epidemie ist hier sehr gering. Auch weil die Experten im Ernstfall schnell handeln.
Erst Berlin, dann Hagen: Gleich in zwei deutschen Städten wurden am Dienstag Patienten mit Verdacht auf Ebola behandelt. In beiden Fällen erwies sich der Verdacht als unbegründet. Doch die Fälle zeigen, wie wichtig es ist, dass die Städte vorbereitet sind. Denn wenn ein Arzt einen Ebola-Verdacht meldet, muss es schnell gehen.
Hohes Fieber, Übelkeit, Kreislaufschwierigkeiten: Im Anfangsstadium ähneln die Symptome von Ebola denen einer gewöhnlichen Grippe. Die Gesundheitsämter haben Ärzte deshalb sensibilisiert: Zeigt ein Patient solche Symptome, könnte es sich um Ebola handeln.
Bio-Taskforce der Feuerwehr Essen rückt aus
Dann muss der Hausarzt sofort reagieren; ein Ebola-Verdacht ist meldepflichtig. "Der Arzt alarmiert die Leitstelle der Feuerwehr", erklärt Rainer Kundt, Leiter des Essener Gesundheitsamts, die schickt dann die Bio-Taskforce los: speziell ausgebildete und ausgestattete Einsatzkräfte, die sich umgehend auf den Weg zum Patienten machen. Die Taskforce-Mitglieder arbeiten unter Vollschutz, das heißt, sie tragen einen klimatisierten Helm, einen Ganzkörperanzug und stabile Handschuhe.
Ein Mediziner der Taskforce untersucht den mutmaßlichen Ebola-Patienten gründlich und versucht herauszufinden, ob die Vorgeschichte des Patienten Rückschlüsse auf die Krankheit zulässt: War er vor Kurzem in einem von Ebola betroffenen Land? Hatte er Kontakt zu jemandem, der dort war?
Spezial-Krankenwagen für Infektionskrankheiten
Deuten die Anzeichen dann immer noch auf Ebola hin, wird die Düsseldorfer Uni-Klinik alarmiert. Dort stehen im Leber- und Infektionszentrum drei Behandlungsplätze für hochansteckende Infektionskrankheiten wie Lassa-, Krim-Kongo- oder eben Ebola-Fieber zur Verfügung. "Aber die brauchen ein paar Stunden Vorlaufzeit, bis sie einsatzbereit sind", erklärt Kundt, deshalb würde der Patient erst einmal in die Essener Uni-Klinik. Dort gibt es eine neue Infektionsstation, wo der Patient zwischenzeitlich untergebracht werden könne.
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Für den Transport gibt es in Essen einen speziellen Krankenwagen, der extra "Viren-sicher" ist: Im Innern herrscht leichter Unterdruck, so dass kontaminierte Luft in keinem Fall nach draußen gelangen kann. Außerdem ist er komplett mit abgerundetem Aluminium ausgeschlagen, das sich besonders gut abwaschen lässt.
Gesundheitsamt recherchiert, mit wem der Patient Kontakt hatte
Schon während der Patient im Uni-Klinikum versorgt wird, beginnt das Gesundheitsamt mit seiner Arbeit: Mitarbeiter nehmen die Personalien von allen Menschen auf, die Kontakt zum mutmaßlichen Ebola-Patienten hatten. "Wer Kontakt zu dem Patienten hatte, muss jeden Morgen und jeden Abend bei sich Fieber messen und sich bei uns melden, wenn es Befunde gibt", erklärt Gesundheitsamts-Chef Kundt.
Glücklicherweise sei Ebola erst dann ansteckend, wenn die Krankheit ausgebrochen sei. Deshalb müssten die Kontaktpersonen nicht isoliert werden, bevor sie selbst Symptome zeigen. Der Gesundheitsdienst würde aber zumindest versuchen herauszufinden, mit wem der Patient zuvor Kontakt hatte. "Das ist aber häufig schwierig, weil die Menschen ungern darüber reden", sagt Kundt.
Bluttest zeigt, ob es wirklich Ebola ist
Sobald die Ebola-Station im Düsseldorfer Klinikum einsatzbereit sei, werde der Patient dorthin verlegt. Das Klinikpersonal erwartet ihn dann schon mit entsprechender Schutzkleidung. "Das sind die Anzüge, die man aus Filmen wie 'Outbreak' kennt", sagt Kundt; für das Pflegepersonal eine Ausnahmesituation: Untrainierte Menschen müssten den Anzug nach zwei Stunden wieder ausziehen. "Darin schwitzt man wie ein Tier und bekommt Platzangst."
