Köln. . Die einen suchen Fachkräfte, die anderen einen Job: Ein Modellprojekt will Arbeitgeber und Asylbewerber zusammenbringen. In sechs Städten, darunter in Köln, sollen Asylbewerber zu Fachkräften ausgebildet werden. Ein Vermittler hilft bei der Anerkennung von Berufsabschlüssen. Das Echo ist positiv.

Krieg und Diktatur sind es egal, wen sie aus dem Land treiben – und was für einen Beruf er oder sie hat. Unter den Asylbewerbern, die nach Deutschland kommen, sind Ärzte, Ingenieure, versierte Handwerker und Pflegekräfte. Die Arbeitsagentur bemüht sich nun gezielt, diese Fachkräfte ausfindig zu machen und ihnen den Weg auf den Arbeitsmarkt zu bereiten. Köln ist dazu eine von bundesweit sechs Modellstädten.

„Wir betreten absolutes Neuland – sowohl fachlich wie auch von der Klientel her“, erklärt Christopher Meier, Geschäftsführer der Kölner Arbeitsagentur, auf Nachfrage. Zehn mögliche Interessenten hat das Bundesamt für Migration der Arbeitsagentur bereits genannt – zum Beispiel aus Syrien, Iran oder Irak.

Ein Vermittler der Agentur mit Englisch-, Französisch- und Italienisch-Kenntnissen kümmert sich individuell um sie. Es gilt, Berufs- und Hochschulnachweise zu sichten, sie für den deutschen Arbeitsmarkt anzupassen. Zudem müssen die Interessenten in Sprachkurse vermittelt werden: „Die Leute sprechen derzeit zu 100 Prozent kein Deutsch“, sagt Meier.

Zahl der Asylbewerber in NRW steigt

Den rechtlichen Rahmen hat die Bundesregierung abgesteckt. Die Frist für den Arbeitsmarktzugang wurde für Asylsuchende von zwölf auf neun Monate gesenkt; die Große Koalition geht noch weiter und strebt eine Frist von drei Monaten für Asylbewerber und Geduldete an. Sinn des Projektes ist, so heißt es, schon diese Fristen zu nutzen, um etwa Sprachbarrieren abzubauen.

Allein in Nordrhein-Westfalen wird in diesem Jahr ein Anstieg der Asylsuchenden um 30 Prozent auf 30 000 Antragsteller erwartet. Die Arbeitsagentur sieht hier Potenzial, um einem Fachkräfte-Engpass zu begegnen. Wie groß dieses Potenzial aber überhaupt ist, soll das auf ein Jahr angelegte, wissenschaftlich begleitete Projekt zeigen. Es könnte dann auch auf andere Städte ausgeweitet werden.

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Die besondere Schwierigkeit: die richtigen Leute finden. Das Bundesamt für Migration interviewt Asylbewerber auf freiwilliger Basis mit einem Fragebogen und schlägt der Kölner Arbeitsagentur Interessenten mit einer Bleibewahrscheinlichkeit vor. Weitere Interessenten werden von der Ausländerbehörde oder dem Kölner Bleiberechtsnetzwerk vorgeschlagen.

Erste Gespräche mit Asylbewerbern hat der Kölner Vermittler bereits geführt, künftig soll er Klienten auch in Unterkünften und Hotels besuchen. „Das Echo war positiv“, berichtet Meier. Die Leute seien überrascht gewesen, dass man ihnen bei der Arbeitssuche helfen will. Auch mit einigen ausgesuchten Arbeitgebern hat die Kölner Arbeitsagentur bereits lose gesprochen und eine prinzipielle Aufgeschlossenheit beobachtet. Christopher Meier rechnet frühestens ab Sommer mit einer Arbeitsvermittlung.