Düsseldorf. Viele Bürger Nordrhein-Westfalens haben vom milden Winter profitiert: Weniger Heizkosten fielen an und Autos brauchten weniger Sprit - das kann insgesamt leicht mehr als 100 Euro sparen. Auch die öffentlichen Kassen wurden geschont. Die Skilift-Betreiber hatten es allerdings schwer.
Vor allem bei den Heizkosten dürften die milden Temperaturen in diesem Winter für gute Laune bei den Verbrauchern sorgen. Aber nicht nur sie profitieren. Die Deutsche Presse-Agentur hat sich umgehört: Wo haben die Bürger gespart? Wurden die öffentlichen Kassen beim Winterdienst weniger belastet? Welchen Branchen kam das Wetter entgegen, welche haben gelitten?
Viele Verbraucher dürften den warmen Winter auch im Portemonnaie spüren. Die Verbraucherzentrale NRW hat berechnet, dass in diesem Winter ein Drei-Personen-Haushalt mit gasbeheizter 80-Quadratmeter-Wohnung im Schnitt 116 Euro gegenüber normal kalten Wintern spart. Die Rabattaktionen der Einzelhändler für Winterware brachten ebenfalls Vorteile. Laut dem Einzelhandelsverband fielen die Rabatte zwar nicht höher aus als sonst, aber die Auswahl sei deutlich größer gewesen.
Auch Autofahrer profitierten. Der Motor wärmt sich schneller auf als bei knackig kalten Temperaturen. Die Folge: Der Sprit-Verbrauch ist besonders auf kurzen Strecken deutlich niedriger. Außerdem werden Heizung und Klimaanlage seltener und kürzer benutzt. "Schnell kommen da über den Winter 120 bis 140 Euro zusammen", sagt Auto-Experte Heinz-Gerd Lehmann vom ADAC Nordrhein. Und wie geht es den Winterreifen bei der Wärme? "Die nehmen keinen Schaden. Dafür müssten die Temperaturen schon dauerhaft mindestens über 15 Grad liegen."
Winterdienst kostete nur ein Viertel der üblichen Summe
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Nicht nur Haus- und Autobesitzer freuten sich über die weitgehende Abwesenheit von Schnee und Eis, sondern auch die öffentlichen Kassen. So liegen die Kosten für den Winterdienst auf Autobahnen, Bundes- und Landesstraßen in dieser Saison in NRW bisher bei 6,4 Millionen Euro. Sie betrugen damit nur rund ein Viertel der sonst üblichen Ausgaben, wie der Landesbetrieb Straßen.NRW mitteilte. Statt 140.000 Tonnen Salz wurden bisher weniger als 40.000 Tonnen gestreut. "Außerdem hat es nur halb so viele akute Straßenschäden gegeben", sagt ein Sprecher.
Winter war rund 2,5 Grad wärmer als üblich
Laut dem Deutschen Wetterdienst (DWD) gehört der zu Ende gehende Winter in Nordrhein-Westfalen voraussichtlich zu den fünf wärmsten seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Er ist bislang um 2,5 Grad wärmer als im langjährigen Mittel.
"Besonders bemerkenswert ist es, dass es in weiten Teilen des Landes keine Eistage gegeben hat", sagt Malte Witt vom DWD. Eistage sind Tage, an denen die Temperatur dauerhaft unter null Grad liegt. Zwar endet der Winter für die Meteorologen erst am 28. Februar, doch richtige Kälte ist weiter nicht in Sicht.
Skiliftbetreiber im Sauerland klagen über Umsatzeinbußen
Nicht allen Zweigen der Wirtschaft gefällt das. Besonders die Touristiker im Sauerland stöhnen: Von Mitte Dezember bis Ende Januar liefen wenig bis gar keine Lifte in den Skigebieten. "Wir haben erhebliche Umsatzeinbußen", sagt Michael Beckmann, der Vorsitzende der Wintersportarena Sauerland.
Allein rund um Winterberg fehlten den Liftbetreibern schon bis zum Ende der Weihnachtsferien mehr als drei Millionen Euro in den Kassen. Danach folgten noch mehrere verlustreiche Wochenenden - erst seit Ende Januar ist wieder Betrieb.
Baubetriebe und Landschaftsgärtner profitieren dagegen. Sie konnten den Winter über durcharbeiten statt wie üblich eine witterungsbedingte Zwangpause einlegen zu müssen. Der milde Winter sei ein Ausgleich für den langen und kalten Vorjahreswinter gewesen, sagt ein Sprecher des Bauindustrieverbandes - ohne konkrete Zahlen zu nennen. Auch der Verband für Garten- und Landschaftsbau bestätigt die positiven Auswirkungen des milden Wetters auf die Auftragslage. Allerdings gelte das nicht für alle Betriebe. Denn einige würden sich in der kalten Jahreszeit meist anders orientieren: Ausgerechnet zum Winterdienst. (dpa)