Essen/Dortmund/Recklinghausen/Goch. . Zur Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien könnten es Anwohner von Public-Viewing-Veranstaltungen mit Fanjubel auch tief in der Nacht zu tun bekommen. Grund ist die Zeitverschiebung. Im NRW-Umweltministerin prüft man derzeit Ausnahmeregeln, weil die Anstoßzeiten vieler Spiele sehr spät sind.

"Public Viewing" ist bei großen Fußball-Ereignissen nicht mehr wegzudenken. Auch bei der kommenden Fifa-WM aus Brasilien sollen Spiele hierzulande an vielen öffentlichen Orten und unter freiem Himmel übertragen werden. Doch wieviele und vor allem, wieviele späte Spiele werden Fans diesmal zu sehen bekommen?

"Wir prüfen, ob wir Ausnahmen für alle Spiele ermöglichen können", sagt eine Sprecherin im NRW-Umweltministerium auf Anfrage. Welchen Rahmen das Ministerium den Genehmigungsbehörden im Land setzen wird, soll ein Erlass regeln auf Basis des Landes-Immissionsschutzgesetzes NRW. So war es auch in den vergangenen Jahren bei Fußball-EM und -WM. Jetzt aber, sagt die Sprecherin, "gibt es eine Sondersituation".

Sechs Stunden Zeitverschiebung

Grund dafür ist die Zeitschiebung zwischen Deutschland und Brasilien. Brasilien liegt auf der Weltuhrzeit-Skala zwischen fünf und sechs Stunden zurück. Die Folge: Insgesamt 26 Spiele in der Gruppenphase beginnen dort, wenn es bei uns bereits 21, 22 Uhr oder sogar 0 Uhr ist; eine Begegnung - Elfenbeinküste gegen Japan am 15. Juni - wird gar erst angepfiffen, wenn es hierzulande 3 Uhr in der Nacht ist. Man muss also mit Fan-Jubel auch tief in der Nacht rechnen. Aber muss man den auch als Nicht-Fan oder Anwohner hinnehmen?

Laut NRW-Gesetz herrscht zwischen 22 Uhr und 6 Uhr Nachtruhe. Lärm ist dann zu vermeiden. In bestimmten Gebieten kann der Beginn der Nachtruhe auf 24 Uhr verschoben werden. Das heißt, dass schon die Begegnungen ab 22 Uhr für's WM-Public Viewing problematisch werden können, zum Beispiel das WM-Eröffnungsspiel am 12. Juni zwischen Brasilien und Kroatien (22 Uhr); für die Begegnung England-Italien am 15. Juni (Beginn: 0 Uhr) sowieso.

In Dortmund ist man deshalb derzeit "nicht sicher, ob es bei uns möglich sein wird alle Spiele draußen zu sehen", sagt Stadtsprecher Michael Meinders. Ein Public-Viewing auf dem Friedensplatz sei in Planung, "wir sind noch mit Sponsoren im Gespräch". Wie bisher hoffe man, dort "alle Spiele der WM" zeigen zu können. Dazu aber "wollen wir erst mit den Anwohnern sprechen".

Spätestes Spiel des DFB-Teams beginnt um 21 Uhr

"Wir hoffen auf eine Sondergenehmigung", sagt auch Henning Prinz, der zwei Public-Viewings auf dem Rathausmarkt in Recklinghausen und im Herzen des niederrheinischen Goch organisiert. Für Recklinghausen sei das "Rudelgucken" so gut wie sicher, "80 Prozent der Sponsoren haben wir beisammen", sagt Prinz. Er möchte möglichst alle Spiele der WM zeigen. Mit Blick auf die Deutschen Nationalmannschaft, sagt Prinz, "haben wir Glück gehabt": Die späteste Begegnung - die gegen Ghana am 21. Juni - beginnt um 21 Uhr. Bei den Gruppenspielen der anderen WM-Teams, die besonders spät im Fernsehen übertragen werden, dürfte sich der Andrang beim Public Viewing ohnehin in Grenzen halten, glaubt Prinz.

Unterdessen plant auch der Bund eine Regelung, um möglichst einheitliche Zeiten für die Fußballübertragung festzulegen. Was geht oder was nicht geht wird aber letztlich in den jeweiligen Kommunen entschieden. Veranstalter oder Gastwirte ahnen, dass da noch Probleme mit Anwohnern drohen dürften.