Die Winterspiele, sie finden anderswo statt. Der Winter, den man mit Minustemperaturen, Glatteis, Schnee verbindet, hat sich hierzulande bislang nicht blicken lassen. Am 1. März, das ist schon der übernächste Samstag, fängt nach meteorologischer Rechnung der Frühling an. Gefühlt hat er wohl schon vor Weihnachten begonnen – mit ein paar Unterbrechungen.
Natur ist mit aller Macht erwacht
Mitten im Winter ist die Natur diesmal mit aller Macht erwacht. Und der beste Beweis dafür sind die heimischen Vögel. Statt Choreografien um das Vogelfutterhaus zu fliegen, setzen sie satt, fröhlich und quietschfidel zu ihren lautstarken Konzerten im Morgengrauen an. Wie bei einem Gesangswettbewerb überbietet ein gefiederter Sänger den anderen. Bei den olympischen Winterspielen gibt es Sieger und Verlierer, das Gleiche gilt für das milde Wetter. Zeit für ein Stimmungsbild. . .
Z Wir als Stadt finden es natürlich gut, wenn es nicht so knackig kalt wird. Denn dann entstehen weniger Rohrbrüche und andere Frostschäden an Straßen und Gebäuden. Wir konnten auch alle Baumpflegearbeiten schon durchführen, so dass jetzt in den städtischen Grünanlagen schon alles fertig ist fürs Frühjahr. Und alles, was wir an Hochbauarbeiten haben, z.B. am Gymnasium Broich, kann zügig und ohne frostbedingte Verzögerungen vorangehen.“
Z Aus Sicht des Kfz-Gewerbes ist die milde Witterung nicht gut, weil weniger Blechschäden in die Werkstätten kommen, die den Betrieben immer über den Berg helfen. Außerdem: Wenn Frost herrscht und es richtig kalt ist, geht an den Fahrzeugen auch mehr kaputt, vor allem Kühlung, Heizung und Batterien. Auf das Geschäft mit Winterreifen hat das Wetter aber meines Erachtens keinen Einfluss. Die lassen die meisten Autofahrer im Herbst sowieso aufziehen.“
Z Wir sparen Ausgaben für die Winterdienste: Bis jetzt hatten wir erst einen oder zwei, und die auch nur vorsichtshalber, weil für die Nacht überfrierende Nässe angesagt war. Und natürlich sind die Heizkosten geringer, wenn man bedenkt, dass wir im letzten Jahr noch bis Ende April heizen mussten und bis dahin keine zweistelligen Temperaturen hatten. Aber wir wissen nicht, was diesmal noch kommt. Wir können noch vier Wochen Schnee haben.“
Z In der Winterzeit läuft es im Eiscafé grundsätzlich nie besonders gut. Es muss schon sonnig sein und wärmer als jetzt. Ab 15 Grad kommen die Leute, sagt man. Wir hatten unser Geschäft auch mehr als zwei Monate lang geschlossen und haben erst Ende Januar wieder eröffnet. Eine spezielle Karte für die Wintersaison gibt es bei uns aber nicht, sondern das Angebot ist das ganze Jahr über gleich. Hier an der Kirchstraße in Broich besteht das Eiscafé schon seit 1960.“
Z Uns betrifft die milde Wetterlage hier vor Ort nicht so stark, weil wir über den Skiverleih Kunden haben, die in jedem Fall Material brauchen. Denn Winterurlaube werden normalerweise lange Zeit im Voraus geplant, und die beliebten Skigebiete sind schneesicher. Wenn es allerdings kälter wäre, gäbe es mehr Bedarfskäufe, beispielsweise warme Jacken. Diese hat es in den vergangenen Wochen natürlich weniger gegeben.“
Z Für die Landwirtschaft ist ein völlig frostfreier Winter nahezu katastrophal. Dem Getreide fehlt nämlich der natürliche Kältereiz, der für die Bestockung erforderlich ist. Es fängt also jetzt schon an in die Höhe zu wachsen, obwohl die Wurzelbildung, also das Fundament, noch nicht vorhanden ist. Schlimmstenfalls führt dies zu einer schlechten Ernte. Aber möglicherweise bekommen wir ja doch noch Frost. Wir werden sehen, abgerechnet wird am Schluss.“