Köln. “Freundeskreis Rade“ - hinter dem harmlosen Namen verbirgt sich nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft eine gefährliche Neonazi-Gruppe. Acht mutmaßliche Mitglieder stehen nun vor Gericht. Der Prozess ist allerdings noch nicht richtig in Gang gekommen.

Vor dem Landgericht Köln müssen sich seit Freitag acht mutmaßliche Mitglieder des rechtsextremen "Freundeskreises Rade" verantworten. Die jungen Männer sind der Bildung einer kriminellen Vereinigung und der gefährlichen Körperverletzung angeklagt. Sie sollen in 14 Fällen vorwiegend ausländische oder politisch links orientierte Menschen verletzt oder bedroht haben. So wird einer der Angeklagten beschuldigt, den Sohn eines ausländischen Kioskbesitzers zu Boden geworfen haben - anschließend fielen acht Vermummte über den Mann her.

Die erste Gerichtssitzung am Freitag endete schon nach wenigen Minuten, da der Pflichtverteidiger eines der Angeklagten krank war. Die Vorsitzende Richterin Sibylle Grassmann unterbrach die Verhandlung bis Mittwoch. Es ist ungewiss, ob der Verteidiger bis dahin wieder gesund wird.

Vier Angeklagte werden von der Staatsanwaltschaft als Rädelsführer eingeschätzt

Die Angeklagten sind zwischen 18 und 26 Jahren alt. Zum Zeitpunkt der Taten waren drei von ihnen Jugendliche (unter 18 Jahren alt), drei Heranwachsende (zwischen 18 und 21) und zwei Erwachsene. Vier der Angeklagten werden von der Staatsanwaltschaft als Rädelsführer eingestuft. Die Bildung einer kriminellen Vereinigung kann mit bis zu fünf Jahren Gefängnis bestraft werden. Einigen Angeklagten werden auch Volksverhetzung und die Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen zur Last gelegt.

Die nordrhein-westfälische Polizei hatte den "Freundeskreis Rade" im April vergangenen Jahres auffliegen lassen. Sie beschlagnahmte Pistolen, Messer und andere Waffen. Hinter dem harmlosen Namen "Freundeskreis Rade" verbarg sich nach Erkenntnissen der Ermittler eine gewalttätige Neonazi-Gruppe, die im Bergischen Land operierte. Nach Darstellung der Staatsanwaltschaft verbreitete der "Freundeskreis Rade" ausländerfeindliches Gedankengut. (dpa)