Mithilfe eines Bluttests werde dort definitiv geklärt, ob es tatsächlich eine Ebola-Infektion ist. "Das dauert aber ein bisschen", sagt Kundt, "es gibt nämlich nur zwei Labore in Deutschland, die das können."
So funktioniert der Bluttest auf Ebola
Bei einem Ebola-Verdachtsfall dürfen Blutproben von Patienten in der Regel nur in den beiden deutschen Hochsicherheitslabors in Hamburg und Marburg untersucht werden. Ausnahmen sind beim Robert Koch-Institut (RKI) in Berlin möglich. Ein Schnelltest kann innerhalb von rund 15 Minuten zeigen, ob ein Antigen des Ebola-Virus im Blut vorhanden ist. "Dieses Verfahren gilt aber nicht als hundertprozentig sicher", erläutert Jonas Schmidt-Chanasit, Leiter der Virusdiagnostik am Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg.
Deshalb müsse bei einem begründeten Verdachtsfall, bei dem sich ein Patient zum Beispiel in einem Ebola-Gebiet aufgehalten hat, immer auch ein sogenannter PCR-Test gemacht werden. Bei diesem Verfahren wird mit Hilfe einer Kettenreaktion die Erbsubstanz im Reagenzglas vervielfältigt.
Der ausführliche Test dauert länger und kostet 140 Euro
Wird beim PCR-Test, der rund 1,5 Stunden dauert und 140 Euro kostet, Erbgut des Ebola-Virus nachgewiesen, fällt der Test positiv aus. Falls nicht, hat ein Patient kein Ebola. Oft wird stattdessen ein Malaria-Erreger entdeckt, der anfangs ähnliche Symptome wie hohes Fieber und Kreislaufschwäche hervorruft. In Deutschland übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten der Untersuchung.
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In einem Hochsicherheitslabor kommen Ärzte mit der Blutprobe nicht in Berührung. Sie tragen eine Art Astronautenanzug. Ihre Hände stecken dabei in speziellen Gummihandschuhen, von der Probe trennt sie während der Untersuchung außerdem eine Glasscheibe.
Entwarnung bei allen Verdachtsfällen außerhalb Afrikas
Im Nationalen Referenzentrum für tropische Infektionserreger in Hamburg wurden in den vergangenen Monaten Hunderte Blutproben wegen Ebola-Verdachts untersucht. Sie kamen unter anderem aus Österreich, der Türkei und Saudi-Arabien. Alle diese Länder hätten keine eigenen Hochsicherheitslabors, sagt Schmidt-Chanasit.
Bisher habe sich keiner der Verdachtsfälle außerhalb von Westafrika bestätigt. Dort grassiert das Virus wahrscheinlich seit Dezember 2013, seit der Ausbruch im März bekanntwurde, sind in Guinea, Sierra Leone, Liberia und Nigeria mehr als 1200 Menschen an der Krankheit gestorben.
Hier gab es Ebola-Verdachtsfälle
BELGIEN: Ein Krankenhaus in Ostende isoliert einen 13-Jährigen aus Guinea mit hohem Fieber. Einem Medienbericht vom 19. August zufolge stellt sich heraus, dass der Jugendliche an Malaria erkrankt ist.
SPANIEN: Ein Nigerianer kommt mit Fieber in eine Klinik in Alicante. Das Gesundheitsministerium teilt am 17. August mit, dass sich der Verdacht nicht bestätigt habe. Der Patient war kurz zuvor von einer Reise in sein Heimatland zurückgekehrt.
RUANDA: Ein in Kigali unter Quarantäne gestellter Deutscher hat nach Angaben des Gesundheitsministeriums vom 12. August kein Ebola. Der aus Liberia ins ostafrikanische Ruanda gereiste Medizinstudent war den Angaben zufolge vermutlich an Malaria erkrankt.
DEUTSCHLAND: Nach langen Untersuchungen eines 28-Jährigen aus Sierra Leone gibt ein Klinikum in Hamburg am 10. August Entwarnung. Es stellt sich heraus, dass der Patient an einer anderen Virusinfektion erkrankt ist. Auch Verdachtsfälle in Berlin und in Hagen erwiesen sich als falscher Alarm.
KANADA: Die kanadische Gesundheitsbehörde gibt am 25. März bekannt, dass ein schwer kranker Patient sich nicht mit Ebola infiziert hat. Der Mann hatte sich zuvor in Westafrika aufgehalten. (dpa)