Bad Wörishofen. . Familie Lemm aus Alpen macht Ferien auf einem Bauernhof in Bad Wörishofen. Die NRZ besuchte sie dort und ließ sich die Erlebnisse von Jona (2), Finja (5) und ihren Eltern aus erster Hand schildern.
Es ist 17.30 Uhr auf dem Ferienhof Lang in Bad Wörishofen: Wie jeden Abend macht sich der Bauer daran, im Kuhstall nach dem Rechten zu sehen. Und wie jeden Abend um 17.30 Uhr seit gut einer Woche kommt sein jüngster Knecht auch gleich um die Ecke geschossen. Jona ist zweidreiviertel Jahre alt und nicht mal halb so groß wie die Forke, die er sich schnappt und mit der er so fleißig ins Heu sticht, dass es einem angst und bange um die körperliche Unversehrtheit der 20 Tiere und des Bauern Lang wird. Der jedoch lächelt nur und sagt mit dem Gleichmut der großen Erfahrung: „Ist noch nie was passiert...“
Sollte sich Jona in vielen Jahren noch an den Urlaub 2013 erinnern, dann werden es glückliche Erinnerungen sein. Für Jona ist der Bauer König und Superman, zumal der ja auch noch einen richtigen Trecker fährt. Denn Jona ist ein „Trekkie“ der ursprünglichen Art. Er ist stolzer Besitzer mehrerer Plastik-Traktoren, mit etwas anderem spielt er nicht gern, höchstens mal mit einem Unimog oder einem Güllewagen. Die Eltern, Nadine (31) und Hendrik (40) Lemm aus Alpen, wissen nicht so recht, woher die Begeisterung ihres Jüngsten für die Landwirtschaft kommt, sie wissen aber, dass sie mit dem Urlaubsziel ins Schwarze getroffen haben.
Früh alles ausgebucht
Am Anfang sah das gar nicht so gut aus. Nadine: „Wir haben schon im Winter im Internet nach einem passenden Hof gesucht, da war aber schon viel ausgebucht. Schließlich haben wir uns für das Allgäu entschieden.“ Hendrik: „Eine kleine Enttäuschung gab’s bei der Ankunft, weil man hier nicht mal am Horizont Berge sieht.“ Und Bad Wörishofen ist, bei allem Respekt, eher eine Urlaubsstadt für die ältere Generation, gerade für Kneipp-Jünger, die hier im Kurpark Linderung bei Zipperlein und schwerer Krankheit erfahren.
Den richtigen Urlaubsort zu finden, ist aber gerade für viele junge Familien nicht leicht. Und das fängt schon bei den Eltern an. Nadine: „Ich habe früher supergern Pauschal-Urlaub gemacht. Sonne , Meer, Türkei, Ostsee.“ Hendrik: „Und ich war schon immer mehr für die Nordsee. Oder Camping in Südfrankreich.“ Nicht immer leicht, einen Kompromiss zu finden. Und dann kamen die Kinder. Nadine: „Wir sind jetzt auch nicht so die Typen, die sagen, Hauptsache den Kindern macht es Spaß. Wir wollen auch was vom Urlaub haben. Deshalb haben wir den Hof hier gebucht, weil er einen Wellness-Bereich im Keller hat.“ Drei verschiedene Saunen, Schwimmbad, abwechselnd relaxen sie am Abend.
Außerdem haben sie eine Küche im Appartement. „Mit Kindern im Restaurant macht nur wenig Spaß. Letztens wieder hat Jona sofort den Apfelsaft über den Tisch gegossen, die Kellnerin kam mit dem Lappen und hat erzählt ‘Kein Problem, ich hab auch drei Kinder’, aber gerade für Hendrik ist das immer totaler Stress.“
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Hendrik lächelt milde und wechselt das Thema. „Schön sind die Ausflüge. Wir waren in Augsburg in der Puppenkiste und in Ravensburg im Spielemuseum. Das ist deshalb Klasse, weil die Kinder Spaß haben und es auch für uns witzig und interessant ist.“
Der kleine Knecht ist derweil auf der Weide Richtung Riesen-Rinder unterwegs. Kurz schneidet sich der Weg mit seiner Schwester Finja, fünf Jahre alt. Sie holt gerade mit großem Ernst „Schatten“ von der Weide, ihr Lieblingspony auf dem Hof. Fest hält sie ihn im Zaum und wird später stolz verkünden, dass er nicht einmal gebuckelt habe. Finja ist hier genauso glücklich wie ihr Bruder, der ihr aber gleich wieder die Show stiehlt. Nadine ruft noch: „Nicht den Draht....“ Doch Jona hat den Draht schon in der Hand, der ist aber nicht geladen. Nadine atmet durch. Einen Sack Flöhe hüten...
Im nächsten Jahr will die Familie mal wieder ans Meer. Nord- oder Ostsee... Mal sehen. Neben dem Knecht-Knirps und der Pony-Flüsterin wird dann noch jemand seine Interessen anmelden: Die Lemms erwarten im Herbst ihr drittes Kind.