Essen. Rund 40 000 junge Frauen und Männer sind an der Universität Duisburg-Essen eingeschrieben. 5120 begannen im Herbst. Das waren sogar 1000 weniger als ein Jahr zuvor. Dabei hatte die Hochschule sich auf mehr Bewerber eingestellt. 2000 Plätze konnten nicht besetzt werden.
Es war die Angst vor dem doppelten Abitur-Jahrgang in NRW. Im vergangenen Herbst verließen doppelt so viele Schüler die Gymnasien mit dem Abitur in der Tasche. Die Unis rüsteten auf, mieteten sich in Kinos und in alten Schwimmbädern ein. Jetzt, ein halbes Jahr später, meldet die Uni Duisburg-Essen überraschend, dass Bewerber fehlen. Ist das etwa schon die Trendwende an den Hochschulen in NRW? Die NRZ fragte nach.
Rund 40 000 junge Frauen und Männer sind an der Universität Duisburg-Essen eingeschrieben. 5120 begannen im Herbst. Das waren sogar 1000 weniger als ein Jahr zuvor. Dabei hatte die Hochschule sich auf mehr Bewerber eingestellt. Die Folge: Im vergangenen Wintersemester konnten nach Angaben von Prorektor Prof. Franz Bosbach rund 2000 Studienplätze nicht besetzt werden.
„Ein Grund ist, dass nicht alle für den doppelten Abiturjahrgang zusätzlich eingerichteten Plätze in Anspruch genommen wurden“, so Bosbach. Die Angst vor der örtlichen Zulassungsbeschränkung habe offenbar viele Abiturienten davon abgehalten, sich zu bewerben. „Weil sie dachten: Da komme ich eh nicht rein.“
Jetzt kommen die Nachrücker
Es habe aber nicht nur daran gelegen, „dass es weniger Abiturienten gab, als das Land prognostiziert hatte“, meint Prorektor Bosbach. Viele jungen Leute hätten sich nach dem Schulabschluss auch erst einmal für ein Auslandsjahr, ein soziales Jahr oder eine Ausbildung entschieden.
„Dann gab es natürlich auch welche, die sich gleichzeitig an mehreren Hochschulen beworben haben.“ Mehrfach-Bewerbungen seien leider ein „Massen-Phänomen“. Und dies führe an den Universitäten zu „Massen-Ausfällen“, „wenn die Studenten, mit denen man zu Beginn des Semesters gerechnet hat, dann nicht kommen“.
Das Problem mit den Doppelbewerbungen bestätigt auch Jens Wylkop, Sprecher der Ruhr-Universität in Bochum. Dort läuft im Augenblick das Nachrückverfahren für das Sommersemester, das eigentlich schon vor zwei Wochen begonnen hat. Jetzt werden die Studienplätze vergeben, die Bewerber nicht angetreten haben. Dafür gibt es eine Warteliste. Dass Studienplätze in Bochum nicht besetzt werden konnten – wie in Essen und Duisburg –, kann Wylkop nicht bestätigen. „Wir haben eine Punktlandung hingelegt“, sagt er. Aber: Der befürchtete ganz große Ansturm, der nicht zu bewältigen ist, sei ausgeblieben. „Und in diesem Jahr wird sich die Lage entspannen.“
Ministerium sieht keine Trendwende
4500 Studienplätze hat die Ruhr-Universität eingerichtet. 41 500 junge Männer und Frauen sind in den 180 Studiengängen eingeschrieben. Für Maschinenbau brauchte man jetzt einen Notendurchschnitt von 3,0, für Wirtschaft 2,6 und für Jura 2,2. Fürs Mode-Fach Psychologie brauchen Bewerber auch in Bochum ein Einser-Abitur. Die geforderte Note: 1,4.
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Im Wissenschaftsministerium in Düsseldorf registriert man diese Entwicklung mit großem Interesse. An eine Trendwende glaubt man dort allerdings noch nicht. „Wir gehen von einer hohen Zahl an Neubewerbungen im nächsten Wintersemester aus“, sagt Ministeriumssprecher Hermann Lamberty im Gespräch mit der NRZ. Zwar würden nun deutlich weniger Schüler als im Vorjahr das Abitur machen. Aber dann kämen all die dazu, die jetzt zunächst mal ein Jahr gewartet hätten. „Bis zum Jahr 2020 erwarten wir ein relativ hohes Niveau“, sagt Lamberty, „bei leicht abflachender Kurve“.
Über die überraschend jetzt schon stark abgeflachte Kurve an der Universität Essen-Duisburg dürfen sich die Bewerber in manchen Fächern jetzt schon freuen. Die Hochschulleitung wird 36 Studiengänge mit dem Bachelor-Abschluss vom Numerus Clausus befreien. Zum nächsten Semester vom NC befreit sind unter anderem die Fächer Mathematik, Physik und Geschichte, Angewandte Informatik und Lehramtsfächer wie etwa Englisch für die Grundschule und Sport für alle Schulformen (mit Eignungsprüfung). Ebenfalls ohne NC zugänglich sollen im nächsten Semester 56 Lehramts-Studiengänge mit dem Master-Abschluss sein.