Köln. “Freundeskreis Rade“ - hinter dem harmlosen Namen verbarg sich eine gefährliche Neonazi-Gruppe im Bergischen Land. Sieben Mitglieder wurden jetzt schuldig gesprochen. Die Gruppe hat Ausländer und Andersdenkende bedroht und verletzt. Zudem verteilten sie Hitler-Sticker und antisemitische Flyer.
Der Rädelsführer einer rechtsextremen Vereinigung aus dem Bergischen Land ist in Köln zu einer Haftstrafe von zweieinhalb Jahren verurteilt worden. Das Landgericht sprach am Montag auch sechs weitere Mitglieder des sogenannten "Freundeskreises Rade" schuldig, unter anderem wegen Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung, Nötigung und gefährlicher Körperverletzung. Sie erhielten Bewährungs- und Geldstrafen.
"Menschenverachtung hat das Ganze geprägt", sagte die Vorsitzende Richterin Sibylle Grassmann. Die Angeklagten hätten nationalsozialistisches Gedankengut verbreitet und gegen den demokratischen Rechtsstaat gearbeitet. Keiner sei als Mitläufer einzustufen.
Weil einige der Angeklagten zum Zeitpunkt der Taten noch Jugendliche oder Heranwachsende gewesen waren, hatte der Prozess seit September unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattgefunden. Heute sind die Täter zwischen 20 und 26 Jahren alt.
Neonazis distanzieren sich nicht von ihren Taten
Die Vorsitzende Richterin schilderte in ihrer Urteilsbegründung, wie die Mitglieder der rechtsextremen Vereinigung mehr als ein Jahr lang ausländische und politisch andersdenkende Menschen im Raum Radevormwald schikanierten und bedrohten. Mehrmals wurden Opfer geschlagen und verletzt. Eines der Opfer erlitt mehrere Brüche im Gesicht. Die Angeklagten feierten unter einer Hakenkreuzfahne, verteilten Hitler-Sticker und Flyer mit der Aufschrift "Juden sind unser Unglück".
Als ein couragierter Schulleiter aus Radevormwald Aufklärungsarbeit betrieb, klebte der "Freundeskreis Rade" Plakate, auf denen der Pädagoge ins Fadenkreuz einer Schusswaffe genommen wurde. Viele ausländische Schüler bekamen es daraufhin mit der Angst zu tun. "Ich bin der King in Rade", brüstete sich der heute 21 Jahre alte Rädelsführer gegenüber einem asiatisch aussehenden Mann. Im Internet verbreiteten die Rechtsextremen ihre Propaganda. Zudem unterhielten sie Verbindungen zu anderen rechtsextremen "Kameradschaften".
Als die Polizei im April 2012 mit Durchsuchungen und Festnahmen gegen die Verdächtigen vorging, brach der "Freundeskreis" sofort zusammen. Keiner der Angeklagten zeigte während des Verfahrens jedoch Reue oder distanzierte sich von seinen Taten. Der Rädelsführer ist nach Angaben der Staatsanwaltschaft weiter in der rechten Szene aktiv. Kennzeichnend für den jungen Vater sei seine "hasserfüllte Einstellung", sagte die Richterin. (dpa)